Eine Anlaufstelle für Gründer der Green Econmy ist die Green Alley Investment GmbH. Im Interview erklärt ihr Geschäftsführer Jan Patrick Schulz Hintergründe, Ziele und Erfahrungen mit dem Gründerwettbewerb "InnoWASTEon".
Die Gesellschaft Green Alley Investment GmbH mit Sitz in Berlin bringt Start-ups, Innovatoren und junge Unternehmen der Green Economy unter einem Dach zusammen, um ihre grünen Geschäftsmodelle erfolgreich am Markt zu etablieren.
Springer für Professionals: Was verbirgt sich hinter "Green Alley" genau?
Jan Patrick Schulz: 2013 haben wir Green Alley als Tochterfirma der Landbell Gruppe gegründet. Hinter Green Alley steht somit ein erfahrener Umwelt- und Entsorgungsspezialist, der die Rücknahme und das Recycling verschiedener Materialien von Verkaufsverpackungen über Elektroschrott bis hin zu individuellen und maßgeschneiderten Rückhollösungen für Kunden organisiert. Ziel von Green Alley ist es, neue Trends und Innovationen im Bereich Recycling und Ressourcenschonung aufzuspüren und diese zu fördern. Als strategischer Investor bieten wir grünen Start-ups, die sich mit dem Thema Abfall und Kreislaufwirtschaft beschäftigen, Startkapital aber auch strategische Unterstützung, um auf dem wachsenden Recycling- und Entsorgungsmarkt Fuß zu fassen. Die jungen Unternehmer haben zudem die Möglichkeit, in unserem Coworking-Space in Berlin zu arbeitet und sich mit anderen Start-ups der Green Economy zu vernetzen. Mit Hilfe von Green Alley möchten wir natürlich auch für unsere Kunden der Landbell Gruppe einen Mehrwert schaffen, das heißt frühzeitig zukunftsfähige und erfolgversprechende Recycling- und Entsorgungslösungen für unterschiedliche Bedürfnisse und Herausforderungen anbieten.
Welche Ziele verfolgen sie auf der Suche nach dem Recycling von morgen?
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Für uns bedeutet die Suche nach grünen Geschäftsmodellen auch, ganz neue Sichtweisen auf Abfall zuzulassen und neue Möglichkeiten kennenzulernen, wie Abfall zur Ressource werden kann. Aus diesem Grund haben wir im Frühjahr 2014 gemeinsam mit der Crowdfunding Plattform Seedmatch den Gründerwettbewerb "InnoWASTEon – grüne Start-ups gesucht!" ausgerufen. Der Wettbewerb richtete sich nicht nur an Start-ups, die bereits ein Produkt oder eine Dienstleistung auf den Markt gebracht haben, sondern sprach gezielt auch Gründer an, die sich noch in der Konzeptionsphase befinden. Die insgesamt 70 Bewerbungen haben gezeigt, welch großes Potenzial in diesem Thema liegt. Es gibt zahlreiche gute Ideen für eine grüne Zukunft, die Unterstützung benötigen und denen wir mit Green Alley eine Bühne geben möchten. Auf diese Weise wollen wir innovative Lösungen für ökologische Herausforderungen finden und fördern – und das möglichst frühzeitig, bevor sie für unsere Gesellschaft akut werden.
In diesem Jahr wurden erstmalig im Rahmen eines Gründerwettbewerbs drei Awards vergeben. Was kennzeichnet die Gewinner?
Für den ersten Green Alley Award waren insgesamt sieben Start-ups nominiert. In nur drei Minuten mussten die Gründer eine Jury aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gründerszene von ihrer Geschäftsidee überzeugen. Alle sieben Pitches waren sehr gut, daher fiel die Auswahl natürlich schwer. Ausschlaggebend war vor allem, dass die Idee einen wirklich nachhaltigen Beitrag für die Green Economy leistet und den Markt verändern kann. Da eine gute Idee alleine nicht ausreicht, war uns auch die Motivation und Überzeugungskraft des Gründerteams wichtig, das diese Idee schließlich umsetzen und zum Erfolg bringen muss. Punkten konnten das Kölner Start-up FoodLoop mit einer App gegen die Lebensmittelverschwendung, GreenLab Berlin mit einem nach Kakao duftenden veganen Bio-Dünger und RePack aus Finnland mit einer Mehrwegverpackung für den Online-Handel. Die Gewinner stellen wir auch ausführlich auf unserer Webseite vor.
Insgesamt hatten sie die Wahl unter 70 Bewerbern. Welche Trends haben dominiert?
Für unseren Gründerwettbewerb "InnoWASTEon – grüne Start-ups gesucht!" ist wirklich ein breites Spektrum an Bewerbungen eingegangen, die alle Unternehmensphasen abdecken und sich mit verschiedenen Themenfeldern der Kreislaufwirtschaft beschäftigen. Bei den meisten Bewerbern liegt die Gründung eines Start-ups gerade einmal eineinhalb Jahre zurück. Jede vierte Bewerbung haben wir aus Berlin erhalten, wo die Gründungsaktivitäten besonders im Bereich der Green Economy am stärksten sind. Thematisch dominierten vier Bereiche: die Vermeidung von Abfällen, das Upcycling, das Mehrweg-Prinzip und die Entwicklung von Plattformen. Dabei geht der Trend ganz klar in Richtung Abfallvermeidung. Viele Bewerber haben sich damit auseinandergesetzt, wie man z.B. durch Wiederverwendung oder längere Nutzungsdauer von Produkten die Abfallmenge reduzieren kann. Um das zu erreichen, wurden häufig Mehrweg-Systeme oder Entsorgungs-Plattformen bzw. Applikationen entwickelt. Im Mode- und Lifestylebereich hingegen ist das Thema Upcycling ganz groß im Kommen und aus Sicht der Kreislaufwirtschaft waren besonders solche Bewerber interessant, die Alternativen zu herkömmlichen Verpackungsmaterialien gefunden haben.
Der Knackpunkt jeder Firmengründung ist meist das Startkapital. Wie können sie dabei den grünen Gründern helfen?
Als strategischer Investor der Green Economy setzen wir genau hier an. Wir bieten Start-ups in Deutschland aber auch Gründern im Ausland, die in den deutschen Markt eintreten wollen, finanzielle Starthilfe an. Dies kann in Form einer Unternehmensbeteiligung, Büroplätzen in unserem Coworking-Space in Berlin oder durch eine Förderung wie unseren Gründerwettbewerb geschehen. Zudem haben wir eine Kooperation mit Seedmatch geschlossen, der größten Crowdfunding Plattform für Start-ups in Deutschland. Eine Finanzierung über die Crowd ist bei geeigneten Geschäftsmodellen somit ebenfalls eine Möglichkeit. Über das Finanzielle hinaus kann Green Alley den Start-ups und Gründern aber auch einen strategischen Vorteil liefern: Wir kennen den Recycling und Entsorgungsmarkt sowie seine gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa sehr gut. Unsere Experten können genau einschätzen, welche Ideen in diesem Bereich Potenzial haben und sich umsetzen lassen. Und sie wissen auch, welche Herausforderungen dabei noch zu lösen sind.
Für eine neue Wettbewerbsausschreibung wird es neue Schwerpunkte geben. Was steht diesbezüglich auf der Agenda?
Nach dieser ersten Wettbewerbsrunde waren wir begeistert von der Resonanz und auch beeindruckt von der Qualität der Bewerbungen. Daher würden wir den Gründerwettbewerb gerne auch im nächsten Jahr wieder ausrichten. Der Fokus wird weiterhin auf dem Thema Kreislaufwirtschaft liegen – denn darin sind wir Experten. Wir können uns jedoch sehr gut vorstellen, ein gezieltes Problem zu adressieren, das mit Abfall zu tun hat. Wesentlich wird aber auch bei einem kommenden Wettbewerb sein, wie wir nicht nur die Kreislaufwirtschaft, sondern die gesamte Green Economy in Deutschland und darüber hinaus voranbringen können.
Das Interview führte Günter Knackfuß, freier Autor, für Springer für Professionals.