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06.09.2017 | Entsorgung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Abfallvermeidung durch ein Mehrwegbecher-Pfandsystem

verfasst von: Kerstin Bolz, Dr. Katharina Franziska Braig LL.M.

2:30 Min. Lesedauer

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Ein Coffee to go gehört für viele Menschen zum alltäglichen Ritual. Jedoch stellen die Becher in vielen Städten ein erhebliches Abfallproblem dar, so dass Letztere nun Gegen-Initiativen ergreifen.

Schätzungen zufolge produziert die Weltbevölkerung 1,3 Milliarden Tonnen Siedlungsabfälle pro Jahr. Deutschlandweit werden jährlich 350 Millionen Tonnen Abfall produziert. Durch diesen Abfall entsteht ein hoher Ressourcenverbrauch und durch die energetische Verwertung werden Treibhausgase freigesetzt, die den Klimawandel begünstigen. Häufig werden Abfälle nicht fachgerecht entsorgt und in die Ozeane geschwemmt, wo sie erhebliche Auswirkungen auf das marine Leben haben und gefährliche Stoffe freisetzten, die sich auch in unserer Nahrungskette anreichern können. Um dem hohen Abfallaufkommen entgegen zu wirken, hat generell die Vermeidung von Abfall höchste Priorität. 

Empfehlung der Redaktion

2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

Abfallvermeidung

Abfallvermeidung steht an oberster Stelle der Abfallhierarchie und ist auf Ebene des EU-Rechts und der nationalen Gesetzgebung verankert. So sind die EU-Staaten verpflichtet, Abfallvermeidungsprogramme zu erstellen. Allein die Definition des Begriffes der Abfallvermeidung selbst ist komplex, da sowohl subjektive als auch objektive Maßstäbe anzulegen sind.


Zahlreiche Industriestaaten haben ihr Abfallsystem zudem auf effizientes Recycling und Wiederverwendung eingestellt, so dass durch diese Maßnahmen das Abfallaufkommen erheblich gemindert wird. 

Kampfansage der "Green City" Freiburg gegen die Becherflut

Die Stadt Freiburg ist durch ihr nachhaltiges Stadtentwicklungskonzept, ihre zahlreichen Unternehmen im Umweltbereich und den grünen Zeitgeist geprägt. Doch auch in der "Green City" werden jährlich schätzungsweise zwölf Millionen Einwegbecher entsorgt. Denn ihr Recycling ist aufgrund der Kunststoffbeschichtung sehr aufwendig. Um gegen diese Becherflut vorzugehen, hat Freiburg die Initiative ergriffen und den "Freiburg Cup" eingeführt. Dieser Mehrweg-Kaffeebecher aus Polypropylen ist inzwischen in über 90 Cafés und Bäckereien Freiburgs erhältlich. Kunden können beim Kaffeekauf gegen einen Euro Pfand das gewünschte Getränk im Freiburg Cup erwerben. Zurückgegeben werden kann der Pfandbecher in allen teilnehmenden Geschäften. Manche Geschäfte gewähren zudem einen Nachlass bei Kauf des Kaffees im Pfandbecher. Ziel des Freiburg Cups ist die Vermeidung von Abfall und damit die Ressourcenschonung. Zugleich soll dadurch auch die Stadtsauberkeit gefördert werden, denn Einwegbecher landen nicht ausschließlich im Müll, sondern auch in Parks oder an Straßenrändern. Des Weiteren ist es Ziel der Aktion, das Konsumverhalten der Kaffeetrinkerinnen und –trinker nachhaltig zu verändern.

Freiburg Cup als Vorbild für weitere Mehrwegbecher-Initiativen

Der Freiburg Cup hat Nachahmer gefunden: In vielen Großstädten der Bundesrepublik sind innerhalb des letzten Jahres Initiativen zu Mehrwegbechern und Pfandbechersystemen gestartet. Zumeist private Initiatoren bieten einen Pfandbecher an oder werben für den Kaffeekauf im eigens mitgebrachten Mehrwegbecher und bewegen gleichzeitig Kaffeeanbieter zur Gewährung eines Rabatts für diese Kunden. Bislang war der Freiburg Cup die umfangreichste städtische Initiative. Seit August 2017 gibt es jedoch eine weitere städtische Aktion in Hannover: Der "Hannoccino", für den starke Partner wie z.B. der Sportverein Hannover 96 gewonnen worden konnten, besteht weitestgehend aus Biobestandteilen und wird mit einer ersten Auflage von 24.000 Stück produziert.

In München hat der Stadtrat diesen Sommer sogar einstimmig beschlossen, dass für neue Pächter städtischer Kaffeeausgaben die Einwegbecher komplett verboten werden.

Die Freiburger Pioniere ermöglichen diesen neueren Initiativen einen engen Austausch. Dies ermöglicht Nachahmern, dass Kritikpunkte sowie Verbesserungsvorschläge, die im Rahmen des Freiburger Pilotvorhabens aufgetaucht sind, konstruktiv angegangen werden können.

Auch wenn repräsentative Studien, welche die Umweltauswirkungen von Coffee to go-Einwegbechern quantifizieren und bewerten, bislang weiterhin weitgehend fehlen, so lassen die zahlreichen Initiativen unschwer erkennen, dass Umweltauswirkungen der Einwegbecher zunehmend thematisiert werden und sich der Trend in Richtung immer nachhaltigeren Mehrwegbechern entwickelt.

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