Verkaufen Sie auch in Zukunft Ihren Kunden noch Kilowattstunden? – Zugegeben eine etwas ungewöhnliche Fragestellung. Jedoch führt sie ohne Umschweife zum eigentlichen Kern, zur relevanten Frage, wie das Energieversorgungsgeschäft mittel- bis langfristig aussehen könnte und welche Produkte oder Dienstleistungen in Zukunft im Energiesektor nachgefragt werden.
Zweifellos durchläuft die deutsche Energiewirtschaft seit einigen Jahren erhebliche Veränderungen, die sich zwangsläufig auf die Geschäftstätigkeit aller Marktakteure dieser Branche auswirken. Das klassische Versorgungsgeschäft läuft immer mehr Gefahr, sich in der „smarten“ Energiewelt von morgen maximal mit einer Rand- oder Nischenexistenz abfinden zu müssen. Energieversorgungsunternehmen, die der konstatierten Bedrohung ihres heutigen Geschäftsmodells nicht tatenlos zusehen wollen, müssen handeln. Sich auf die geänderten Umfeldbedingungen einzustellen und demzufolge rechtzeitig zukunftsfähige Geschäftskonzepte zu etablieren sowie bereits vorhandene Geschäftsmodelle situationsgerecht weiterzuentwickeln wird mehr und mehr zu einer Kernkompetenz innovationsbereiter und -fähiger Akteure des Smart Markets. – Aber wie können diese Modelle in der energiewirtschaftlichen Praxis entwickelt und umgesetzt werden?
Komplexität ist ein wesentliches Charakteristikum der heutigen Energiewirtschaft. Traditionelle Methoden und Geschäftsmodelle liefern in diesem schwierigen Umfeld mitunter suboptimale Ergebnisse. Neue umfassende Modellansätze zur Geschäftsentwicklung sind gefragt. Der Autor vertritt die Ansicht, dass es zur Komplexitätsbeherrschung im modernen Energiegeschäft einer umfassenden Integration aller relevanten energiewirtschaftlichen Facetten bei gleichzeitig ganzheitlicher Betrachtung der vielfältigen Einflüsse und Anforderungen des normativen, strategischen sowie operativen Managements bedarf. Als konzeptioneller Bezugsrahmen bietet sich das bewährte St. Galler Management-Konzept an. Es repräsentiert gewissermaßen die DNS des Integrierten Geschäftsmodells iOcTen, welches vor dem Hintergrund des Smart Markets auf den Folgeseiten entworfen und detailliert wird. Die Bezugnahme auf die anwendungsorientierte Theorie des St. Galler Management-Konzepts soll für den Praktiker keineswegs abschreckend wirken. Die Anwendungsfälle am Ende dieses Kapitels werden belegen, dass der gewählte integrierte Geschäftsmodellansatz für die Herausforderungen des Smart Markets im besonderen Maße praxistauglich ist.
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Das Wort Modell leitet sich ursprünglich vom lateinischen Wort „modulus “ für Maß bzw. Maßstab her. Die heutige Verwendung geht auf das italienische Wort „modello“ (Muster, Entwurf) zurück.
Auf eine ausführliche Beschreibung der Methoden des Prozessmanagements wird an dieser Stelle unter Hinweis auf die zahlreich verfügbare Fachliteratur zur Prozessthematik verzichtet.
Auf den Folgeseiten wird ein grundlegender Einblick in die Entwicklung von Geschäftsmodellen offeriert. Für eine weiterführende, detaillierte Explikation wird jedoch auf das umfassende Schrifttum verwiesen.