Nicht nur die energieintensive Industrie ist gut beraten, Verfügbarkeit und Preise für Erdgas auf den
internationalen Märkten zu beobachten. Auch Unternehmen, die selbst sogar kein Erdgas einsetzen, können in ihrer
Geschäftsentwicklung Einflüssen der internationalen Erdgasmärkte ausgesetzt sein. Der Artikel befasst sich mit den
wesentlichen Determinanten, die Einfluss auf Handelsströme und Preise nehmen. Die weltweite Verteilung von Reserven
und Produktion bestimmt Verfügbarkeit und Wege des Erdgases zu den Märkten. Die Liberalisierung wesentlicher
Erdgasmärkte hat die Preisbildung zunehmend von der Leitenergie Öl abgekoppelt, deren Einfluss aber trotzdem
weiterhin gegeben ist. Die erfolgreiche Ausbeutung der Shale‐Gas‐ und Shale‐Oil‐Vorkommen hat die USA nicht nur zur
führenden Förderregion für Gas und Öl gemacht, sondern auch Bewegung in den internationalen Gashandel gebracht, da
diese Entwicklung viele Marktteilnehmer überrascht hat. Verflüssigtes Erdgas ist auch zwischen Kontinenten handelbar
und gewinnt zunehmend auch Einfluss auf traditionell mit Pipelinegas versorgte Märkte. Anders als unter
Langfristverträgen kontrahiertes Pipelinegas kann LNG auch kurzfristig preisorientiert an unterschiedliche Märkte
adressiert werden. Dadurch entsteht zwar noch kein globaler Preis für Erdgas. Die Verfügbarkeit von
Versorgungsalternativen hat aber preisbegrenzende Wirkung und erhöht zusätzlich die Sicherheit der
Versorgung. Inwieweit die insgesamt als entspannt anzusehende Versorgungslage bei einem sogar positiven Ausblick
hinsichtlich des verfügbaren Aufkommens kompatibel ist mit den Planungen globaler Klimapolitik, ist eine völlig
andere Frage.
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Vgl. AG Energiebilanzen (2015). Der vorläufige Wert für 2014 beträgt 20,4 Prozent nach 22,6 Prozent in 2013. Der Verbrauchsrückgang in Höhe von 14 Prozent war hauptsächlich auf die mildere Witterung und Produktionsrückgänge in der chemischen Grundstoffindustrie zurückzuführen.
Geht man vereinfachungshalber davon aus, dass die Brennstoffe Steinkohle, Gas, Öl und Uran zur
Stromerzeugung vollständig importiert werden, stellt dies immer noch weniger als 50 Prozent des Brennstoffeinsatzes zur
Stromerzeugung dar.
Primär zu betrachten sind Ergebniseinflüsse direkter
Kostenwirkungen aus global bedingten Preisänderungen für Erdgas. Entwicklungen auf den internationalen Gasmärkten können aber auch
ursächlich sein für Unternehmensentscheidungen. So kann zum Beispiel die Verfügbarkeit von Erdgas in den USA zu Preisen, die
verglichen mit Europa weniger als die Hälfte betragen, durchaus Einfluss auf die Standortwahl haben. In jedem Fall stellt sie
einen signifikanten Wettbewerbsvorteil dar.
Ein Preisanstieg für Erdgas
führt zum Beispiel dazu, dass zusätzliche Mengen, die bislang nicht wirtschaftlich förderbar waren, nunmehr für den Markt
verfügbar gemacht werden können. Die wirtschaftlich gewinnbaren Reserven erhöhen sich. Entsprechend können auch Senkungen des
Erdgaspreisniveaus zu einer Verringerung der Reserven führen.
Unter der statischen Reichweite versteht
man die Zeitspanne in Jahren, für welche die aktuellen wirtschaftlich förderbaren Reserven zur Aufrechterhaltung des aktuellen
Verbrauchsniveaus noch reichen werden.
BP Global (2014, S. 20). Unter nachgewiesenen Reserven versteht man die als
wirtschaftlich gewinnbar eingeschätzten Mengen Erdgas aus erkundeten Lagerstätten.
Liquified Natural Gas, kurz LNG, ist Erdgas, welches durch eine Abkühlung auf unter minus 160 Grad
Celsius in den flüssigen Aggregatzustand überführt wird und so nur noch weniger als den 600sten Teil seines üblichen Volumens
einnimmt. Es kann dadurch auch in großen Mengen mit Schiffen transportiert werden.
Die DFTG‐Deutsche Flüssigerdgas Terminal Gesellschaft mit beschränkter Haftung wurde im
August 1972 gegründet. Gesellschafter sind E.ON Global Commodities und VNG.
Ein wesentliches Merkmal des Anlegbarkeitsprinzips war die Durchsetzung unterschiedlicher Preise für das gleiche
Gut in Abhängigkeit von den für den Kunden verfügbaren Alternativen. Möglich war dies nur durch die ordnungspolitisch
sanktionierte horizontale und vertikale Kartellierung von Teilmärkten. Mit der Liberalisierung der Märkte ging die
Durchsetzbarkeit dieser Preisdiskriminierung verloren. Die Substitution von Öl durch Gas ist aber weiter möglich, deshalb
definiert diese auch unverändert die Preisobergrenze von Gas, weil es ansonsten billiger ist, Öl
einzusetzen.
Mit Regulierung sind hier verschiedene Einflüsse nicht
marktlicher Art gemeint wie die Bundesnetzagentur, das Bundeskartellamt, die Energiepolitik etc.
In den USA trägt
die Tight‐Gas‐Förderung seit mehr als 40 Jahren zum Aufkommen bei. Tight Gas wird auch in Deutschland gefördert. Die Förderung von
CBM wurde bereits vor 20 Jahren in Deutschland geprüft.
Henry Hub ist ein Knotenpunkt von Erdgaspipelines in Louisiana,
USA. Für die dort gehandelten Mengen entwickelte sich ein Referenzpreis, der schließlich auch für die an der NYMEX und an der ICE
gehandelte Kontrakte namensgebende Anwendung fand.
Die dargestellte
Preiskurve basiert auf einer typischen LNG‐Preisformel für den Import nach Japan mit alleiniger Bindung an den JCC (Japan
Custom‐cleared Crude Index).
Vgl. Ellis (2015). Übrigens auch ein Beispiel, dass die
Substitutionskonkurrenz substituierbarer Brennstoffe auch bei Gas‐zu‐Gas‐Wettbewerb noch existent ist.
British Thermal Unit (BTU) ist eine traditionell verwendete Energieeinheit und
entspricht 1055 Joule1. MMBTU = 1 Million British Thermal Units entspricht etwa 293 kWh.
Man spricht auch von einem Beschaffungsportfolio,
welches durch die Verfügbarkeit verschiedener Produkte (Bandlieferung für Jahre, Quartale, Monate, Flexibilitätsprodukte,
Spotlieferungen) ermöglicht wird.
Zum Beispiel Brent und WTI für
Rohöl. Für Mineralölprodukte wie Gasoil, Naphta, Gasoline, Diesel etc. gibt es eine Vielzahl von Börsenpreisen oder Preisen, die
von Quote Vendors wie Platts, Argus und anderen neutral festgestellt werden.
Dabei ist die Frage der effektiven CO2‐Abscheidung noch nicht beantwortet. Diese ist stets
ein End‐of‐Pipe‐Verfahren, was nach gegenwärtigem Stand der Technik wohl eine Fokussierung auf Großfeuerungsanlagen bedeuten
dürfte. Von wenigen Großverbrauchern abgesehen würden Endverbraucher keine Energieträger mehr verbrennen, sondern nur noch Strom
verbrauchen.