Wie kann die Energieproblematik im Hinblick auf die notwendige Gasversorgung im friedlichen Miteinander gestaltet werden? Die Springer-Autoren Oleg Nikiforov und Gunter-E. Hackemesser kommentieren.
Die Versorgung Europas mit Erdgas ist auch noch in den nächsten Jahren unbedingt notwendig, um einen für jedermann bezahlbaren Übergang zu einer regenerativen Energieversorgung zu schaffen. Das ist unsere Auffassung, die wir mit dem Für und Wider auf einem heiß umkämpften Markt bestätigen wollen.
Doch eine sehr große Gefahr besteht nach wie vor: Auseinandersetzungen um Marktanteile in Europa, drohen zu eskalieren und politische Ränke machen unseren Erdteil zum Spielplatz unterschiedlicher Weltkräfte, die ihre Vorherrschaft mit allen erdenklichen Mitteln durchsetzen wollen.
Politische und wirtschaftliche Aspekte der Erdgasversorgung
In unserem Buch "Die Schlacht um Europas Gasmarkt" geht es um hochbrisante wirtschaftliche und politische Aspekte dieser Bestrebungen und ihre Hintergründe. Der allgemeine Bedarf an diesem noch viele Jahre wichtigen Energieträger, die Rolle der europäischen Energieprogramme und der zahlreichen Umwelt- und Klimabeschlüsse, werden gründlich analysiert und allgemein verständlich dargelegt. Aber auch Probleme der Gasgewinnung, der dringend erforderlichen Leitungssysteme und den oft rechtlich komplizierten Hoheitsrechten der beteiligten Länder, haben wir in den einzelnen Ländern untersucht und ausgewertet.
In "Die Schlacht um Europas Gasmarkt" stellen wir die Gesamtsituation auf dem Energiesektor der europäischen Länder in den Mittelpunkt und betrachten den Gasmarkt speziell aus der Sicht der weltweit angesiedelten Verkäufer und der europäischen Verbraucher in der Wirtschaft und in den privaten Haushalten. Unterschiedliche Varianten der Versorgung Europas, im Einvernehmen mit der notwendigen Energiewende sind die Eckpunkte, die einen globalen Gasmarkt für alle Beteiligten erforderlich machen. Die Gewinnung, Bearbeitung, Produktion und Lieferung von LNG über viele tausende Kilometer Leitungen und mit ganzen Tankerflotten, gewinnt im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten und der nicht nur für die Wirtschaft Europas schädlichen wirtschaftlichen Bemühungen der neuen US-Administration, von Tag zu Tag mehr an Bedeutung.
Erdgas – zeitlich begrenzter Ausweg statt Kohle und Atomkraft
Aufgrund der umfangreichen Untersuchungen und der Einschätzung zahlreicher Experten ist unschwer zu erkennen, dass der allgemeine Klimawandel die Menschheit zwar zwingen wird, auf Energieträger mit hoher CO2 –Emission - wie bei der Kohlevergasung - zu verzichten, doch die Nutzung fossiler Energieträger noch - bis zur Organisation einer, den neuen Energieträgern adäquaten Infrastruktur und der Schaffung ausreichender technischer sowie technologischer Bedingungen für den Übergang zu alternativen Quellen - lange Zeit notwendig sein. Weil der allgemeine Energieverbrauch auch weiterhin - in Europa zwar mit viel niedrigerem Tempo, als zum Beispiel in Asien oder Afrika - wachsen wird, verschärft auch der gleichfalls dringend erforderliche vorgesehene Ausstieg aus der Atomenergie die Lage.
Erdgas - durch seine CO2-ärmeren Emissionen - eine vorübergehende Alternative? Die Fachleute sehen noch 20 bis 30 Jahre für diesen Energieträger in Europa eine Chance, das nach Berechnungen auch in der Zukunft, jährlich 300 bis 500 Milliarden Kubikmeter Erdgas - abhängig von der Wirtschaftsentwicklung und dem Tempo der Klimaveränderungen - verbrauchen wird.
Doch die Gasvorräte sind sehr ungleichmäßig auf der Erde verteilt. Russland, Katar, Algerien und die USA gelten als die Monopolisten. Dabei geht es heute sowohl um Erdgas, als auch zunehmend, um Schiefergas. In letzter Zeit wurden in China und Japan dafür neue Technologien entwickelt, die erlauben, auch gefrorenes Methan dafür zu nutzen und so das Angebot aus den vorhandenen bisherigen Gaslagerstätten enorm vergrößern.
Im Buch werden alle diese Projekte, einschließlich gewaltiger neuer Vorhaben im Kaspischen Raum, im Iran und im Nahen Osten , in Algerien und in Afrika, auf den Prüfstand gestellt. Besonderes Interesse bei den Lesern dürften die Hintergründe des russischen Gaskrieges mit der Ukraine finden, die letztendlich zu weiteren Projekten, wie Nord Stream, Süd Stream, Turk Stream und Nord Stream 2 - gegenwärtig verstärkt auf der Tagesordnung bei Anhängern und Gegnern - führen. Auch der Wettbewerb zwischen dem traditionellen Röhrengas- und LNG-Handel spielt im Buch - vor allem im Zusammenhang mit der heutigen US-Position und den konkreten Schritten ihres Präsidenten Trump, der Europa teures Gas verkaufen möchte, um den russischen Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen - eine wichtige Rolle.
Speziell interessant: Wie kam es zur Vormachtstellung der russischen Gasgiganten in Europa und welche Folgen hat das Dritte Energiepaket für den mächtigen Konzernführer Gasprom, als heutigen Hauptgaslieferanten für Deutschland.
"Die Schlacht um Europas Gasmarkt" ist eine umfassende und faktenreiche Behandlung der Energieproblematik mit zahlreichen interessanten Ansatzpunkten, wie durch gegenseitiges Verstehen, im friedvollen Miteinander, eine für alle lebenswichtige Problematik im Sinne der gesamten Menschheit erfolgreich gelöst und beherrscht werden kann.