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02.12.2016 | Erdöl | Im Fokus | Online-Artikel

Mineralölwirtschaft sucht neue Geschäftsmodelle

verfasst von: Frank Urbansky

3 Min. Lesedauer
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Benzin, Diesel und Heizöl prägen noch Verkehr und Wärmemarkt. Die Mineralölindustrie muss nach Lösungen und Alternativen suchen, um durch die Energiewende nicht abgehängt zu werden.

Die Mineralölwirtschaft und insbesondere der Handelsbereich in Deutschland stehen unter Druck. Der rührt vor allem aus dem politischen Willen von Bundesregierung und Europäischer Union (EU), auf fossile Brennstoffe bis 2050 zu verzichten. "Endliche Mineralölreserven und der Wunsch, bei der Energieversorgung nicht von einzelnen eventuell politisch unberechenbaren Lieferländern abzuhängen, führen dazu, dass nach Ergänzungen oder Alternativen zu den etablierten Energieträgern gesucht wird", beschreibt diese Zwänge Springer-Vieweg-Autor Michael Hilgers auf Seite 3 seine Buchkapitels "Alternative Antriebe und Ergänzungen zum konventionellen Triebstrang"

Empfehlung der Redaktion

2016 | OriginalPaper | Buchkapitel

Alternative Antriebe und Ergänzungen zum konventionellen Triebstrang

Der konventionelle Triebstrang mit einem Verbrennungsmotor, der Dieselkraftstoff aus Mineralöl verbrennt, treibt seit vielen Jahrzehnten den Lastkraftwagen an (erster Lkw mit Dieselmotor in den 1920er Jahren). 


Immerhin werden von der Mineralölindustrie in die fossilen Kraftstoffe schon seit Jahren entweder biogener Ethanol zu Benzin, wahlweise in fünf oder zehn Prozent und ein Fatty Acid Methyl Ester (FAME), meist aus Raps, zu Diesel mit bis zu sieben Prozent beigemischt.

Bio auch für die Heizung

Auch im Wärmemarkt hat die Mineralölindustrie ähnlich reagiert. Hier wird ebenfalls ein FAME bis zu 15 Prozent dem Heizöl beigemischt. Durchgesetzt hat sich dieses Produkt jedoch nur in Baden-Württemberg. Das dortige landeseigene Erneuerbaren-Wärme-Gesetz (EWärmeG) verlangt auch im Bestand die Verwendung von Erneuerbaren Energien. Bioheizöl ist ausdrücklich als Erfüllungsoption anerkannt. Der Vorteil für diese Art von Kraftstoffen: Der Mineralölhandel kann dabei auf seine vorhandene Logistik aus Tanklägern und -wagen setzen.

Dennoch fußen all diese Lösungen auf Kraftstoffen der 1. Generation. Sie entstehen aus Biomasse, die extra dafür erzeugt wurde. Doch denen wird die EU spätestens ab 2020 jegliche politische Unterstützung entziehen und eine Förderung weitgehend verbieten. Wohlgelitten sind dann nur noch biogene Kraftstoffe der 2. Generation, die aus Abfall oder sonst nicht verwertbaren Reststoffen hergestellt werden müssen. Darunter fallen Hydrierte Pflanzenöle (HVO) oder Treibstoffe, die aus fester Biomasse mittels Strom entstehen (Biomass to Liquid, BtL). In der Praxis, insbesondere im Luft- und im Schiffsverkehr, sind diese Kraftstoffarten weitgehend erprobt. Auch im Straßenverkehr gibt es erste Feldtests. Hinzu kommt die E-Mobilität. Erste Tankstellen bieten Strom per Ladesäulen an. Doch diese Produkte sind bisher nicht in der Wertschöpfungskette der Mineralölindustrie verankert.

Raffinerien veraltet

Das ist nicht deren einzige Baustelle. Ihre Produktionsgrundlage, die deutschen Raffinerien ist zu Teilen veraltet und hat nach Expertenschätzungen gut 25 Prozent zu viel Produktionskapazitäten. Sprich: Einige der elf Groß-Raffinerien hierzulande sind schlicht überflüssig. Hinzu kommt der Druck der Mitbewerber. Insbesondere Indien und China, aber auch Russland haben in den letzten Jahren deutliche Raffinerie-Kapazitäten aufgebaut.

Über all dem schwebt der Raum Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen, auch ARA genannt. Allein im Großraum von Rotterdam befinden sich hochmoderne Raffinerien, die der Hälfte der deutschen Produktionskapazitäten entsprechen. Da hier ein Großteil der überseeischen Rohölimporte für Europa anlandet, sind diese Raffinerien auch preisbestimmend für Deutschland - sehr zum Leidwesen der hiesigen Produzenten von Benzin, Diesel und Heizöl.

So wird die deutsche Mineralölwirtschaft sich wieder umstrukturieren müssen. Dafür wird sie eine gewisse Übergangsfrist haben, da Mineralölprodukte in der Volkswirtschft selbst langfristig kaum zu ersetzen sind. "Erdöl und Erdgas sind weiterhin die wichtigsten Energieträger, die weltweit Motoren und Turbinen antreiben, zugleich ist Erdöl der wichtigste Rohstoff für die Herstellung von Kunststoffen, diversen Medikamenten und anderen Produkten der chemischen Industrie", prognostizieren dies die Springer-Autoren Florian Neukirchen und Gunnar Ries in der Einführung zum Buch "Die Welt der Rohstoffe" auf Seite 1.

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