22.02.2019 | Replik
Erfolge und Probleme der modernen (Mainstream‑)Makroökonomik: Replik zum Kommentar von Peter Spahn
Erschienen in: List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik | Ausgabe 4/2019
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Auszug
Zunächst einmal bedanke ich mich bei Peter Spahn für seinen Kommentar. In dieser Replik werde ich drei Dinge tun: 1) einige nach meinem Dafürhalten faktische Fehler in Peter Spahns Kommentar korrigieren; 2) Peter Spahns Sichtweise der Funktion von Theorie und Empirie und deren Wechselwirkung sowie zum Pluralismus in der Ökonomik herausarbeiten und einen wenn auch nicht ganz fundamentalen, so doch substantiellen Dissens konstatieren; 3) auf Peter Spahns Kritik an der Neukeynesianischen Makroökonomik eingehen und ihr partiell zustimmen, dann aber fragen, warum Peter Spahn so gut wie nicht auf den zweiten (und dritten) Teil des Hauptaufsatzes eingegangen ist, die einige Kritik an der Neukeynesianischen Makroökonomik enthalten.-
Die Behauptung, das Niveau der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigung sei in Neukeynesianischen Modellen angebotsbedingt, ist bestenfalls unterkomplex. Im einfachsten Fall mit Monopol- und Preissetzungsmacht auf den Gütermärkten, aber ohne Monopol- und Lohnsetzungsmacht der „Gewerkschaften“, ist das gesamtwirtschaftliche Produktionsniveau rein nachfragebedingt. Das ergibt sich zwingend aus der Logik der monopolistischen Konkurrenz in den Modellen, bei der die Firmen wegen rigider Preise so lange ihr Angebot ausweiten könnten, bis sie keine Gewinne mehr machen. Dieses nachfragedeterminierte Produktionsniveau bestimmt dann durch die Produktionsfunktion auch das gesamtwirtschaftliche Beschäftigungsniveau. Ähnliches gilt für den Fall von Monopol- und Lohnsetzungsmacht der „Gewerkschaften“.
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Warum Peter Spahn behauptet, die Arbeitslosigkeit in Neukeynesianischen Modellen sei Sucharbeitslosigkeit, ist nicht nachvollziehbar. Im einfachsten Neukeynesianischen Modell gibt es zunächst einmal gar keine Arbeitslosigkeit (wofür man das Modell gerne kritisieren kann). Es gibt zwar Erweiterungen des Modells, in denen Sucharbeitslosigkeit eingefügt wird (etwa Christiano et al. 2016; Gali et al. 2011, nennt noch andere Beiträge in diese Richtung), aber es geht auch anders, etwa über Marktmacht (Gali et al. 2011). Peter Spahns Schlussfolgerungen über Neukeynesianische Modelle sind bei diesen faktischen Fehlern daher mit Vorsicht zu behandeln.
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Peter Spahn stellt richtig fest, dass Neukeynesianische Modelle oft in der Totalen durch sogenannte full information Schätzungen mit den Daten konfrontiert werden. Das ist aber nicht die einzige Konfrontation dieser Modelle und ihrer Bestandteile mit den Daten. Jedes einzelne Modellelement, jeder einzelne Teilmechanismus wird auch separat an die Daten herangetragen, ein Großteil der neueren empirischen Methoden und Erkenntnisse dazu wurde im Hauptaufsatz genannt. Es ist Peter Spahn, der hier Etikettenschwindel betreibt, zumal er ja in seinem Kommentar die Beschäftigung mit dieser Mikroevidenz auch wiederum als nicht immer hilfreich zu erachten scheint, was im nächsten Punkt noch genauer zu beleuchten sein wird.
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Es ist falsch, dass die gleichzeitige Analyse von wichtigen Friktionen in der modernen Makroökonomik keine Rolle spielt. Der Hauptaufsatz enthält zu diesem Thema einen eigenen Abschnitt.