Das Nationale Innovationsprogramm hat die Marktvorbereitung der Wasserstoff - und Brennstoffzellentechnologie bilanziert. Wir sprachen mit Dr. Klaus Bonhoff, Nationale Organisation Wasser- und Brennstoffzellentechnologie, NOW.
Springer für Professionals: Wie sieht die aktuelle Gesamtbilanz nach fast zehn Jahren Forschung und Entwicklung aus?
Klaus Bonhoff: Die Marktvorbereitung sowie auch die Alltagserprobung von Systemen, die auf der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie basieren, laufen bisher sehr erfolgreich. Es hat sich gezeigt: Die Produkte funktionieren und stellen in verschiedenen Anwendungsbereichen eine ernstzunehmende Alternative zu bestehenden Systemen dar.
Insgesamt ist die Wasserstoff- und Brennstoffzellenbranche durch das Nationale Innovationsprogramm (NIP) in den vergangenen neun Jahren stark gewachsen. Heute besteht sie inkl. der Zulieferbetriebe aus rund 500 Industrieunternehmen, die jetzt beginnen z. B. Brennstoffzellenfahrzeuge oder -heizgeräte auf den Markt zu bringen und die Entwicklung der Technologie weiter vorantreiben.
Welche fortgeschrittenen Demonstrationsvorhaben bewähren sich bereits in der Praxis?
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Im Straßenverkehr werden sowohl bei Pkw als auch im ÖPNV seit einigen Jahren erfolgreich wasserstoffbetriebene Elektrofahrzeuge mit Brennstoffzelle sowie die dazugehörige Betankung erprobt - und das bisher ohne nennenswerte Zwischenfälle.
Auch in der Telekommunikation wird die Brennstoffzelle genutzt, u.a. bei der Notstromversorgung im digitalen Behördenfunk, also beispielsweise bei der Polizei oder Feuerwehr - dort wo die Zuverlässigkeit des Funknetzes auch bei längeren Netzausfällen oberste Priorität hat.
Außerdem bewähren sich Brennstoffzellenheizgeräte zur Strom- und Wärmeversorgung in der Hausenergie im Einsatz z.B. in Einfamilienhäusern.
Es sind auch Brennstoffzellensysteme zur Strom- und Wärmeversorgung in der Hausenergie im Einsatz… Wie beurteilen Sie die Akzeptanz bei den Nutzern?
Deutschlandweit wurden im Rahmen der Initiative Brennstoffzelle (IBZ) inzwischen etwa 1.000 Geräte installiert. Die Kundenzufriedenheit ist sehr hoch. Die Hauseigentümer schätzen die kombinierte Erzeugung von Wärme und Strom, die hohe Effizienz und natürlich die geringen CO2-Emissionen. Die Zuverlässigkeit der Anlagen überzeugt.
Allerdings sind die Anschaffungskosten – noch – höher als die anderer Effizienzsysteme. Daher macht eine Förderung der ersten Produkte am Markt in der Phase des Markthochlaufs Sinn, um das Thema nachhaltig zu verankern.
Welche Schwerpunkte bestimmen die Arbeit am NIP bis 2016?
Es geht um Kontinuität in der Förderung von Forschung und Entwicklung sowie um spezifische Maßnahmen zur Unterstützung der kommerziellen Einführung von Brennstoffzellensystemen. Um am Markt wettbewerbsfähig zu sein, müssen die Kosten weiter gesenkt werden, was insbesondere über Skaleneffekte erreicht wird.
Für die Brennstoffzellenfahrzeuge ist zudem der Aufbau eines Grundnetzes an Infrastruktur, also die flächendeckende Versorgung mit Wasserstofftankstellen in Deutschland ein zentrales Ziel. Industrie und Bundesregierung arbeiten hier gemeinsam an effizienten Umsetzungsstrukturen.
Wie hat sich die internationale Kooperation von NOW entwickelt?
Insbesondere in den USA und in Japan existieren ähnlich ambitionierte nationale Programme wie das NIP – die NOW unterhält seit Jahren intensive Kontakte zu den entsprechenden Programmorganisationen; das Ziel ist die Harmonisierung der Rahmenbedingungen als Unterstützung für die global agierenden Industrieakteure. Natürlich koordiniert die NOW die Maßnahmen im NIP auch regelmäßig mit dem europäischen Programm-Büro in Brüssel. Zudem gestaltet die NOW pro-aktiv die Diskussionen in der "International Partnership for Hydrogen and Fuel Cells in the Economy" (IPHE), in der 18 Regierungen weltweit vertreten sind.
Vielen Dank für das Interview.
Das Interview führte Günter Kanckfuß, freier Autor, für Springer für Professionals.