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2024 | Buch

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Mit den Vernehmungsmethoden der Profis effektiver kommunizieren und verhandeln

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Über dieses Buch

Dieses Buch bietet Einblicke in die speziellen Techniken, mit denen Profis bei Vernehmungen und Befragungen die gewünschten Informationen erhalten, und erklärt, wie sie für die tägliche Kommunikation genutzt werden können. Der erste Teil erläutert die Unterschiede zwischen Vernehmung und Befragung, stellt Methoden zur Bewertung von Aussagen vor und diskutiert zwei prominente Fälle aus dem Strafrecht (Kachelmann, Mollath). Der zweite Teil konzentriert sich auf bewusste Lügen von Befragten und beschreibt, wie die Glaubwürdigkeit von Personen und die Glaubhaftigkeit von Aussagen methodisch analysiert werden. Der dritte Teil behandelt den Umgang mit Erinnerungen und Irrtümern bei Zeugenaussagen. Der vierte Teil zeigt ein sechsphasiges Modell der effizienten Informationsgewinnung mit praktischen Beispielen und bietet 30 Expertentipps für informativere Gespräche.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Was ist eigentlich eine Vernehmung? – Ziele und Methoden für den Informationsgewinn

Kapitel 1. Ziele und Methoden zum Informationsgewinn
Zusammenfassung
Vernehmungen dienen der Generierung von Wissen. Die dabei verwendeten Methoden finden ebenso Anwendung in journalistischen Interviews, Due-Diligence-Prüfungen, Verkaufsgesprächen und bei Preisverhandlungen mit Zulieferern. Wissen ist Macht, weil es sowohl Möglichkeiten eröffnet als auch Grenzen definiert.
Michael Saller
Kapitel 2. Zwei Fälle aus dem Strafrecht: Kachelmann und Mollath
Zusammenfassung
In den zwei bekannten Strafrechtsfällen war das Urteil stark von der Glaubhaftigkeit der Zeugenaussagen abhängig, welche entscheidend darüber bestimmten, ob die Angeklagten freigesprochen wurden oder lange Zeit im Gefängnis bzw. in der geschlossenen Psychiatrie verbringen mussten.
Michael Saller
Kapitel 3. Vernehmung nach der Deutschen Strafprozessordnung
Zusammenfassung
Offizielle Vernehmungen in Deutschland müssen der Strafprozessordnung entsprechen, welche strikt Recht und Ordnung folgt und Fairness garantiert. Der Prozess gliedert sich in mehrere Phasen: einleitende Kontaktgespräche, die Bekanntgabe des Untersuchungsgegenstandes, die rechtliche Belehrung der befragten Person, die Erfassung persönlicher Daten, die eigentliche Befragung zur Sache – beginnend mit einem freien Bericht gefolgt von gezielten Verhörfragen – und abschließend ein Nachgespräch.
Michael Saller
Kapitel 4. Verschiedene Vernehmungsmethoden
Zusammenfassung
Verschiedene Institutionen – angefangen bei der römisch-katholischen Inquisition über Polizeikräfte, Staatsanwälte und Gerichte, bis hin zu Geheimdiensten, wie CIA und Mossad haben sich im Laufe der Geschichte mit der Herausforderung auseinandergesetzt, wie sie Informationen von einem Gesprächspartner erhalten können, die dieser nicht geben möchte. Dabei wird grundsätzlich zwischen Methoden der Informationsgewinnung und solchen zur Erlangung von Geständnissen unterschieden.
Michael Saller

Die Lüge

Frontmatter
Kapitel 5. Glaubwürdigkeit und Glaubhaftigkeit
Zusammenfassung
Glaubwürdigkeit bezieht sich auf die Person, die eine Aussage macht, und ist somit personenbezogen, während sich Glaubhaftigkeit auf den Inhalt der Aussage selbst bezieht. Die Glaubwürdigkeit einer Person erlaubt keinen eindeutigen Rückschluss auf die Glaubhaftigkeit einer konkreten Aussage. Allerdings sind Personen mit höherem gesellschaftlichem Rang oft die besseren Lügner, da sie widerspruchsfreie und logisch kohärente Geschichten erzählen können.
Michael Saller
Kapitel 6. Meine Erfahrung mit Lügen in der Vernehmung
Zusammenfassung
Lügen variieren stark in ihrer Form. Zu den gängigen Mustern zählen das Lügenmärchen, bei dem eine völlig erfundene Geschichte erzählt wird, sowie das Parallelereignis, das tatsächliche Geschehnisse verfremdet. Weiterhin gibt es die Andeutung, die so formuliert ist, dass sie irreführende Schlüsse provoziert, sowie den Nebenkriegsschauplatz, der von relevanten Themen ablenkt. Eine häufige Taktik ist auch die vorgegebene Erinnerungslücke, ein einfaches Mittel, um gezielt Fragen auszuweichen.
Michael Saller
Kapitel 7. Erkenntnisse aus der Mentiologie
Zusammenfassung
Mentiologie ist die Wissenschaft, die sich mit Lügen beschäftigt. Bisher hat die Forschung keine forensisch zuverlässigen Merkmale identifizieren können, die gelogene von wahren Aussagen sicher unterscheiden. Eine Erkenntnis ist, dass das Erzählen von frei erfundenen Geschichten kognitive Schwerstarbeit ist, da ein Lügner zahlreiche Details behalten und diese konsistent miteinander verknüpfen muss.
Michael Saller
Kapitel 8. Lügen und Körpersprache
Zusammenfassung
Die Analyse der Körpersprache kann aufschlussreich sein, insbesondere um zu erkennen, welche Fragen einen Befragten nervös machen und bei welchen Themen der Ermittler nachhaken sollte. Es gibt jedoch kein einzelnes Merkmal, das zuverlässig auf eine Lüge hinweist. Dass jemand Ihnen beispielsweise nicht direkt in die Augen sieht, muss nicht unbedingt bedeuten, dass er nicht die Wahrheit sagt.
Michael Saller
Kapitel 9. Das Motiv hinter einer Aussage
Zusammenfassung
Das Vorliegen eines Motivs ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung einer Lüge. Wer keinen Grund hat, lügt gewöhnlich auch nicht. Lügen werden oft strategisch eingesetzt, um anderen zu schaden oder sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Zu den weiteren Beweggründen für das Lügen zählen Rache, Minderwertigkeitskomplexe gegenüber anderen Personen oder der Wunsch nach Anerkennung und Geltung.
Michael Saller
Kapitel 10. Die Undeutsch-Hypothese
Zusammenfassung
Die Undeutsch-Hypothese besagt, dass Aussagen über tatsächlich Erlebtes sich durch qualitative Merkmale von Aussagen über ausgedachte Erlebnisse unterscheiden. Demnach sollte ein Ermittler darauf achten, ob eine Aussage bestimmte Glaubhaftigkeitsmerkmale aufweist, wie einen hohen Detailgrad, die Nichtsteuerung der Aussage sowie die konsistente Wiedergabe des Kerngeschehens über einen längeren Zeitraum.
Michael Saller
Kapitel 11. Warnhinweise: Pinocchios Nase existiert nicht (Vrij 2008) – oder vielleicht doch?
Zusammenfassung
Es gibt sie nicht, die Nase des Pinocchio, das eine Merkmal, dass jemand lügt. Ein starkes Indiz dafür, dass eine Aussage möglicherweise falsch ist, besteht im Fehlen spezifischer Glaubhaftigkeitsmerkmale. Oft erscheint die Erzählung zu schemenhaft und stereotyp, genau so, wie ein wenig einfallsreicher Lügner sich das Ereignis vorstellen könnte. Zudem können bestimmte Formulierungen oder Sätze einen verdächtigen Subtext enthalten, der Zweifel weckt.
Michael Saller

Wahrnehmung, Erinnerung und Irrtum

Frontmatter
Kapitel 12. Warum Irrtümer menschlich sind
Zusammenfassung
Irrtümer haben ähnliche Auswirkungen wie Lügen, da beide zu objektiv falschen Aussagen führen. Der wesentliche Unterschied liegt in der Absicht: Ein Lügner beabsichtigt, die Unwahrheit zu sagen, während ein irrender Zeuge die Wahrheit sagen möchte, aber irrtümlich Falsches wiedergibt. Irrtumsbedingte Aussagen weisen oft zahlreiche Glaubhaftigkeitsmerkmale auf und zeigen selten Warnhinweise, da sich der Zeuge des Fehlers nicht bewusst ist.
Michael Saller
Kapitel 13. Die Wahrnehmung
Zusammenfassung
Menschen erfahren ihre Umgebung durch fünf Sinne: Hören, Sehen, Riechen, Tasten und Schmecken. Bei Befragungen spielen insbesondere das Hören und Sehen eine entscheidende Rolle. Allerdings ist die menschliche Wahrnehmung begrenzt, und nicht jeder Beobachter registriert dieselben Details. Dies führt dazu, dass unterschiedliche Ermittler verschiedene Aspekte einer Situation erfassen können.
Michael Saller
Kapitel 14. Probleme mit der Erinnerung
Zusammenfassung
Menschen erinnern sich für gewöhnlich sehr gut an außergewöhnliche Ereignisse, einschließlich traumatischer Erlebnisse. Das Langzeitgedächtnis hat theoretisch keine Kapazitätsgrenze, und besonders intelligente Personen verfügen oft über ein ausgeprägtes Erinnerungsvermögen. Das Gedächtnis bei Kindern und psychisch labilen Personen ist anfällig für Manipulationen, was zur Bildung von sogenannten Scheinerinnerungen führen kann.
Michael Saller
Kapitel 15. Wiedergabe von Erinnerungen
Zusammenfassung
Auch bei korrekter Wahrnehmung und Erinnerung kann es bei der Wiedergabe zu Problemen kommen, wobei Missverständnisse sowohl auf Seiten des Zeugen als auch des Vernehmers auftreten können. Ein freier Bericht enthält oft Auslassungen, da der Zeuge nur das berichtet, was er für wichtig hält. Bemühte Zeugen können zudem Details erfinden, weil sie nicht zugeben wollen, dass sie etwas nicht wissen. Ermittler sollten Zeugen die Erlaubnis zum Nichtwissen geben, um den Druck zu nehmen.
Michael Saller
Kapitel 16. Wiedergabetechniken
Zusammenfassung
Verschiedene Wiedergabetechniken helfen, alte Erinnerungen wieder neu abzurufen: Das Erweitern des Wahrnehmungskontextes, der vollständige Bericht einschließlich unwichtiger Details, das Erzählen der Ereignisse in einer veränderten Reihenfolge sowie das Schildern aus einer anderen Perspektive. Diese Methoden tragen dazu bei, die Erinnerungsfähigkeit zu verbessern und können helfen, verblasste oder verborgene Details wieder ins Bewusstsein zu rufen.
Michael Saller

Das Vernehmungsmodell

Frontmatter
Kapitel 17. Phase 1: Vorbereitung
Zusammenfassung
Für eine erfolgreiche Befragung ist eine gründliche Vorbereitung unerlässlich, indem vorliegende Quellen ausgewertet und Informationslücken identifiziert werden. Eine detaillierte Frageliste hilft, die Befragung zu strukturieren und sowohl das äußere Geschehen als auch die Motive des Befragten zu beleuchten. Flexibilität während der Befragung ist wichtig, um auf unerwartete Themen eingehen zu können.
Michael Saller
Kapitel 18. Phase 2: Opening
Zusammenfassung
In der zweiten Phase, dem Opening, geht es darum, dass die beteiligten Parteien einander kennenlernen und ein produktives Arbeitsverhältnis aufbauen. Es ist entscheidend, dass der Ermittler von Beginn an eine positive Arbeitsatmosphäre schafft. Dies kann erreicht werden, indem er die andere Seite wertschätzt und aktiv nach Gemeinsamkeiten sucht.
Michael Saller
Kapitel 19. Phase 3 und 4: Regeln für den freien Bericht und die Befragung
Zusammenfassung
In Phase drei und vier des Befragungsmodells erfolgen die Befragung mit freiem Bericht und das Stellen konkreter Fragen. Unabhängig davon, wie glaubwürdig oder authentisch eine Person erscheint, darf keine ihrer Aussagen ungeprüft als wahr angenommen werden. Zehn Befragungsregeln und fünf Killer-Fragen helfen bei einer zielführende Vorgehensweise.
Michael Saller
Kapitel 20. Optional: Das Geständnis
Zusammenfassung
Phase fünf beschreibt eine mögliche Vorgehensweise, falls ein Ermittler ein Geständnis erlangen möchte. Täter gestehen in der Regel erst dann, wenn ihre Täterschaft nachgewiesen ist. Dabei sind falsche Geständnisse keineswegs selten. Der Ermittler kann versuchen, durch fünf Schritte ein Geständnis von seinem Gesprächspartner zu erlangen.
Michael Saller
Kapitel 21. Ende der Befragung und informelles Nachgespräch: Five minutes that matter
Zusammenfassung
Die letzte Phase bietet die Möglichkeit für informelle Absprachen und den Austausch von Informationen abseits des Protokolls. Das Nachgespräch erweist sich häufig als besonders aufschlussreich, da die entspannte Atmosphäre dazu führen kann, dass Befragte wertvolle Informationen preisgeben, die sie während der offiziellen Befragung nicht erwähnen wollten.
Michael Saller
Kapitel 22. 30 Tipps für eine effizientere Gesprächsführung
Zusammenfassung
Die folgenden 30 Expertentipps für bessere Gespräche können in fast allen Gesprächssituationen genutzt werden, um bessere Informationen zu erlangen und effektiver zu kommunizieren. Viel Erfolg!
Michael Saller
Backmatter
Metadaten
Titel
Erzähl mir alles!
verfasst von
Michael Saller
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-45572-9
Print ISBN
978-3-658-45571-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-45572-9