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2024 | Buch

Erzählungen und Wirklichkeit unternehmerischer Nachhaltigkeit

Konflikte in der Messung und Steuerung der ökologischen Nachhaltigkeit von Unternehmen

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Über dieses Buch

In der Fachliteratur herrscht die Diagnose vor, dass die gegenwärtigen Methoden und Standards für das unternehmerische Nachhaltigkeitsmanagement nicht dazu geeignet sind, Nachhaltigkeit in Unternehmen tatsächlich zu managen. Eine methodische und historische Analyse zeigt, dass die Methoden und Standards vor allem darauf ausgelegt sind, bzw. dazu zweckentfremdet werden, Unternehmen einerseits einen erzählerischen Rahmen zu geben, um sich öffentlichkeitswirksam als verantwortungsvolle Wirtschaftsakteure darzustellen. Andererseits sollen sie Banken und Finanzinstitutionen dabei unterstützen, ihre Investitionen vor den Risiken des Klimawandels zu bewahren. Im Ergebnis zementiert dieses System des Nachhaltigkeitsmanagements oft mehr den Status quo und legitimiert Business-as-Usual, anstatt den Weg in eine tatsächlich nachhaltige (oder zumindest nachhaltigere) Ökonomie zu weisen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
In der Fachliteratur herrscht die Diagnose vor, dass das gegenwärtige System des Nachhaltigkeitsmanagements in Wahrheit keine Nachhaltigkeit managt. Vielmehr ist es vor allem für zwei Zwecke ausgelegt: Zum einen bietet es Unternehmen erzählerische Rahmen, um sich öffentlichkeitswirksam als verantwortungsvolle Wirtschaftsakteure zu entwerfen. Zum anderen soll es Investorinnen dabei unterstützen, ihre Anlagen vor den Risiken des Umwelt- und Klimakatastrophe zu bewahren – clever accounting and creative PR, wie Greta Thunberg diese beiden Zwecke im Eingangszitat richtig benennt.
Hannes Matt
Kapitel 2. Methodik und Hintergrund
Zusammenfassung
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist eine kritische Analyse des gegenwärtigen Entwicklungsstandes des Nachhaltigkeitsmanagements im Lichte der multiplen ökologischen Krise, welcher sich die Menschheit gegenübersieht. Entsprechend umfassen die Ziele der Arbeit (a) eine Analyse der Ideengeschichte der Nachhaltigkeit mit Hinblick auf die heutigen Methodenstandards des Nachhaltigkeitsmanagements sowie eine Analyse der grundlegenden konzeptionellen und begrifflichen Konflikte dieser Ideengeschichte, darauf aufbauend, (b) eine kritische Analyse der heute gängigen Methodenstandards für Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen und zuletzt (c) eine abschließende Beschreibung der Bedingungen und Möglichkeiten der Überwindung der Unzulänglichkeiten dieser Methodenstandards, sowie der hierzu bestehenden Ansätze und Initiativen.
Hannes Matt
Kapitel 3. Ideengeschichtliche und konzeptionelle Konflikte des Nachhaltigkeitsmanagements
Zusammenfassung
Im Jahr 1962 schrieb die Zoologin und Biologin Rachel Carson ein Buch, welches heute noch als Symbol für den Beginn der Umweltpolitik in den USA und der weltweiten Umweltbewegung gesehen wird. Silent Spring, der stumme Frühling, beschreibt die Auswirkungen des Einsatzes von Pestiziden und Herbiziden in den USA der 1950er Jahre auf die dortigen Ökosysteme, ihre Tiere und den Menschen. Der Titel des Buches sollte ursprünglich nur einem Kapitel des Buches gelten, in dem Carson beschreibt, wie der Einsatz von Pestiziden gegen bestimmte Schädlinge der Landwirtschaft starke Rückgänge im Bestand vieler Vogelarten und folglich ein Verstummen des Zwitscherns dieser Vögel im Frühling zur Folge hatte. Dem Rat ihrer Literaturagentin folgend, wählte sie diese Metapher einer potenziell düsteren, ‚stummen‘ Zukunft der natürlichen Welt durch die Vergiftung ihrer Ökosysteme als Buchtitel.
Hannes Matt
Kapitel 4. Nachhaltigkeitsreporting, -accounting und -risikomanagement
Zusammenfassung
„We need […] a real cultural shift if we want to move away from a reporting that only relates to risks and opportunities that may have financial implications for companies in the short-term (e.g. dependencies). Instead, we need information that puts the sustainability and the planetary boundaries at the core, and thereby steers the decisions of investors and organisations towards tackling the socially and ecologically most material and pressing sustainability questions. In other words, we advocate for reporting where public interest considerations become the primary information need we aim at fulfilling.“ (Laine & Michelon 2020)
Hannes Matt
Kapitel 5. Von Schwacher Nachhaltigkeit zum Methodenstandard einer regenerativen Ökonomie
Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund der bisherigen Arbeit, insbesondere Abschnitt 4.4, lässt sich, zumindest oberflächlich, leicht beschreiben, welche Kriterien ein Standard für Nachhaltigkeitsmanagement erfüllen muss, der in dem Sinne ‚stark‘ und zukunftsfähig ist, dass er eine normative Basis für den Erhalt der ökologischen Grundlagen menschlichen Lebens auf dem Planeten Erde bietet und somit Unternehmen (und folglich Kapitalgeberinnen) einen Rahmen, um ihre (Investitions-)Aktivitäten entsprechend dieser normativen Benchmark zu messen und zu steuern. Ein solcher Standard muss: Erstens, eine naturwissenschaftliche Basis der Belastungsgrenzen und Kapazitäten der Biosphäre des Planeten Erde zugrunde legen, beziehungsweise der Integrität der menschlichen Lebensgrundlagen, beispielsweise durch die planetary boundaries. An diesen Belastungsgrenzen muss sich die Wirtschaft messen, beispielsweise auf der Ebene des einzelnen Unternehmens und seiner Aktivitäten. Der Standard muss dann den Beitrag unternehmerischer Aktivitäten zum Aufbau oder zum Abbau dieser Kapazitäten quantifizieren und so die Basis für eine vollumfängliche Internalisierung legen (Antwort auf Abschnitt 4.4.3). Zweitens, muss er hierzu eine für alle Wirtschaftsakteure verbindliche Methodik zur Erstellung der entsprechenden Datengrundlage, vergleichbar zum finanziellen Accounting, bereitstellen und die Regeln seiner Anwendung definieren. Jede Form des Reportings muss, um dem Anspruch der Transparenz und Vergleichbarkeit gerecht zu werden, auf dieser Datengrundlage aufbauen. Hierbei muss der Standard mit den unweigerlich zutage tretenden Unschärfen und Ungenauigkeiten umgehen können. (Antwort auf Abschnitt 4.4.4) Aus praktischen Gesichtspunkten muss der Standard, damit Erstens und Zweitens gelingen können, angesichts der bisher gängigen Praxis des Nachhaltigkeitsmanagements und der herrschenden wirtschaftlichen Ordnung, voraussichtlich, drittens, operationalisierbar für die wirtschaftliche Umsteuerung, sowohl unternehmensintern wie auch -extern sein. Das bedeutet, er muss nützlich für (a) das strategische Management, beziehungsweise das Risikomanagement von Unternehmen sein, ebenso wie für (b) die Risikoadjustierung von Kapitalgeberinnen. Im Sinne von (a) muss er also bei der Identifikation und Beschreibung der mit der Nachhaltigkeitstransformation assoziierten Geschäftsrisiken und -chancen unterstützen. Im Sinne von (b) muss er die Grundlage zur Quantifizierung der mit der Nachhaltigkeitstransformation assoziierten physischen, Übergangs- und sonstigen Risiken bieten. Um (a) zu leisten muss der Standard auf die Ebenen der einzelnen Geschäftsfelder und -aktivitäten, beziehungsweise Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens anwendbar sein (Antwort auf Abschnitt 4.4.2). Zudem muss er voraussichtlich, viertens, einen Rahmen für ein tatsächliches Stakeholdermanagement, also die systematische und verbindliche Inklusion aller von den Aktivitäten des Unternehmens wesentlich betroffenen Interessengruppen festschreiben, sodass die Interessen der strategisch relevanten und wirtschaftlich starken Stakeholder sich nicht gegenüber den Interessen der im bisherigen System marginalisierten Stakeholder durchsetzen. (Antwort auf Abschnitt 4.4.1).
Hannes Matt
Kapitel 6. Schluss
Zusammenfassung
Die Arbeit hat die grundlegenden methodischen Unzulänglichkeiten der gegenwärtigen Methodenstandards für das Management von Nachhaltigkeit in Unternehmen aufgezeigt. Sie hat hierzu zunächst die zentralen ideengeschichtlichen Konflikte der Nachhaltigkeit und ihrer Institutionalisierung analysiert, und vor diesem Hintergrund alsdann die wichtigsten Methoden des Nachhaltigkeitsreportings, -accountings und -risikomanagements untersucht. Starke Nachhaltigkeit, die den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen zum normativen Maßstab von Nachhaltigkeit macht, hat ihr hierbei als normative Orientierung gedient. Starke Nachhaltigkeit, die den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen zum normativen Maßstab von Nachhaltigkeit macht, hat ihr hierbei als normative Orientierung gedient. Vor dem Hintergrund dieser Analyse hat sie ab der zweiten Hälfte des Kapitel 4 sowie alsdann vor allem im Kapitel 5 , Ideen und methodische Ansätze für die Auflösung und Überwindung dieser Unzulänglichkeiten und die Entwicklung eines Methodenstandards für eine Regenerative Ökonomie und die Stärkung der UN-Dekade betrachtet.
Hannes Matt
Backmatter
Metadaten
Titel
Erzählungen und Wirklichkeit unternehmerischer Nachhaltigkeit
verfasst von
Hannes Matt
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-46540-7
Print ISBN
978-3-658-46539-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-46540-7