Es war Oktober, als meine persönliche Migrationsgeschichte begann

Es war Oktober, die Tage wurden kürzer und die Nächte länger. Im Sommer sollte ich in die Schule kommen. Ich freute mich riesig, dass es bald soweit war. Aber es kam anders. Es war das Jahr des Anwerbestopps, November 1973 sollte das sogenannte Anwerbestoppabkommen in Deutschland in Kraft treten. Also beschloss mein Papa im fernen Deutschland, dass meine Mutter mit mir und meinem kleinen Bruder im Huckepack aus Kelkit-Gümüşhane im Nordosten der Türkei zu ihm nach Berlin aufbrechen sollte. Ich wollte gar nicht, ich wollte viel lieber wie einige meiner älteren Freunde in die Dorfschule. Weder die Spannung noch die Neugier, endlich in eine „Tayere“, dieses wunderbare Fluggerät zu steigen, welch es die Menschen in die Lüfte hob, vermochten es, mich auf das Land zu freuen, von wo aus Papa uns immer die süße Schokolade mitbrachte.