Sowohl die landwirtschaftliche und industrielle Produktion als auch die Erstellung von Dienstleistungen erfordern den Einsatz einer Reihe von unterschiedlichen Ressourcen wie beispielsweise Maschinen, Räumlichkeiten oder Arbeitskräften. Eine Ablaufplanung für die entsprechenden Leistungserstellungsprozesse verfolgt häufig das Ziel, die Inanspruchnahmen dieser Ressourcen möglichst gleichmäßig über den jeweils betrachteten Planungszeitraum zu verteilen, da auf diese Weise in vielen Fällen das Auftreten starker Überlastungen bzw. starker Unterauslastungen von Ressourcen (mit einhergehenden erhöhten Kosten) vermieden werden kann.
In diesem Kapitel wollen wir zunächst einige Grundlagen erläutern, die zum Verständnis der nachfolgenden Kapitel notwendig sind. Dazu führen wir in Abschnitt 1.1 zunächst verschiedene Begriffe und Konzepte der Projektplanung ein, bevor wir in Abschnitt 1.2 das klassiche Ressourcennivellierungsproblem mit zeitlichen Mindest- und Höchstabständen beschreiben. Im Anschluss betrachten wir in Abschnitt 1.3 verschiedene praxisrelevante Zielfunktionen für die Ressourcennivellierung, die bereits in verschiedenen Arbeiten aus der Literatur behandelt worden sind. Schließlich geben wir in Abschnitt 1.4 noch einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zum Thema Ressourcennivellierung.
Wie wir in den Abschnitten 1.2 bzw. 1.3 verdeutlicht haben, sind nivellierte Ressourceninanspruchnahmen immer dann anzustreben, wenn durch überdurchschnittlich hohe bzw. durch unterdurchschnittlich niedrige Auslastungen von Ressourcen zu einzelnen Zeitpunkten oder durch eine Abweichung der Auslastungen von einem Vorgabewert Kosten oder anderweitige Nachteile entstehen.
Bei der Berechnung einer optimalen Lösung für das in Kapitel 1 eingeführte Projektplanungsproblem (RLP) durch die enumerativen Verfahren, die wir in Kapitel 4 bzw. in Abschnitt 6.2 vorstellen werden, können verschiedene Struktureigenschaften des Ressourcennivellierungsproblems ausgenutzt werden, um die Suche nach einer optimalen Lösung auf eine Teilmenge aller zulässigen Lösungen zu beschränken.
In diesem Kapitel werden wir auf Basis der im vorangegangenen Kapitel eingeführten Struktureigenschaften von Problem (RLP) einen Branch-and-Bound-Algorithmus zur Lösung des Ressourcennivellierungsproblems mit Zielfunktion (RL) (vgl. Abschnitt 1.2) entwickeln.
In diesem Kapitel wollen wir verschiedene MIP-Formulierungen für das Ressourcennivellierungsproblem vorstellen. Mit Hilfe einer MIP-Formulierung und eines Standardsolvers (z.B. CPLEX, LINDO oder Xpress) können kleine und mittlere Probleminstanzen von Problem (RLP) exakt gelöst werden.
In diesem Kapitel wollen wir drei Verfahren aus der Literatur vorstellen, die zur Lösung des Ressourcennivellierungsproblems verwendet werden können. Zunächst gehen wir in den Abschnitten 6.1 und 6.2 auf zwei exakte Lösungsverfahren ein, die wir in unserer Performance-Analyse in Kapitel 7 mit den neu vorgestellten Lösungsverfahren vergleichen werden, um die Leistungsfähigkeit unserer Algorithmen bewerten zu können. Das erste dieser beiden Verfahren ist ein Branch-and-Bound-Verfahren, das Neumann und Zimmermann (2000) zur Lösung von Problem (RLP) vorgeschlagen haben. Zu diesem Verfahren lag uns der Original-Quellcode vor, so dass wir das Verfahren ausgiebig testen konnten. Das zweite Verfahren basiert auf einem anderen, gerüstbasierten Enumerationsansatz von Nübel (1999), der ursprünglich zur Minimierung der sogenannten Ressourcenverfügbarkeitskosten entworfen wurde.Wir haben dieses Verfahren nachimplementiert und auf unsere Problemstellung angepasst.
In diesem Kapitel wollen wir die Leistungsfähigkeit der Verfahren und der MIP-Formulierungen aus den Kapiteln 4, 5 und 6 untersuchen. Zu diesem Zweck haben wir eine experimentelle Performance-Analyse mit Hilfe verschiedener, aus der Literatur bekannter, Testsets durchgeführt. Die einzelnen Probleminstanzen dieser Testsets unterscheiden sich dabei durch verschiedene Merkmale wie die Anzahl an Projektvorgängen oder die Anzahl an erneuerbaren Ressourcen, die Größe von Zeitfenstern bzw. Pufferzeiten oder auch die Höhe der Ressourceninanspruchnahmen und decken somit viele in praktischen Problemstellungen (wie den in Abschnitt 2.1 beschriebenen Revisionsprojekten oder den in Abschnitt 2.2 vorgestellten Mittelfristplanungsprojekten) auftretende Ausprägungen dieser Merkmale ab. Ein weiteres Merkmal vieler Projektplanungsprobleme stellen die Kosten ck für die Nutzung der im Projektverlauf verwendeten Ressourcen k ∈ R dar. Da sich in den durchgeführten Tests bei einer Veränderung der Kosten für einzelne Ressourcen keine zusätzlichen Erkenntnisse ergeben haben, wurden für die vorliegende Analyse die Kosten aller Ressourcen (für alle verwendeten Testinstanzen) auf den Wert ck = 1 festgelegt.
In der vorliegenden Arbeit sind verschiedene praktische Anwendungen sowie Lösungsansätze für das Ressourcennivellierungsproblem unter allgemeinen Zeitbeziehungen vorgestellt worden. Um mögliche Zielsetzungen der beschriebenen Anwendungsbeispiele bestmöglich zu berücksichtigen, sind wir in diesem Zuge insbesondere auch auf unterschiedliche, aus der Literatur bekannte, Zielfunktionen eingegangen. Die Leistungsfähigkeit der vorgestellten Lösungsverfahren und MIP-Formulierungen ist in einer umfangreichen Performance-Analyse nachgewiesen worden.
Thorsten Gather
Backmatter
Metadaten
Titel
Exakte Verfahren für das Ressourcennivellierungsproblem