Laut einer Umfrage erwägen immer mehr deutsche Firmen, Produktion nach Mittel- und Osteuropa zu verlagern. Polen und Rumänien sind die wichtigsten Zielländer - und ein Land im Krieg.
Stößt ein Unternehmen an seine Wachstumsgrenzen, könnte die Expansion ins Ausland der nächste Schritt sein. Doch dieser sollte gut überlegt werden.
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Mittel- und Osteuropa gewinnt für deutsche Unternehmen mit dortiger Präsenz zunehmend an Bedeutung. Laut einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (OA) plant demnach mehr als jedes fünfte der befragten Unternehmen (22 Prozent), Produktionsprozesse in die Region zu verlagern. An der Umfrage beteiligten sich 133 Unternehmen mit dortigen Geschäftsaktivitäten. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (55 Prozent) erwartet, dass die Region bis 2030 wirtschaftlich weiter an Relevanz gewinnen wird.
"Die Region Mittel- und Osteuropa ist ein Chancenraum, in dem die guten Geschäftsmöglichkeiten die hier und da noch bestehenden Herausforderungen bei weitem überwiegen. Wir wünschen uns daher endlich Fortschritte bei der Vertiefung des Binnenmarkts und der weiteren EU-Integration im östlichen und südöstlichen Europa, um diesen Raum noch leichter zugänglich zu machen", so Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms.
Polen ist primäres Zielland - aber auch die Ukraine
"Die bekannten Die bekannten Standortschwächen Deutschlands veranlassen Unternehmen hierzulande ihre Produktion ins Ausland zu verlagern", erläutert Andreas Glunz von KPMG die Ergebnisse des "German CEE-Business Outlook 2025". Mittel- und Osteuropa sei dabei ein bevorzugter Standort. "Dort ist die deutsche Wirtschaft bereits massiv investiert, kennt sich aus und bleibt zugleich dem Heimatland nah."
42 Prozent der Unternehmen beabsichtigen laut der Umfrage, binnen eines Jahres in Mittel- und Osteuropa zu investieren. 56 Prozent planen Investitionen innerhalb der nächsten fünf Jahre.
Polen - die größte Volkswirtschaft der Region - bleibe das bevorzugte Ziel für Investitionen deutscher Unternehmen (51 Prozent). Dahinter folgen Rumänien (43 Prozent) und die sich gegen den russischen Angriffskrieg verteidigende Ukraine (41 Prozent).
Gefahren des Auslandsexpansion: Politik und Sicherheit
Die wichtigsten Faktoren für Investitionsentscheidungen sind laut der Umfrage die Binnennachfrage (40 Prozent), die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte (37 Prozent) und die vergleichsweise niedrigen Arbeitskosten (33 Prozent). Neben diesen vorteilhaften Standortfaktoren sehen die befragten Unternehmen jedoch auch Gefahren durch politische Risiken und fehlende Sicherheit (67 Prozent), Korruption (38 Prozent) und bürokratische Hürden (31 Prozent).
Viele Unternehmen erwarten bessere Geschäftslage
Insgesamt bewerten die befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage in der Region positiv: 45 Prozent finden sie gut oder sehr gut. Vier von fünf Unternehmen erwarten eine noch bessere Geschäftslage in fünf Jahren.
"Deutschen Unternehmen bieten sich attraktive Chancen, ihre Sourcing-Strategien effizient zu gestalten und ihre Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Angesichts der wachsenden Bedeutung von Nearshoring und widerstandsfähigeren Lieferketten in unsicheren geopolitischen Zeiten wird dieses immer wichtiger", so Glunz weiter.