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25.11.2021 | Expansion | Schwerpunkt | Online-Artikel

Gezieltes Stakeholdermanagement lohnt sich

verfasst von: Prof. Dr. René Schmidpeter, Christophe Funk

3:30 Min. Lesedauer

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Stakeholdermanagement ist ein wichtiger Wachstumsfaktor. Denn Unternehmen, die ihre Bezugsgruppen im Blick haben, arbeiten zumeist ressourcenschonender und effizienter. Der Stakeholder-Ansatz ist somit eng mit dem Nutzen der Shareholder verbunden.

Unternehmen leben von der Qualität ihrer Stakeholder, seien es die Mitarbeiter, Kunden, Zulieferer oder Investoren. So hilft es einem Wirtschaftstreibenden nichts, ein hervorragendes Geschäftsmodell zu entwickeln, wenn er nicht die richtigen Lieferanten gewinnt oder die Beschäftigten sein erfolgsversprechendes Geschäftsmodell nicht mittragen. 

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Erweiterung der Stakeholder-Theorie

Eine der einflussreichsten Theorien in der Betriebswirtschaftslehre ist daher die Stakeholder-Theorie. Ausgehend vom traditionellen Modell der primären Stakeholder des Unternehmens wurde diese Theorie in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. So gelten heute auch Personengruppen als externe Stakeholder, die nicht in einem unmittelbaren Vertragsverhältnis mit dem Unternehmen stehen, aber das Unternehmen dennoch beeinflussen können, etwa NGOs, Medien, Staat - oder vom Unternehmenshandeln direkt betroffen sind wie beispielsweise Anwohner, Mitbewerber oder Zivilgesellschaft.

Ein bekanntes Beispiel für die Beeinflussung durch Anwohner zeigte sich bereits 2012. Vier nigerianische Fischer verklagten einen britisch-niederländischen Ölkonzern, der für die Ölverschmutzung des Niger-Deltas verantwortlich gemacht wurde. Bereits damals wurden die Sanierungskosten auf eine Milliarde Euro und einen Zeitrahmen von 25 bis 30 Jahren geschätzt. 2015 schlossen sich nochmals 40.000 Nigerianer der Klage an. 2021 wurde die Klage zugelassen, sodass sich der Konzern ab 2022 vor dem britischen High Court verteidigen muss. Der Gerichtsprozess findet dabei in England statt, da dort der Hauptsitz der Firma angemeldet ist.

Netzwerkmodell in der Betriebswirtschaft

Das Netzwerkmodell geht sogar noch einen Schritt weiter und sieht auch die Mitarbeiter der Zulieferers oder die Kunden des Unternehmens als zu berücksichtigende Faktoren an. Aus dieser Perspektive gewinnen daher auch das Supply Chain Management, das Customer-Relationship-Management, das Personalmanagement sowie das Beschaffungsmanagement an Bedeutung. Der Stakeholder-Ansatz wird so zu einem verbindenden Element der betriebswirtschaftlichen Disziplinen.

Zudem zeigt sich, dass durch die steigende Transparenz, die verstärkte öffentliche Diskussion zum Thema Nachhaltigkeit sowie durch verstärkten Wettbewerbsdruck, einseitig an den Shareholder Value ausgerichtete Managementmodelle regelmäßig zu suboptimalen Ergebnissen führen – sowohl für die Mitarbeiter, für die Kunden, aber insbesondere auch für die Shareholder selbst. So erzielten viele Unternehmen, die sich dem reinen Shareholder Value Modell unterworfen hatten, oftmals unterdurchschnittliche Renditen. So zeigte beispielsweise eine 2021 veröffentlichte Metastudie des Journal of Sustainable Finance & Investment, dass 50 Prozent aller Studien einen positiven Zusammenhang zwischen nachhaltigem Management und Rendite belegen, wobei nur zehn Prozent einen negativen Zusammenhang vermuteten.

Gegensatz zwischen Stakeholdern und Shareholdern löst sich auf

Auch die Investoren und Shareholder selbst haben längst erkannt, dass der Stakeholder-Ansatz auch ihren eigenen Nutzen optimal fördert. Denn in modernen Stakeholder-orientierten Managementansätzen, geht es nicht mehr darum die Interessen eines Stakeholders über die Interessen der anderen zu stellen. Vielmehr richtet sich das Unternehmen einem gemeinsamen Ziel aus: die Wertschöpfung, sowohl für das Unternehmen und alle beteiligten Stakeholder, als auch für die Gesellschaft als Ganzes zu steigern.

Nachhaltige Unternehmen, die es verstehen die verschiedenen Interessen der Stakeholder in Einklang zu bringen, werden auch für ihre Shareholder das optimale Ergebnis erreichen. Der Stakeholder-Ansatz ist somit eng mit dem Nutzen der Shareholder verbunden. Und der vermeintliche Gegensatz zwischen Stakeholdern und Shareholdern löst sich durch das Ziel der gemeinsamen Wertschöpfung für Unternehmen und Gesellschaft – den sogenannten Shared Value – auf.

Mehr Wertschöpfung durch Stakeholder-Ansatz

Es zeigt sich, dass Stakeholder-orientierte Unternehmen bewusster mit Ressourcen umgehen. So entstehen Effizienzgewinne und Materialeinsparungen, die sich wirtschaftlich positiv ausdrücken. Das gleiche gilt für soziale Maßnahmen, die sich in einer fairen Bezahlung, adäquaten Sozialleistungen und Arbeitszeitregelungen ausdrücken. Auf diese Weise werden im gleichen Zuge unter anderem die Mitarbeiterzufriedenheit und Identifikation gesteigert, was sich wiederum positiv auf Krankenstände und somit Produktionsausfälle auswirkt. 

Es ist daher nicht verwunderlich, dass in nachhaltigkeitsorientierten Unternehmen das Interesse an Instrumenten und Ansätzen des Stakeholdermanagements stetig zunimmt. Die Stakeholder-Orientierung wird so zum Treiber der unternehmerischen Wertschöpfung.

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