In deutschen Unternehmen herrscht Krisenstimmung. Während Entscheider ihre Wachstumschancen durchwachsen beurteilen, bewerten Beschäftigte die künftige Geschäftsentwicklung noch düsterer.
Lange kannte die Entwicklung der Wirtschaft nur einen Weg - und zwar den nach oben. Doch durch Inflation und Fachkräftemangel stehen die Zeichen auf Krise.
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Ein Unternehmen zu führen, ist aktuell schwieriger als noch vor fünf Jahren, sagen 62 Prozent der befragten Unternehmensentscheider im "Business Trend Report 2024" von Yougov, an dem jeweils rund 500 Führungskräfte und Beschäftigte teilgenommen haben. Arbeitnehmer stufen die Situation mit 67 Prozent sogar noch kritischer ein als ihre Vorgesetzten.
Auch bei den Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr sind Manager etwas optimistischer als ihre Belegschaft, auch wenn die Führungsriege sich in zwei Lager spaltet: Während 46 Prozent für 2024 ein Plus bei den Geschäftseinnahmen erwarten, gehen mit 47 Prozent fast genauso viele vom Gegenteil aus. Damit projizieren wohl viele Entscheider ihre Erfahrung aus dem Vorjahr auf die Geschäftsentwicklung für 2024. Denn 53 Prozent konnten 2023 angesichts von vielen Herausforderungen und Unsicherheiten ihre Profite im Vergleich zum Vorjahr keinesfalls steigern.
Drohen gar Entlassungen?
Bei den Arbeitnehmern rechnen nur 34 Prozent mit mehr Wachstum, 41 Prozent gehen hingegen nicht davon aus. Allerdings geben auch 38 Prozent aus dieser Befragungsgruppe an, nicht über die Geschäftsentwicklung ihres Arbeitgebers informiert zu sein.
Der "Business Trend Report von Yougov" zeigt, dass die Stimmung in der deutschen Wirtschaft eher gedrückt ist.
Yougov Deutschland GmbH
Angesichts der eher düsteren Stimmung unter den Beschäftigten, sind sich diese aber ihres Jobs recht sicher. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) gehen im Unternehmen nicht von Entlassungen aus. Und auch die befragten Manager sind hier überwiegend optimistisch eingestellt. 58 Prozent erwarten, 2024 keine Kündigungen aussprechen zu müssen, 21 Prozent rechnen hingegen mit Entlassungen. Unter den Fachkräften sind es 17 Prozent.
Unternehmen wollen Personallücken schließen
Ein Einflussfaktor für das Gefühl der Jobsicherheit mag der andauernde Fachkräftemangel sein. Denn 26 Prozent der Personalverantwortlichen sind laut Umfrage auf der Suche nach geeigneten Bewerbern, um ihre Mannschaft aufzustocken. Zudem genießt das Recruiting unter Managern die höchste Priorität noch vor strategischen Themen wie der Investition in neue Technologien (22 Prozent), der Umgestaltung des Unternehmens oder einer verbesserten psychischen Gesundheit der Mitarbeiter (jeweils 21 Prozent). Auch ein optimierter Kundensupport steht mit einem Anteil von 20 Prozent der Befragten weiter hinten an. Insgesamt beklagen Unternehmen eher fehlendes Fachpersonal als das sie über Überkapazitäten verfügen, die sie krisenbedingt freisetzen müssen.
Krise animiert Arbeitnehmer zum Sparen
Doch auch wenn die Erwerbstätigen hierzulande nicht unbedingt mit Jobverlust rechnen, bleiben sie von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht unberührt. So ergibt die Yougov-Umfrage, dass das Thema Sparen in diesem Jahr für die Erwerbstätigen an Stellenwert gewinnt. 42 Prozent wollen ihre Rücklagen aufstocken und 27 Prozent überhaupt einen Notgroschen aufbauen. Gut jeder fünfte Arbeitnehmer (22 Prozent) plant, 2024 seine Schulden abzubauen oder Kredite zurückzuzahlen.