Sportliche Großveranstaltungen wie die Olympischen Spiele sollen die Wirtschaft im ausrichtenden Land ankurbeln - so die Argumentation bei der Bewerbung. Doch die Wachstumseffekte sind nur marginal, ergibt eine Studie.
Olympische Spiele bescheren dem Gastgeber keine blühenden Landschaften. Download via https://de.statista.com/infografik/26662/wachstumsimpulse-von-olympischen-spielen-auf-gastgeberlaender/ am 26. Juli 2024.
Stadien werden gebaut, Unterkünfte für Athleten errichtet, der Öffentliche Nahverkehr ausgebaut und die Hotelpreise schnellen in die Höhe: Das übliche Programm rund um Olympische Spiele gibt aber allenfalls kleine Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung des Gastgeberlandes, belegt eine Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO).
Demnach beleben vergangene sportliche Großereignisse die regionale Wirtschaft zwar kurzfristig, aber laut WIFO-Ökonom Matthias Firgo ist "nicht alles Gold, was glänzt". "Bei weitem nicht alle Aktivitäten in Zusammenhang mit einem Großereignis lösen tatsächlich zusätzliche Wertschöpfung aus", betont der Wirtschaftswissenschaftler. So steigt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Jahr und Vorjahr des Events um etwa drei bis vier Prozentpunkte. Das gilt allerdings nur für die Olympischen Sommerspiele.
Olympiade bewirkt nur kurzfristig und regional Wachstum
Ein Grund für das wirtschaftliche Plus sind laut Firgo neben den Infrastrukturinvestitionen auch die Touristen aus der ganzen Welt sowie die Sport- und Funktionärsdelegationen, die in der Region Geld ausgeben. Zwar gebe es auch Indikatoren für längerfristige positive regionale Effekte nach Sommerspielen, so der Experte weiter. Allerdings erweisen sich diese aus statistischer Sicht als nicht robust genug. Frühere Studien, die Winter- und Sommerspiele bis in die 1990er Jahre untersucht hatten, fanden keine messbaren Auswirkungen für die Ökonomie eines Landes.
Der Experte betont zudem, dass es Verdrängungseffekte gebe, die er exemplarisch wie folgt beschreibt:
Öffentliche Mittel, die in neue Stadien investiert werden, fehlen im öffentlichen Budget an anderen Stellen, wo sie ebenfalls produktiv verwendet werden könnten. Einheimische kaufen Tickets für ein olympisches Event statt für ein Konzert. Internationale Sport-Fans verdrängen in der Zeit des Events häufig zahlungskräftigen Kongress- und Kulturtourismus.
Dass sich im Umfeld Olympischer Winterspiele kein wirtschaftlicher Aufwärtstrend nachweisen lässt, begründet der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule München, unter anderem mit dem kleineren Veranstaltungsrahmen sowie dem damit zusammenhängenden geringeren Aktivitätslevel und Werbewert im Vergleich zu Sommerspielen. Zudem werden Olympische Winterspiele in der touristischen Hauptsaison für Skigebiete ausgerichtet, also genau dann, wenn die Auslastung dort ohnehin am höchsten ist.
Paris setzt vor allem auf Nachhaltigkeit
Für die Analyse, die unter dem Titel "The causal economic effects of Olympic Games on host regions" bereits 2021 erschienen ist, wurde die ökonomische Entfaltung der zweitplatzierten im Olympia-Bewerbungsverfahren herangezogen, um das "kontrafaktische" Ergebnis für Olympia-Gastgeberregionen erstellen zu können.
Wie sich die Sommerspiele in Paris vom 26. Juli bis zum 11. August 2024 auf die französische Wirtschaft auswirken werden, ist noch offen. Medienberichten zufolge rechnet die Universität Limoges mit einem ökonomischen Effekt von 10,7 Milliarden Euro - durch einen Anstieg des Tourismus, die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie den Infrastruktur-Investitionen. Für den Großraum Paris liegt der wirtschaftliche Nutzen der Spiele je nach Szenario zwischen 6,7 und 11,1 Milliarden Euro, schätzen die Organisatoren der Spiele.
Die Kosten sind allerdings bereits klar: Insgesamt sollen die Spiele in Paris 7,7, Milliarden Euro an Ausgaben verschlungen haben. Davon sind allein 3,3, Milliarden Euro in den Ausbau von Straßen, Verkehr oder Gebäuden geflossen. Im Anschluss wird noch zu klären sein, was von den hochgesteckten Nachhaltigkeitszielen der Planer wirklich erreicht werden konnte.