Experten als Qualitätsgarant im Gesundheitsjournalismus? Der Einsatz medialer Experten als Qualitätsindikator im gesundheitsjournalistischen Informations- und Berichterstattungsprozess
Der vorliegende Beitrag untersucht die Rolle von Experten im Rahmen der journalistischen Qualitätsproduktion. Beginnend mit einer Bestandsaufnahme zum Bedarf von Experten wird auf Grundlage von Erkenntnissen aus der Experten- und Expertiseforschung der mediale Experte definiert und seine Rolle vor dem Hintergrund des Einsatzes im Gesundheitsjournalismus reflektiert. Der Qualitätsbeitrag von medialen Experten wird auf unterschiedlichen Qualitätsebenen und differenziert nach verschiedenen medialen Expertenrollentypen betrachtet. Abschließend werden Problemfelder und Spannungsverhältnisse, die sich durch die Interaktion zwischen Journalist und Experte ergeben, aufgezeigt. Die gewonnen Erkenntnisse fließen in einem Modell zusammen (Fokussiert wird dabei vor allem auf den massenmedialen Informationsjournalismus, der sich nicht von vornherein auf ein Fachpublikum beschränkt, sondern Experten im Rahmen der journalistischen Informationsvermittlung an einen breiten, heterogenen Empfängerkreis einbindet).
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Medialisierung und Mediatisierung werden z. T. synonym verwendet, z. T. durch sprachliche Präzisierung voneinander abgegrenzt; beiden Konzepten gemein ist, dass ihre jeweilige Deutung u. a. von dem zugrunde liegenden Medienbegriff abhängt. Einen Überblick über Entwicklung, Vertreter und Perspektiven liefert Meyen (2009).
Analog zu den Erklärungsansätzen biomedizinischer Modelle (vgl. Bormann 2012, S. 27 ff.), die sich auf die Ursache einer Krankheit und deren Beseitigung durch medizinische Maßnahmen konzentrieren.
Gesundheitsjournalismus selbst kann als Teil medialer Gesundheitskommunikation (vgl. Fromm et al. 2011; Gottwald 2006) begriffen werden, die wiederum der sich herausbildenden, interdisziplinären Gesundheitskommunikation(sforschung) zugerechnet werden kann.
Experten- und Expertiseforschung findet bezogen auf den Journalismus eher sporadisch statt. Einen umfassenden Überblick lieferte jüngst Nölleke (2013), der sich aus systemtheoretischer Perspektive mit der Konstruktion von Expertentum im Journalismus befasst. Mit den Interaktionsbeziehungen zwischen Experten und Journalisten im Nachrichtenjournalismus setzt sich Albaek (2011) auseinander. Bevorzugt wird in länderspezifischen Studien der Einsatz von Experten als Quelle im Journalismus (Albaek et al. 2003, Collins und Evans 2002) bzw. im Medizinjournalismus (van Trigt et al. 1994) analysiert.
Mieg (2001, S. 4) unterscheidet hier zwischen „expert-by-experience“, der Experte auf einem klar definierten Gebiet ist, und dem „expert-by-knowledge“, der ebenfalls Experte auf einem Gebiet sein kann, dem aber die persönliche Erfahrung in diesem Feld fehlt.
Gruber (1994, S. 9) grenzt vom Expertenbegriff den des Fachmanns (definiert durch sein Handwerk), des Künstlers (verfügt über hohe Ausführungskompetenz auf einem nichthandwerklichen Gebiet) und des Genies (verfügt über hohe Ausführungskompetenz auf einem nichthandwerklichen Gebiet und personeninterne Dispositionen wie Talent, Begabung) ab.
„Experten sind keine Intellektuellen, Intellektuelle können dagegen gelegentlich Experten sein. […] Intellektuelle sind Geschöpfe der Industriegesellschaft, Experten sind die am schnellsten zunehmende Berufsgruppe der Wissensgesellschaft. Bei den Intellektuellen liegt der Akzent auf dem allgemeinen Wissen, bei den Experten auf dem Spezialwissen.“ (Stehr und Grundmann 2010, S. 33); „Im Gegensatz zu Wissenschaftlern haben Experten in der Regel mittelbar oder unmittelbar Klienten, die sie mit Wissen bedienen […] Wissen, das Experten einsetzen, wird also selten von diesen selbst geschaffen. Das bedeutet, dass sie als Vermittler zwischen Wissensproduzenten und Wissensnutzern fungieren“ (dies., S. 43).
Aus Sicht des Rezipienten wäre dann die Hinzunahme des Experten durch den Journalisten eine Laien-Experten-Experten-Beziehung. Aus Perspektive des konsultierten Experten wird der Journalist selbst zum Laien, indem er Wissen nachfragt. Somit sieht sich der Experte dem Rezipienten gegenüber in einer Experten-Laien-Laien-Beziehung.
Eine vernachlässigte Größe in der Qualitätsforschung ist die Recherche im Sinne einer auf das journalistische Handeln bezogenen Qualitätsdimension (Meier 2011, S. 229; Welker 2009, S. 149).
Die Qualitätskriterien lehnen sich teilweise an Meier (2011, S. 230 f.), Weischenberg (2006, S. 12 ff.), Pöttker (2000, S. 380 ff.) und Ruß-Mohl (2005, S. 374 ff.) an.
Experten als Qualitätsgarant im Gesundheitsjournalismus? Der Einsatz medialer Experten als Qualitätsindikator im gesundheitsjournalistischen Informations- und Berichterstattungsprozess