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24.01.2023 | Fachkräftemangel | Gastbeitrag | Online-Artikel

Wie der Anlagenbau nach Fachkräften sucht

verfasst von: Andreas Pörner, Michael Haid

4 Min. Lesedauer

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Im Anlagenbau finden KMU kaum qualifiziertes Personal. Ein Grund dafür ist, dass junge Leute die vielfältigen Aufgabengebiete in der Branche nicht kennen, die für die Energiewende eine zentrale Rolle spielt.

Der aktuelle Fachkräftemangel ist auch im Anlagenbau deutlich spürbar. Laut den Zahlen des Ifo-Instituts von Juli 2022 meldeten 43 % der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau eine Produktionsbehinderung durch den Fachkräftemangel und 40 % der Befragten gehen davon aus, dass sich der Fachkräftemangel noch weiter verschärfen wird.

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Es bedarf schneller Lösungen, denn qualifizierte Mitarbeitende sind die wichtigste Komponente für den Unternehmenserfolg und unverzichtbar, um den steigenden Anforderungen von Industrie und Wirtschaft gerecht zu werden.

Folgen des demografischen Wandels spürbar

Für Unternehmen wird es zunehmend schwieriger, Arbeitskräfte mit den im Anlagenbau notwendigen Qualifikationen und der nötigen Praxiserfahrung zu finden. Während in vielen Betrieben der Altersdurchschnitt der Fachkräfte steigt und ein Großteil der Arbeitskräfte in den Ruhestand geht, bleiben Nachwuchskräfte aus. Besonders in den Bereichen Maschinenbau, Verfahrens- und Automatisierungstechnik fehlt es an ausgebildeten Ingenieuren und Ingenieurinnen. 

Der Mangel an Fachkräften wirkt sich dabei auf unterschiedliche Weise aus: Zum einen übersteigt das Stellenangebot am Arbeitsmarkt die Nachfrage, wodurch der gemeinsame Pool an geeigneten Kandidaten und Kandidatinnen von Unternehmen hart umkämpft ist. In der Regel profitieren hierbei die Global Player durch ihren Bekanntheitsgrad, kleine und mittelständische Unternehmen haben es hingegen deutlich schwerer, neue Mitarbeitende für sich zu gewinnen. Dabei gilt der Mittelstand als Motor von Wirtschaft und Wohlstand in Deutschland und ist enorm wichtig für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit.

Zum anderen führt der Personalmangel dazu, dass Aufträge nicht mehr bedient werden können und Umsatzeinbußen die Folge sind. Mit dem Renteneintritt vieler Mitarbeitender geht zudem ein enormes Fach- und Praxiswissen verloren und es fehlt an Zeit sowie Kapazität, Neuzugänge einzuarbeiten. 

Allgemein kommt hinzu, dass sich die Industriebranche in einem gesamtwirtschaftlichen Transformationsprozess befindet und die Nachfrage nach klimafreundlichen Technologien rapide wächst. Der Anlagenbau nimmt hierbei die zentrale Schlüsselrolle als Entwickler und Anbieter von nachhaltigen Technologien und Anlagenkonzepten für einen schonenderen Umgang mit Ressourcen ein. Daher sind neue Ansätze und Lösungen gefragt, um qualifizierte Mitarbeitende zu finden und die anstehende Energiewende zu meistern.

Aufklärungsarbeit seitens Politik, Bildungsinstitutionen und Betrieben notwendig

Der Anlagenbau bietet für angehende Ingenieure und Ingenieurinnen komplexe und vielfältige Aufgabenbereiche, die jedoch häufig unter dem Radar fliegen: Von der Planung ganzheitlicher Anlagenkonzepte über die Entwicklung innovativer Technologien bis hin zur Umsetzung umweltverträglicher Verfahren für eine energieeffiziente Produktion und Kreislaufwirtschaft. Mitarbeitende können ihr Ingenieurswissen und ihre Ideen auf unterschiedliche Weise einbringen und dabei unterstützen, industrielle Großanlagen für die Zukunft zu errichten sowie die Dekarbonisierung der Industrie voranzutreiben.

Laut einer Umfrage des VDMA von 2022 berichten rund 80 % der Hochschulen in Deutschland von einem Rückgang im Studiengang Maschinenbau und 70 % stellen einen Rückgang auf dem Gebiet Elektrotechnik fest. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, bedarf es unter anderem einer intensiveren Bewerbung von Ausbildungsplätzen und Studiengängen in diesem Bereich. Schließlich ist der Ingenieurberuf im Anlagenbau aufgrund der Komplexität attraktiv und abwechslungsreich. 

MINT-Fächer und duale Studiengänge stärken

Hier liegt es an Politik, Bildungsinstitutionen und Unternehmen Maßnahmen zu ergreifen, um den Fachkräftemangel und dessen Auswirkungen abzumildern. So könnten Schulen den Schwerpunkt wieder vermehrt auf naturwissenschaftliche Fächer legen und über die verschiedenen Aufgabenbereiche im Anlagenbau aufklären. Auch ein verstärktes Angebot an dualen Studiengängen in Ingenieurswissenschaften, die neben technischem Fachwissen den nötigen Praxisbezug und Einblick in den Ingenieurberuf ermöglichen, wäre eine gewinnbringende Maßnahme. Hierfür sind ausgearbeitete Konzepte notwendig, durch die Ausbildungsstätten und Unternehmen effektiv zusammenarbeiten und die in der Wirtschaft benötigten Qualifikationen vermitteln.

Neben einem erweiterten Angebot von institutionellen Bildungseinrichtungen ist jedoch auch ein Handeln seitens der Politik essenziell. Mittels Kampagnen sollte aufgezeigt werden, warum der Anlagenbau ein innovationsgetriebener Industriebereich mit Zukunftsaussichten ist und eine Schlüsselrolle in unserer Wirtschaft spielt. Denn der Klimawandel und die Energiewende in Europa erfordern zunehmend die Entwicklung nachhaltiger Technologien und Konzepte, die durch den Anlagenbau vorangetrieben werden. 

Industrie muss Initiative ergreifen

Schließlich sind es die Betriebe selbst, die durch konkrete Maßnahmen im Bereich des Talentmanagements sowie der Nachfolgeplanung und Mitarbeiterbindung gezielt dem Fachkräftemangel entgegenwirken können. Hierzu sind enge Kooperationen mit den Ausbildungsstätten, attraktive Praktikumsplätze und konkrete Aufgaben in Projekten notwendig, welche die Möglichkeit geben, die verschiedenen Bereiche des Anlagenbaus kennenzulernen und sich ein holistisches Verständnis für dessen Bedeutung aufzubauen. Damit können Unternehmen deutlich machen, dass Ingenieure und Ingenieurinnen im Anlagenbau entscheidend dazu beitragen, aktiv auf Umweltveränderungen zu reagieren und die Industrie und Energieerzeugung nachhaltig hin zur Klimaneutralität zu gestalten.

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