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20.05.2020 | Fachkräftemangel | Interview | Online-Artikel

"Geld ist nicht alles – gehört aber zu den Key-Features"

verfasst von: Annette Speck

3 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Alexander Schlomberg

Alexander Schlomberg Managing Director bei Expertlead.

Viele Menschen werden in der Corona-Krise ihren Job verlieren. Aber Informatiker und IT-Experten sind nach wie vor begehrt. Expertlead-Co-Founder Alexander Schlomberg erläutert, wie Organisationen ihre Chancen im War for IT-Talents nutzen können.

springerprofessional.de: Herr Schlomberg, welche IT-Experten werden am meisten gesucht und in welchen Branchen, Unternehmen oder Institutionen besteht Ihrer Erfahrung nach derzeit der größte Bedarf?

Alexander Schlomberg: Die Nachfrage nach Software-Entwicklern bewegt sich kontinuierlich auf einem sehr hohen Level. Zusätzlich stellen wir fest, dass momentan Data Scientists und Experten für IT-Sicherheit besonders dringend gesucht werden. Angesichts der rasanten Verbreitung von IoT-fähigen Geräten im Privat- und Unternehmensumfeld müssen unzählige IT-Infrastrukturen entsprechend geprüft und auf den neuesten Stand gebracht werden, um den teilweise erschreckend niedrigen Sicherheitsniveaus der Devices entgegenwirken zu können. Ebenfalls besteht großer Bedarf an Cloud-Spezialisten. Der Fachkräftemangel macht sich dabei in allen Branchen bemerkbar: In der Retail- und Dienstleistungsbranche sowie im institutionellem und Behörden-Kontext scheint die Not, qualifizierte IT-Fachkräfte zu finden, aktuell am höchsten zu sein.   

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Sehen Sie Chancen, den Fachkräftemangel im IT-Bereich in absehbarer Zeit zu lindern beziehungsweise zu beseitigen? Wer muss dazu welche Maßnahmen ergreifen?

Hier müssen auf verschiedenen Ebenen Maßnahmen ergriffen  werden: Einerseits gilt es, das Ausbildungs- und Studienangebot zu erweitern und insbesondere auch Mädchen und junge Frauen für IT-Karrieren zu begeistern. Kurzfristig hilft vor allem, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Freelancer und Solo-Selbstständige zu verbessern. Andernfalls wandern gerade die besonders talentierten und entsprechend qualifizierten Nachwuchskräfte ins Ausland ab. Effektive Maßnahmenpakete sollten aber auch Erleichterungen für die Anwerbung von Spezialisten aus dem Ausland beinhalten.

Laut des Arbeitgeber-Ranking 2019 von Trendence sind für Informatiker Google, Microsoft, Apple, SAP und die BMW Group die Top-5-Arbeitgeber. Ziehen KMU im "War for IT-Talents“ gegenüber großen Unternehmen den kürzeren? Wenn ja, warum?

Das lässt sich so pauschal nicht sagen – es hängt eher vom einzelnen KMU ab, wie attraktiv es sich für die dringend benötigten IT-Experten in Stellung bringt. Gerade die vielen Hidden Champions des deutschen Mittelstands können ITlern oftmals wesentlich mehr Entwicklungspotential und Arbeitszufriedenheit bieten. Oberflächlich betrachtet erscheinen natürlich Tech-Companies wie Apple, Google, Microsoft und SAP auch deswegen für Informatiker besonders interessant, weil diese täglich mit deren Produkten und Services zu tun haben. Die BMW Group sticht hier ein wenig heraus, versteht es aber eben auch hervorragend, sich als innovativ und hochgradig technologie-affin zu positionieren.

Was können insbesondere KMU tun, um für IT-Fachleute attraktiver zu werden? Höhere Gehälter zahlen? Einer Bitkom-Erhebung zufolge kritisieren Firmen allerdings schon jetzt unpassende Gehaltsforderungen seitens der Bewerber.

Geld ist zwar auch im IT-Umfeld nicht alles – aber gehört nichtsdestotrotz weiterhin zu den Key-Features, die bei der Wahl des Arbeitgebers in Betracht gezogen werden. Momentan können die IT-Experten aufgrund der hohen Nachfrage eben ordentlich an der Preisspirale drehen – wer hier nicht mitbieten will oder kann, muss natürlich auf einem anderen Gebiet punkten. Wie bereits erwähnt, verfügen viele gesunde und hochinnovative Mittelständler über Benefits, die ihnen vielleicht überhaupt nicht bewusst sind. Flache Hierarchien, ein sehr wertschätzender und kollegialer Umgang – teilweise mit direktem Familienanschluss, unmittelbare Erfolgserlebnisse ohne langwierige und ernüchternde  Entscheidungsfindungsprozesse sowie eine stimmige Work-Life-Balance inklusive Remote-Work-Optionen, die über das Angebot der Multis weit hinausgehen, gehören zum Angebotsspektrum, das nicht wenige IT-Experten ansprechen könnte. Hier sind jetzt die Kommunikations-Skills und die Kreativität der KMU gefragt.

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