Skip to main content

2022 | OriginalPaper | Buchkapitel

11. Fahrplan eines Euroaustritts: Technische Vorbereitung, rechtliche und praktische Durchführung aus Sicht eines Austrittslandes

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Zusammenfassung

Ein Plan B als Reaktion auf die vergangenen Staatsschuldenkrisen, die Leistungsbilanzungleichgewichte, die zum Teil überaus hohen TARGET2-Salden, die EU-Kreditierung über Eurobonds und die neuerlichen Diskussionen um eine Abschaffung der Fiskalregeln – alles im Sinne einer Neuordnung der Währungsunion, um die hoch verschuldeten Krisenstaaten überlebensfähig zu halten – wird politisch bislang mit dem Hinweis auf die Einheit und die Unumkehrbarkeit des Euroraumes kategorisch abgelehnt. Darüber hinaus wird von ökonomischer Seite auf potenziell hohe Kosten, Ansteckungsgefahren sowie einer mangelnden Praktikabilität hingewiesen. Der Austritt eines Landes aus der Eurozone steckt voller Schwierigkeiten im prozessualen Ablauf. Generell ist zwischen dem Austritt eines starken Landes mit Aufwertungserwartung und eines Krisenstaates mit Abwertungserwartung zu unterscheiden. Die Notwendigkeit einer Geheimhaltung zur Vermeidung von Bank runs, einer Kapitalflucht sowie generell von antizipativen Kapitalbewegungen einerseits und der für einen vertragskonformen, einvernehmlichen Austritt notwendigen Zeitbedarf der Aushandlung und Entlassung andererseits scheinen unvereinbar. Eine zeitliche Trennung der Erfassung der Kontenbestände und des Bargeldes im Vorwege, der Ankündigung des Austritts in einem zweiten Schritt sowie der Aushandlung und Festlegung der Austrittskonditionen im Nachhineine bieten eine mögliche Lösung.

Sie haben noch keine Lizenz? Dann Informieren Sie sich jetzt über unsere Produkte:

Springer Professional "Wirtschaft+Technik"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft+Technik" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 102.000 Bücher
  • über 537 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Automobil + Motoren
  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Elektrotechnik + Elektronik
  • Energie + Nachhaltigkeit
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Maschinenbau + Werkstoffe
  • Versicherung + Risiko

Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Springer Professional "Wirtschaft"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 67.000 Bücher
  • über 340 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Versicherung + Risiko




Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Fußnoten
1
Vgl. Born et al. (2012, S. 49 f.). Bezüglich der geordneten Trennung der Währungsunion zwischen der Tschechischen und der Slowakischen Republik 1993 vgl. auch Fidrmuc, Horvath und Fidrmuc (1999) sowie Lopatka (2011).
 
2
Preise reagieren schneller als Mengen. Bei einer Abwertung der heimischen Währung steigen die Importpreise in heimischer Währung, während die Exportpreise in Fremdwährung zurückgehen. Da die gehandelten Mengen aufgrund längerfristiger Verträge und der Notwendigkeit des Aufbaus von Produktionskapazitäten für den Export und die Importsubstitution zunächst unverändert bleiben, steigt der Wert der Importe, während die Exporterlöse (beide in heimischer Währung gemessen) konstant bleiben. Kurzfristig ist deshalb mit einer Verschlechterung der Leistungsbilanz zu rechnen (J-Kurven-Effekt).
 
3
Vgl. Scott (1998, S. 219 f.), Reinhart und Rogoff (2010, S. 280 ff.), Gruson (2002, S. 103 f.). Als illegale Parallelwährung wird der US-Dollar beispielsweise auf den Bahamas, Haiti, Kambodscha, Liberia und Namibia genutzt, während er als legal anerkannte Zweitwährung in Panama, Ecuador und El Salvador zirkuliert.
 
4
So wird 1 EUR in 100 ct. unterteilt, wobei die Münzen acht Nennwerte umfassen. Die Stückelung sowohl der Münzen wie auch der Banknoten folgt dem Verhältnis 1:2:5. Damit entspricht die Systematik den meisten internationalen Währungen, da das dezimale System das Rechnen erleichtert und Beträge unterschiedlicher Höhe mit relativ wenigen Stücken dargestellt werden können.
 
5
Die modernen Prüfgeräte verfügen über eine vollflächige bzw. mehrere Bereiche umfassende Abtastung. In Kombination verschiedener Sensortechnologien können magnetische Tinten/magnetische Muster, Metallfäden und deren Codierung, Material, Farbe sowie mechanische Daten geprüft werden. Damit wäre auch eine Stempelung von Euronoten zum Schutz gegen illegale Zuflüsse fälschungssicher durchführbar.
 
6
So nahmen etwa die Hälfte der 7000 Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn AG die neuen Banknoten nicht an. Daraufhin wurde die Vorbereitungsphase für den neuen 10-Euro-Schein (2014) auf neun Monate ausgeweitet. Durch die Vernetzung dieser Automaten ist die Aktualisierung der Software relativ einfach handhabbar. Dies ist bei den etwa 120.000 Zigarettenautomaten nicht der Fall, sodass dort Techniker vor Ort die Software aufspielen oder gar eine noch mechanische Prüftechnik anpassen müssen. Vgl. Nestler (2014).
 
7
Ähnlich wurden zum 01.01.1999 mit der Übertragung der Währungssouveränität auf die EU die nationalen Währungen auf den Euro zu festen, unumkehrbaren Umrechnungskursen umgestellt. Zunächst bestand nur das Euro-Buchgeld, erst später wurde das Euro-Bargeld eingeführt. Die weiterhin bestehenden nationalen Währungen hatten zu diesem Zeitpunkt bereits ihre Eigenständigkeit verloren. Rechnungen wiesen in der Übergangszeit grundsätzlich den Betrag in beiden Währungen aus.
 
8
Auskünfte von Niels Bünemann, EZB v. 23.09.2009. Vgl. auch Bender (2008, S. 292).
 
9
Vgl. im Folgenden Banze (2011) sowie Auskünfte von Patricia Döhle, brandeins Wirtschaftsmagazin v. 28.05.2010 und Niels Bünemann, EZB v. 23.09.2009.
 
Literatur
Zurück zum Zitat Abrams, R. K., & Cortés-Douglas, H. (1993). Introduction of a new national currency: Policy, institutional, and technical issues (IMF eWorking Paper, WP 93/49). Abrams, R. K., & Cortés-Douglas, H. (1993). Introduction of a new national currency: Policy, institutional, and technical issues (IMF eWorking Paper, WP 93/49).
Zurück zum Zitat Banze, S. (14. Januar 2011). 40 Milliarden Mark plus X. Die Welt. Banze, S. (14. Januar 2011). 40 Milliarden Mark plus X. Die Welt.
Zurück zum Zitat Deo, S., Donovan, P., & Hatheway, L. (2011). Euro break up – The consequences. UBS investment research – Global economic perspectives. Deo, S., Donovan, P., & Hatheway, L. (2011). Euro break up – The consequences. UBS investment research – Global economic perspectives.
Zurück zum Zitat Deutsche Bundesbank. (2001). Gemeinsames Konzept für die Inverkehrgabe von Euro-Bargeld in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt a. M., Endfassung 30.03.2001, incl. Anlagen 1–12. Deutsche Bundesbank. (2001). Gemeinsames Konzept für die Inverkehrgabe von Euro-Bargeld in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt a. M., Endfassung 30.03.2001, incl. Anlagen 1–12.
Zurück zum Zitat Deutsche Bundesbank. (2002). Euro 2002 – Informationen zur Euro-Bargeldeinführung, Nr. 2. Deutsche Bundesbank. (2002). Euro 2002 – Informationen zur Euro-Bargeldeinführung, Nr. 2.
Zurück zum Zitat Eichengreen, B. (2007). The breakup of the Euro area (NBER Working Paper, No. 13393). Eichengreen, B. (2007). The breakup of the Euro area (NBER Working Paper, No. 13393).
Zurück zum Zitat Gruson, M. (2002). Dollarization and euroization – An international law perspective. European Business Law Review, 3(2002), 103–122. Gruson, M. (2002). Dollarization and euroization – An international law perspective. European Business Law Review, 3(2002), 103–122.
Zurück zum Zitat Hummer, W. (2011). Vom Beginn der Finanzkrise bis zu ihrem vorläufigen Ende – Der permanente “Europäische Stabilitätsmechanismus”. In W. Hummer (Hrsg.), Die Finanzkrise aus internationaler und österreichischer Sicht (S. 231–392). Studien Verlag. Hummer, W. (2011). Vom Beginn der Finanzkrise bis zu ihrem vorläufigen Ende – Der permanente “Europäische Stabilitätsmechanismus”. In W. Hummer (Hrsg.), Die Finanzkrise aus internationaler und österreichischer Sicht (S. 231–392). Studien Verlag.
Zurück zum Zitat Kafsack, H. (19.03.2015). “Kapitalverkehrskontrollen für Griechenland”. Frankfurter Allgemeine Zeitung, S. 15. Kafsack, H. (19.03.2015). “Kapitalverkehrskontrollen für Griechenland”. Frankfurter Allgemeine Zeitung, S. 15.
Zurück zum Zitat Meyer, D. (2012b). Currency disintegration: Two scenarios of withdrawal. Applied Economics Quarterly, 58(3), 171–191.CrossRef Meyer, D. (2012b). Currency disintegration: Two scenarios of withdrawal. Applied Economics Quarterly, 58(3), 171–191.CrossRef
Zurück zum Zitat Mussler, W. (25. Mai 2011). Griechen ziehen ihr Geld von Bankkonten ab. Frankfurter Allgemeine Zeitung, S. 9. Mussler, W. (25. Mai 2011). Griechen ziehen ihr Geld von Bankkonten ab. Frankfurter Allgemeine Zeitung, S. 9.
Zurück zum Zitat Muth, C. (1997). Währungsdesintegration – Das Ende von Währungsunionen. Physica.CrossRef Muth, C. (1997). Währungsdesintegration – Das Ende von Währungsunionen. Physica.CrossRef
Zurück zum Zitat Nestler, F. (30. Juli 2014). Bitte bloß keinen Ärger mit dem neuen Zehner. Frankfurter Allgemeine Zeitung, S. 23. Nestler, F. (30. Juli 2014). Bitte bloß keinen Ärger mit dem neuen Zehner. Frankfurter Allgemeine Zeitung, S. 23.
Zurück zum Zitat o. V. (25. Februar 2012). Geldabflüsse nach Deutschland. Frankfurter Allgemeine Zeitung, S. 21. o. V. (25. Februar 2012). Geldabflüsse nach Deutschland. Frankfurter Allgemeine Zeitung, S. 21.
Zurück zum Zitat Reinhard, C. M., & Rogoff, K. S. (2010). Dieses mal ist alles anders. FBV. Reinhard, C. M., & Rogoff, K. S. (2010). Dieses mal ist alles anders. FBV.
Zurück zum Zitat Scott, H. (1998). When the Euro falls apart. International Finance, 1(1989), 207–228.CrossRef Scott, H. (1998). When the Euro falls apart. International Finance, 1(1989), 207–228.CrossRef
Zurück zum Zitat Seidel, M. (2010). Der Euro: Schutzschild oder Falle? Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, 123(1), 39–45. Seidel, M. (2010). Der Euro: Schutzschild oder Falle? Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, 123(1), 39–45.
Zurück zum Zitat Seidel, M. (2012). Austritt aus der Währungsunion – eine freie Entscheidung Griechenlands. In D. Meyer (Hrsg.), Die Zukunft der Währungsunion – Chancen und Risiken des Euros (S. 157–163). LIT. Seidel, M. (2012). Austritt aus der Währungsunion – eine freie Entscheidung Griechenlands. In D. Meyer (Hrsg.), Die Zukunft der Währungsunion – Chancen und Risiken des Euros (S. 157–163). LIT.
Zurück zum Zitat Smeets, H.-D. (2010). Ist Griechenland noch zu retten? Wirtschaftsdienst, 90, 309–313.CrossRef Smeets, H.-D. (2010). Ist Griechenland noch zu retten? Wirtschaftsdienst, 90, 309–313.CrossRef
Zurück zum Zitat Taylor, C. (1998). Fallback to a common currency: What to do if EMU stumbles? In J. Arrowsmith (Hrsg.), Thinking the unthinkable about EMU. Coping with turbulance between 1998 and 2002 (S. 104–117). NIESR. Taylor, C. (1998). Fallback to a common currency: What to do if EMU stumbles? In J. Arrowsmith (Hrsg.), Thinking the unthinkable about EMU. Coping with turbulance between 1998 and 2002 (S. 104–117). NIESR.
Zurück zum Zitat Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 100–1, veröffentlichten bereinigten Fassung, das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 21. Juli 2010 (BGBl. I S. 944) geändert worden ist. Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 100–1, veröffentlichten bereinigten Fassung, das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 21. Juli 2010 (BGBl. I S. 944) geändert worden ist.
Zurück zum Zitat Protokoll. (Nr. 4) über die Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank. Protokoll. (Nr. 4) über die Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank.
Zurück zum Zitat Übereinkommen zur Durchführung des Übereinkommens von Schengen vom 14.06.1985, Amtsblatt Nr. L 239 vom 22/09/2000 S. 0019–0062. Übereinkommen zur Durchführung des Übereinkommens von Schengen vom 14.06.1985, Amtsblatt Nr. L 239 vom 22/09/2000 S. 0019–0062.
Zurück zum Zitat Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV), Fassung aufgrund des am 01.12.2009 in Kraft getretenen Vertrages von Lissabon (Konsolidierte Fassung bekanntgemacht im ABl. EG Nr. C 115 vom 09.05.2008, S. 47), zuletzt geändert durch die Akte über die Bedingungen des Beitritts der Republik Kroatien und die Anpassungen des Vertrags über die Europäische Union, des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union und des Vertrags zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft (ABl. EU L 112/21 vom 24.04.2012) m. W. v. 01.07.2013. Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV), Fassung aufgrund des am 01.12.2009 in Kraft getretenen Vertrages von Lissabon (Konsolidierte Fassung bekanntgemacht im ABl. EG Nr. C 115 vom 09.05.2008, S. 47), zuletzt geändert durch die Akte über die Bedingungen des Beitritts der Republik Kroatien und die Anpassungen des Vertrags über die Europäische Union, des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union und des Vertrags zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft (ABl. EU L 112/21 vom 24.04.2012) m. W. v. 01.07.2013.
Zurück zum Zitat Vertrag über die Europäische Union (EUV), Fassung aufgrund des am 01.12.2009 in Kraft getretenen Vertrages von Lissabon (Konsolidierte Fassung bekanntgemacht im ABl. EG Nr. C 115 vom 09.05.2008, S. 13), zuletzt geändert durch die Akte über die Bedingungen des Beitritts der Republik Kroatien und die Anpassungen des Vertrags über die Europäische Union, des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union und des Vertrags zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft (ABl. EU L 112/21 vom 24.04.2012) m. W. v. 01.07.2013. Vertrag über die Europäische Union (EUV), Fassung aufgrund des am 01.12.2009 in Kraft getretenen Vertrages von Lissabon (Konsolidierte Fassung bekanntgemacht im ABl. EG Nr. C 115 vom 09.05.2008, S. 13), zuletzt geändert durch die Akte über die Bedingungen des Beitritts der Republik Kroatien und die Anpassungen des Vertrags über die Europäische Union, des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union und des Vertrags zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft (ABl. EU L 112/21 vom 24.04.2012) m. W. v. 01.07.2013.
Metadaten
Titel
Fahrplan eines Euroaustritts: Technische Vorbereitung, rechtliche und praktische Durchführung aus Sicht eines Austrittslandes
verfasst von
Dirk Meyer
Copyright-Jahr
2022
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-35713-9_11