Der Alliance 398 MPT ist weltweit der erste Landwirtschaftsreifen mit 100 km/h Zulassung für Agrar- und Forst-Lkw. Das teilte die Alliance Tire Group anlässlich einer Fahrerprobung mit.
Alliance 398 MPT
Andreas Burkert
Derzeit ist es schweren Nutzfahrzeugen nicht möglich, direkt aus Feld zu fahren. Dabei wäre es im Agrarbereich von großem Interesse, die Ernte direkt vom Feld ins Lager zu fahren oder aber die Gülle vom Vieh direkt aufs Land zu bringen. Derzeit muss das Ladegut in der Regel aufwendig vor dem Feld auf offroadtaugliche Fahrzeuge umgeladen werden. Ein Problem, mit denen jene umgehen müssen, die sehr weite Anfahrtswege vor sich haben. Genau deshalb ist Lior Vilkomirsky davon überzeugt, dass ein AgroTruck, "ausgestattet mit dem richtigen Reifen" in naher Zukunft immer mehr den Traktor vom Feld verdrängen wird. Vilkomirsky leitet die Produktenwicklung der Alliance Tire Group ATG.
Das Unternehmen stellte den Flotationsreifen Alliance 398 MPT vor, der Unternehmensangaben zufolge "weltweit der erste Landwirtschaftsreifen mit 100 km/h Zulassung für Agrar- und Forst-Lkw ist". Dank seiner speziellen Eigenschaften bietet der Reifen eine hohe Traktion und geringere Bodenverdichtung im Vergleich zu Standard-Lkw-Reifen. Laut ATG war für die stabile Konstruktion des schlauchlosen 398 MPT-Reifens eine spezielle Materialzusammensetzung des Gummis notwendig, um die starken Belastungen während hoher Geschwindigkeiten zu bestehen und auch, um eine Verbesserung der Leichtlaufeigenschaft zu erzielen.
Central Tire Inflation System
Um den Reifen auf die jeweils unterschiedlichen Anforderungen auf der Straße wie auch auf dem Feld anzupassen, lässt sich bei dem 398 MPT der Reifeninnendruck variieren. So lässt sich dieser auf dem Feld auf ein Minimum von 0,8 bar absenken und gewährleistet damit einen verbesserten Bodenschutz gegenüber herkömmlichen Lkw-Reifen, bessere Traktion und hohe Tragfähigkeit. Auf der Straße kommt dagegen ein maximaler Reifeninnendruck von 6,5 bar zur Anwendung. Da sich der 398 MPT mit Reifendruckregelanlagen (CTIS, Central Tire Inflation System) einsetzen lässt, ist ein schneller und effizienter Wechsel zwischen Straßenfahrt mit hohem und Einsatz im Feld mit niedrigem Fülldruck möglich.
Ein hoher Reifeninnendruck für Straßenfahrten bietet im Übrigen nicht nur eine bessere Bodenhaftung, geringer Wärmeentwicklung sowie geringen Vibrationen und Abrollgeräuschen bei Geschwindigkeiten bis 100 km/h. Auch die Selbstreinigungseigenschaften des Reifens steigen. Laut Unternehmen zeichnet sich die Ganzstahlkonstruktion des Flotationsreifens durch eine robuste Stahlkarkasse mit vier Stahlgürteln und einem starken Wulst aus. Das gewährleistet Langlebigkeit und verbessert den Schutz vor Durchstichen. Gleichzeitig sorgt der Aufbau dieses Reifens für ein geringes Ausbeulen der Flanken und so für mehr Stabilität und Langlebigkeit. Das große Luftvolumen und die große Aufstandsfläche bieten eine hohe Tragfähigkeit bei gleichmäßiger verteiltem – und deutlich reduziertem – Bodendruck. Der 398 MPT ist derzeit in folgenden Größen erhältlich: 600 / 50R22.5 (Antriebs- und Anhängerreifen) sowie 445 / 65R22.5, 445 / 70R24 und 495 / 70R24 als Vorderachs-, Antriebs- und Anhängerreifen.
Agro-Trucks verdrängen den klassischen Traktor
Der Reifen wurde in Europa erstmals offiziell im Audi Driving Experience Center in Neuburg a. d. Donau auf einem MAN Agro-Lkw vorgestellt. Das Fahrzeug sieht der Hersteller im Übrigen als ideales Konzept für den Direkttransport zwischen Feld und Farm. Und die Akzeptanz steigt, wie uns Daniel Weicht, Projektmanager bei MAN, erzählt: "Indem Agro-Trucks direkt neben das Güllefass oder den Mähdrescher auf das Feld fahren, um Gülle oder das geerntete Getreide umzuladen, sind keine Leerfahrten, kein zusätzliches Personal und keine extra Maschinen wie Überladewagen mehr erforderlich. So lassen sich die Kosten für Maschinen und Mitarbeiter senken, während Effizienz und Produktivität des Landwirtschaftsbetriebs beziehungsweise Lohnunternehmens erheblich gesteigert werden."
In der Transportkette zwischen landwirtschaftlichem Betrieb, Feld und Lagerhaus punkten Lastwagen mit ihrer hohen Nutzlast, einem niedrigen Kraftstoffverbrauch und lastwagentypisch hoher Fahrgeschwindigkeit. Und weil die Unternehmer verstärkt auf die Effizienz und die Total Costs of Ownership (TCO) ihres Fuhrparks achten, könnten Agro-Trucks herkömmlichen Traktoren in solchen Einsatzgebieten verdrängen. Auch deshalb ist der MAN TGS als Agrar-Truck mit Allradantrieb, Sattelkupplung, Anhängerkupplung, Anhängebock, Load-Sensing-Hydraulikanlage sowie bodenschonender Agar-Breitbereifung ausgestattet.
Euro 6-Motoren für den Agro-Truck
MAN führt im Lauf des Jahres 2019 eine neue Motorenfamilie in der Euro 6-Ausführung in den Markt ein. Hierbei erhalten die D26-Motoren im Vergleich zur bisherigen Ausführung 10 PS mehr Leistung und 100 Newtonmeter mehr Drehmoment. Somit lauten deren neue Leistungsstufen 316 Kilowatt (430 PS), 346 Kilowatt (470 PS) und 375 Kilowatt (510 PS). Der 6-Zylinder-Reihenmotor aus der MAN D26 Common-Rail-Motorenbaureihe verfügt über 12,4 Liter Hubraum und leistet in der neuesten Euro 6-Abgaseinstufung 375 Kilowatt (510 PS) bei 1800 Umdrehungen pro Minute. Das maximale Drehmoment beträgt 2600 Newtonmeter bei 930 bis 1350 Umdrehungen. Gekoppelt ist der Motor mit der automatisierten Schaltung MAN TipMatic 12. Diese bietet mit ihrer Smartshifting-Funktion fahrsituationsabhängig besonders schnelle Gangwechsel, um eine Zugkraftunterbrechung zu minimieren.