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23.02.2016 | Fahrzeugsicherheit | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie Sicherheitssysteme sicherer werden

verfasst von: Stefan Schlott

3:30 Min. Lesedauer

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Damit Automatisierungsstategien für den Straßenverkehr ihre Wirkung entfalten können, müssen sie gegen Missbrauch und Angriffe geschützt werden. Kein leichtes Unterfangen.

Obwohl rechnerisch die Wahrscheinlichkeit einer Kollision steigt, wenn mehr Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind, ging mit der Massenmotorisierung eine deutliche Verbesserung der Verkehrssicherheit einher. Die Statistiken belegen, dass in vielen Staaten, die einen weit geringeren Motorisierungsgrad aufweisen, die Zahl der Verkehrsunfälle und Verkehrsopfer ähnlich hoch liegen, wie in starken Wirtschaftsnationen. Dennoch sterben nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedes Jahr rund 1,25 Millionen Menschen bei Verkehrsunfällen und bis zu 50 Millionen tragen Verletzungen unterschiedlichen Schweregrades davon. Viele dieser Unfälle wären vermeidbar, wenn die Fahrer ihre Fahrzeuge nicht länger aktiv steuern müssten.

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01.04.2015 | Titelthema

Automatisiertes Fahren erfordert sichere Netze

Die Entwicklung zum vollautomatisierten Fahren wird sich in Stufen entwickeln. Erst kürzlich haben sich Industrieverbände wie VDA, SAE und Clepa auf ein gemeinsames Level-Modell geeinigt [

1

].


So schreibt Dr. Patrick Kolb, Fondsmanager bei der CreditSuisse, in seiner aktuellen Branchenanalyse "Die Zukunft des Automobilverkehrs: Wie wichtig sind Schutz- und Sicherheitsthemen?": "Selbstfahrende Autos gelten als bahnbrechende Neuerung für Gesundheit und Sicherheit auf den Straßen, da sie Verkehrsunfälle drastisch reduzieren könnten. Ihr Hauptvorteil besteht darin, dass Fernerkundungstechnologien, Radarsensoren und Kameras mit ihren 360°-Blickwinkeln Situationen besser einschätzen können als Menschen, die realistisch betrachtet nur in eine Richtung sehen können." Obwohl bestimmte Funktionen des sogenannten autonomen Fahrens bereits verfügbar sind, dürften hochgradig automatisierte Fahrzeuge nach Einschätzung von Kolb wahrscheinlich nicht vor Ende dieses Jahrzehnts zu erwarten sein.

Unfälle und Staus abschaffen

"Nie wieder ein Unfall, nie wieder Stau. Dies könnte 2025 nach einer neuen Studie Realität werden. Neue Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) werden unsere jetzige Verkehrsinfrastruktur einmal komplett umkrempeln", heißt es auch in der Studie "Mobilität 2025: Koexistenz oder Konvergenz von IKT für Automotive?", die im Rahmen des Technologieprogramms IKT für Elektromobilität II des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), im Auftrag des VDE erstellt wurde.

Etwas skeptischer geben sich Fachleute aus der Automobilindustrie: Zwar werden Unfälle durch die Einführung neuer Fahrerassistenzsysteme zunehmend vermieden oder zumindest in ihrer Schwere reduziert. Dennoch betonte Professor Rodolfo Schöneburg, Direktor in der Sicherheitsentwicklung bei Daimler, anlässlich der Fachtagung crash.tech im April 2014, dass automatisiertes oder gar autonomes Fahren nicht gleichbedeutend mit unfallfreiem Fahren ist. Der Grund dafür liegt darin, dass die Randbedingungen, um einen Unfall zu vermeiden, nicht immer gegeben sind. Als Beispiele für solche Randbedingungen nannte Schöneburg das zur Verfügung stehende Zeitfenster für die technischen Systeme, um auf eine gefährliche Situation reagieren zu können, aber auch den Grip der Reifen oder schlicht die Verfügbarkeit von Freiraum zum Ausweichen. Schöneburg betonte: "Wenn diese Randbedingungen nicht erfüllt sind, sind auch beim automatisierten Fahren Unfälle möglich."

Digitale Widerstandsfähigkeit von Fahrzeugsystemen

Dazu kommt, dass auch Fahrzeugsysteme durch die zunehmende Vernetzung anfälliger für Manipulationen und Hackerangriffe werden können. "Insgesamt wird die Gesellschaft vulnerabler. Softwaremanipulationen und Schadprogramme verursachen schon heute wirtschaftliche und physische Schäden in der realen Welt", warnt zum Beispiel Dr. Chirine Etezadzadeh im Kapitel Digitalisierung des Fachbuchs Smart City - Stadt der Zukunft?. Experten fordern laut Etezadzadeh deshalb digitale Widerstandsfähigkeit und die Einrichtung von umfassenden Sicherheitsmaßnahmen.

Um sicherzustellen, dass alle beteiligten Komponenten im Fahrzeugsystem autorisiert sind und eine Manipulation der Datenflüsse durch unberechtigte Dritte ausgeschlossen ist, empfiehlt Stefan Römmele, oberster Sicherheitsentwickler bei Continental in Frankfurt, die Einführung sogenannter Online Trust Center (OTC). In seinem Artikel Automatisiertes Fahren erfordert sichere Netze aus der ATZelektronik 2-2015 sein, beschreibt er, wie sich die digitale Infrastruktur autonomer Fahrzeuge gegen Hackerangriffe absichern lässt. In einem magischen Dreieck, bestehend aus dem Fahrzeug, dem Backend und dem OTC, bestätigen sich alle Beteiligten bidirektional ihre Echtheit. Die vom OTC ausgestellten Zertifikate ermöglichen den sicheren Zugriff. Es erzeugt und verwaltet die notwendigen Schlüssel. Remmele ist sich sicher: "Ein Konzept wie das vorgestellte OTC kann als integrierter Ansatz eine entscheidende Rolle bei der Einführung des vernetzten automatisierten Fahrens spielen."

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2015 | OriginalPaper | Buchkapitel

Digitalisierung

Quelle:
Smart City – Stadt der Zukunft?

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