Skip to main content

16.03.2015 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Erdgasmobilität und die Mär von der fehlenden Infrastruktur

verfasst von: Andreas Burkert

2:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Erdgasautos kommen nicht in Fahrt. Ernüchternde 0,41 Prozent beträgt der Anteil zugelassener Erdgasautos europaweit. Nur Italien fördert exzessiv und ist Spitzenreiter bei der Erdgasmobilität. Dabei müssen sich dort acht Mal mehr italienische Erdgasfahrer eine Erdgastankstelle teilen als in Deutschland.

Sind Italiener die klügeren Autofahrer? Mit Blick auf den Mut, trotz einer nicht eben fabelhaften Tankstelleninfrastruktur Erdgasfahrzeuge zu fahren, ist diese Aussage zutreffend. Immerhin bietet der Erdgasantrieb nachweislich erhebliche Vorteile, wie der Report "Schafft es der Erdgasantrieb aus der Nische?" aus der ATZ 2-2015 aufzeigt. So profitieren nicht nur Pendler von dieser alternativen Antriebsvariante: Laut dem Wirtschaftsmagazin Wiso kostet der mit Erdgas gefahrene Kilometer nur 43 Eurocent (Diesel 45 Cent, Benziner 47 Cent und ein batterieelektrisch angetriebener Golf 51 Cent).

Darüber hinaus haben Erdgasautos (CNG) ein sehr geringes Ozonloch- und Smog-Potenzial. Laut dem 2. Zwischenbericht der Initiative Erdgasmobilität werden "im Durchschnitt etwa ein Viertel weniger Kohlenstoffdioxid, 20 Prozent weniger Kohlenwasserstoffe und Stickstoffoxide ausgestoßen (baugleicher Ottomotor und Well-to-Wheel-Bilanz). Und werden dem Erdgas 20 Prozent Biomethan beigemischt, erhöht sich das Treibhausgas-Minderungspotenzial auf 39 Prozent. Und es kommt noch besser. Wird etwa reines Biomethan getankt, verringern sich die Emissionen um bis zu 97 Prozent. Das ist ein weiteres Ergebnis des Berichts.

Ernüchternde Zahlen bei Erdgasfahrzeugen

Weitere Artikel zum Thema

Für die Verantwortlichen der Europäischen Gemeinschaft ist das Anlass genug, mehr von dieser umweltverträglichen Alternative auf die Straße zu bringen. Bis 2020 wünscht sich die EU einen Anteil von Erdgasautos am Gesamtfahrzeugaufkommen von mindestens 10 Prozent - europaweit. Doch angesichts der aktuellen Zulassungszahlen gilt das Ziel als utopisch. Derzeit beträgt der Anteil zugelassener Erdgasautos europaweit nämlich nur ernüchternde 0,41 Prozent. Und das Vorzeigeland hinsichtlich Erdgasmobilität, Italien, kann auch nur einen Anteil von 2,16 Prozent aufweisen.

Dabei fahren dort bereits rund 885.000 Erdgasautos. Und in Deutschland? Da sind es nur annähernd 98.000 Fahrzeuge, die regelmäßig zur Erdgastankstelle fahren. Das entspricht etwa einem Zehntel des Anteils von Italien. Und das obwohl die Tankstelleninfrastruktur hierzulande wesentlich besser ist. "Mit aktuell 920 Erdgastankstellen und 6717 LPG-Tankstationen scheint der Standort Deutschland gut versorgt", steht es im ATZ-Report. So kommen etwa 100 Fahrzeuge auf eine Tankstelle. In Italien hingegen müssen sich etwa 865 Erdgasautos eine CNG-Tankstelle teilen.

Die Erdgasmobilität muss intensiver gefördert werden

"Italien ist ein gutes Beispiel dafür, dass es an der angeblich unzureichenden Infrastruktur nicht liegen kann", erzählt Timm Kehler, Sprecher der Geschäftsführung von Erdgas Mobil. Seiner Ansicht nach muss es vor allem in Deutschland für alle Marktpartner eine Investitionssicherheit geben. Dazu bedarf es kurzfristig der Fortschreibung der Steuerermäßigung für Erdgas und Bio-Erdgas als Kraftstoff. Ebenso würde eine transparentere Preisauszeichnung an der Tankstelle zu einer höheren Akzeptanz beim Kunden führen. Nur so, glaubt Kehler, ist es möglich, die Erdgasmobilität in Deutschland aus der Nische zu bewegen.

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

    Premium Partner