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28.08.2014 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Marktvolumen vernetzter Mobilität vervierfacht sich bis 2020

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

4 Min. Lesedauer

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Das moderne Auto kommuniziert mit seiner Umwelt, mit anderen Fahrzeugen, mit dem Zuhause. In dieser Entwicklung steckt ein enormes Marktpotenzial. Insbesondere die Connected Car-Segmente Sicherheit und automatisiertes Fahren sollen laut einer Studie für deutliches Wachstum sorgen.

Mobil, vernetzt und always-on: Der gesellschaftliche Stellenwert von Kommunikation steigt rasant und damit auch der Drang vieler Menschen nach ständiger Erreichbarkeit. Dieser gesellschaftlicher Wandel geht auch am Automobil nicht vorbei: Allzeit vernetzt in "Connected Cars" ist längst Realität, schreibt Springer-Auto Grösch im Kapitel "Autonomes Fahren - Utopie oder Wirklichkeit?“ aus dem Buch Radikale Innovationen in der Mobilität. Der Fahrer nutzt das Auto als kommunikative Plattform. Er ist es gewohnt rund um die Uhr und überall zu kommunizieren - und will dies auch im Auto nicht missen, so Grösch weiter.

So verwundert es nicht, dass sich das Marktpotenzial vernetzter Mobilität zwischen 2015 und 2020 von 31,87 auf 115,20 Milliarden Euro beinahe vervierfachen soll. Insbesondere die Connected Car-Segmente Sicherheit und automatisiertes Fahren sollen dabei für enormes Wachstum sorgen: Während das Marktvolumen für Sicherheit 2015 noch bei 12,18 Milliarden Euro, das für die technologischen Vorstufen für automatisiertes Fahren bei 7,49 Milliarden Euro liegt, wird erwartet, dass sich diese Potenziale bis 2020 auf 47,34 respektive 35,66 Milliarden Euro vervielfachen. Zu den weiteren Treibern dieser Entwicklung gehören aber auch beispielsweise die Bereiche Entertainment (13,18 Mrd. Euro), Well-Being (7,13 Mrd. Euro) und Fahrzeugmanagement (6,67 Mrd. Euro).

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Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Studie "Connected C@r 2014", die Strategy& und PwC in Zusammenarbeit mit dem Center of Automotive Management (CAM) zur Zukunft der vernetzten Mobilität erstellt haben. Die Untersuchung konzentriert sich dabei auf Pkw.

"Der Trend kennt nur eine Richtung: Stärkere Vernetzung. Das Auto der Zukunft kommuniziert ununterbrochen mit seiner Umwelt, mit anderen Fahrzeugen, mit dem Zuhause. Diese Entwicklung eröffnet den Automobilherstellern (OEMs) ungeahnte Wachstumspotenziale. Insbesondere Sicherheitsanwendungen und autonomes Fahren sind die heißen Themen der kommenden Jahre. In diesen Anwendungsbereichen liegt ein Riesenpotenzial", sagt Richard Viereckl, Leiter des Automobilbereiches der internationalen Managementberatung Strategy& (ehemals Booz & Company).

Mit der Technik Schritt halten

Dabei berührt vernetzte Mobilität die Kernbereiche zweier völlig unterschiedlicher Branchen und der zugehörigen Marktakteure: Automobile OEMs betrachten Mobilität als ihr ureigenes Ökosystem. Bei der notwendigen IT-Technologie dagegen sind digitale Spieler tonangebend.

Professor Dr. Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management erwartet in diesem Segment eine spannende Entwicklung: "Automotive OEMs werden das Connected Car auch in Zukunft als ihr originäres Betätigungsfeld ansehen und danach streben, hier die wesentlichen Kontrollpunkte einzunehmen. Aber wer digitale Geschäftsideen erfolgreich umsetzen will, ohne unattraktive 'Insellösungen' anzubieten, ist auf ein Miteinander der digitalen Spieler angewiesen. Das Stichwort lautet 'Coopetition' - die Zusammenarbeit von Wettbewerbern.“ Der Experte hält es für sehr wahrscheinlich, dass sich in dieser Konstellation schon bald offene Standards durchsetzen. Proprietäre, das heißt geschlossene Betriebssysteme im Fahrzeug, seien für digital aufgestellte Unternehmen eher uninteressant. So beobachten die Experten einen Wettbewerb zwischen der in viel kürzeren Zyklen agierenden Consumer-Elektronikwelt und den langzyklischen Automobilherstellern.

Im Rahmen der Marktanalyse wurde zusätzlich zu den sechs Funktionsclustern Mobilitätsmanagement, Fahrzeugmanagement, Entertainment, Well-Being, automatisiertes Fahren und Sicherheit, erstmalig auch die neue Funktion Home-Integration einbezogen. Home-Integration beinhaltet Funktionen, die das Fahrzeug mit dem Zuhause, dem Büro etc. vernetzt und dadurch ganzheitliche Lösungen schaffe. Hierzu zählt beispielsweise die Vernetzung mit der Heimalarmanlage oder aber dem Heizsystem.

Knackpunkt Datensicherheit

Der Knackpunkt für diese Zukunftsindustrie ist aber die Datensicherheit. Mit der digitalen Vernetzung von Autos werden auch Einfallstore für Cyberattacken geöffnet. Die Studie identifiziert drei grundlegende Angriffspunkte des vernetzten Fahrzeugs.

So könne die Konnektivität als Einfallstor beispielsweise für Hacker dienen. Der Datenstrom zum Backend wird abgefangen oder manipuliert. Zweitens könnten mit dem Fahrzeug gekoppelte Schnittstellen wie Mobiltelefone oder Tablets erhebliche Angriffsfläche bieten. Zudem bestehe die Gefahr, dass das Connected Car einem Botnetz, also einem automatisierten Computerprogramm, als mobiler Server dient - rollende Computer könnten ferngesteuerte Server irgendwo auf der Welt angreifen.

Die Auswirkungen eines erfolgreichen Angriffs auf das vernetzte Auto wären fatal: Von einer Manipulation der Bremsen über die heimliche Erstellung von Bewegungsprofilen bis zur ferngesteuerten Öffnung des Türschlosses - die Gefahren sind vielfältig, erläutern die Analysten. "Vor diesem Hintergrund ist die Datensicherheit eine zentrale Aufgabe in der Forschung und Entwicklung des vernetzten Automobils. Entsprechende Maßnahmen brauchen einen festen Platz in der F&E-Roadmap", fordert Felix Kuhnert, Partner und Leiter des Bereichs Automotive Deutschland und Europa bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.

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