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22.11.2018 | Sportwagen | Fahrbericht + Test | Online-Artikel

Testbericht

Der BMW i8 Plug-in-Hybrid-Sportwagen

verfasst von: Sven Eisenkrämer, Marc Ziegler

7 Min. Lesedauer

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BMW hat 2018 seinen hybriden Sportwagen i8 aufgefrischt. Neben dem neuen Roadster kam das Coupé als Facelift. Springer Professional, ATZ und MTZ haben die geschlossene Version des futuristischen Flitzers getestet.

Emotion + Fahrspaß

Wenn das BMW i8 Coupé eines nicht nötig hatte, dann ist das wohl ein Facelift. Das Design wirkt auch vier Jahre nach Markteinführung des futuristischen Öko-Sportwagens seiner Zeit weit voraus. So hat man sich bei BMW auf dezente Aerodynamiklösungen verständigt und die Luftführung an der Front angepasst. Ein neues Raddesign sowie andere Sitzfarben und Zierelemente sind der Vollständigkeit halber erwähnt. Wichtigste Neuerung: Der Coupé-Schriftzug an der C-Säule. Das Entern des Cockpits stellt sich dann als überraschend angenehm heraus. Flugs gleitet man über den Seitenschweller in die ausgeformten Sportsitze und stellt fest: Die Rundumsicht ist für einen Sportwagen recht ordentlich. Der i8 passt auch großen Fahrern wie ein Maßanzug. Auf den beiden Rücksitzen möchte dann aber niemand mehr Platz nehmen. Flüsterleise rollt der Bayer aus der Tiefgarage, die erste Ampel wird zur Startlinie. Der Plug-in-Hybrid (PHEV) kann nämlich halten, was sein Äußeres verspricht: 4,4 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und elektronisch begrenzte 250 km/h Spitze werden ebenso versprochen wie eingelöst. Das schlichte Rasen ist allerdings weit weniger spektakulär als das dynamische Potenzial des Münchners.

Motor + Antriebstechnik

Je ein Motor zeichnet verantwortlich für eine Achse. Vorn ist das der zum Facelift erstarkte Synchronmotor mit maximal 105 Kilowatt Leistung und einem Drehmoment von 250 Newtonmetern, hinten kommt der bekannte hochaufgeladene Dreizylinder-Ottomotor mit 1,5 Litern Hubraum, 170 Kilowatt Leistung und 320 Newtonmetern zum Einsatz. Jedes Aggregat verfügt über ein eigenes Getriebe, das hintere verfügt über sechs Fahrstufen, das vordere über zwei. Mit einem Direktantrieb wären die hohen Geschwindigkeiten für den Elektromotor nicht darstellbar gewesen. Als Systemleistung gibt BMW 275 Kilowatt an. Der durch die Zwei-Motor-Auslegung entstehende Allradantrieb in Verbindung mit einer nahezu perfekten Gewichtsverteilung von 49 zu 51 Prozent und dem tiefen Schwerpunkt sorgen für reichlich Traktionsreserven und ermöglichen es zudem, das Fahrwerk des BMW komfortabel auszulegen, ohne in der Dynamik Abstriche machen zu müssen. Die Übergänge zwischen rein elektrischem und verbrennungsmotorischem Antrieb sind auch bei abrupten Leistungsanforderungen fließend und sanft, bei gleichbleibendem Tempo wird auch jenseits der Grenze des rein elektrischen Fahrens (120 km/h) der Verbrennungsmotor abgeschaltet.

Batterie + Ladetechnik

Mit dem Facelift haben die Motorenwerke vor allem die Batterie- und Ladetechnik im Inneren aufgestockt. Statt früher mit nur 5,2 kWh ist die nutzbare Kapazität des Akkus nun auf 11,6 kWh gewachsen. Der Hochvoltspeicher, der mittig im Fahrzeugboden verbaut ist, lässt sich über ein Typ-2-Ladekabel an die europäischen Standard-Ladesäulen anschließen oder über ein Adapterkabel mit Schutzkontaktstecker an die Haushaltsteckdose. Doch der Typ-2-Anschluss nutzt der Ladegeschwindkeit nicht merklich. Der i8 ist nämlich schlichtweg nicht fürs Schnellladen ausgerüstet, kann die Batterie laut Hersteller maximal mit 3,7 Kilowatt von extern laden. Am Hausstrom werden rund zweieinhalb Stunden für das Laden auf 80 Prozent der Batteriekapazität benötigt. Schnell voll wird der Stromspeicher beim Betrieb des Verbrenners im Sport-Modus, natürlich aber nur, wenn man den E-Boost nicht ausgiebig nutzt. Der Generator lässt den Balken dann relativ flink voll werden. Auf Kosten des Verbrauchs – und das ist ja eigentlich nicht Sinn der Sache.

Reichweite + Verbrauch

Laut BMW sind mit dem i8 Coupé rein elektrische Reichweiten von 55 Kilometern möglich. Viel interessanter und auf langen Strecken auch sinnvoller ist aber die intelligente Vernetzung verschiedener Fahr- und Assistenzsysteme zur Effizienzsteigerung. Bei aktiver Zielführung wird die Betriebsstrategie der Motoren auf das Routenprofil abgestimmt. So können Teilstrecken optimal zur Rekuperation genutzt werden. Bis zu 60 Kilowatt generiert der Elektromotor im Schubbetrieb und bei Bremsmanövern. Zudem gewährleistet die Steuerung, dass zu jedem Zeitpunkt die volle Kraft beider Motoren zur Verfügung steht, etwa wenn stark beschleunigt werden soll. Auch zügige Langstreckenfahrten sind so ohne Komfortabstriche und bei moderatem Verbrauch möglich. Wir verbrauchten beispielsweise über eine Strecke von 400 Kilometern auf der Autobahn ohne die Batterie extern nachzuladen im Durchschnitt 7,7 Liter Super Plus. Innerstädtisch bei längerer Strecke ohne Nachladen sollten fünf Liter realistisch sein.

Fahrwerk + Sicherheit

Abzüge bekommt der i8 bei den sicherheitsrelevanten Assistenzsystemen. Nach heutigen Standards fehlen einige Systeme, die auch nicht optional bestellbar sind. Weder ein Abstandsregeltempomat noch ein Spurhalteassistent sind für das Luxus-Gefährt verfügbar. Immerhin ist als "Driving Assistant" eine Auffahr- und Personenwarnung mit Abbremsfunktion und ein Fernlichtassistent an Bord. Letzterer ist vor allem in Verbindung mit dem 6.300 Euro teuren Laserlicht interessant: Das Laserlicht verbessert das sowieso schon hervorragend ausleuchtende LED-Licht des BMW in Fernlichtsituationen bei Nacht nochmal um ein Vielfaches. Doch bei schlechten Sichtverhältnissen täte dem Sportwagen die Nachtsichtfunktion BMW Night Vision gut – das Oberklasse-Feature ist allerdings für den i8 nicht erhältlich.

Bedienung + Konnektivität

Dass man das mit der Konnektivität und der Bedienung der Infotainment-Anlage in München verstanden hat, weiß man spätestens seit der Implementierung von "BMW Connected Drive" ins Infotainmentsystem "i-Drive". Auch unser Testwagen war mit "Connected Drive", also der Online-Anbindung des Fahrzeugs, ausgestattet. Darüber lassen sich im Auto über das zentral und leicht zum Fahrer geneigte Touchscreen-Display diverse Infos anzeigen, so etwa das aktuelle und angekündigte Wetter samt Niederschlagsradar-Karte, Wikipedia-Einträge zu Sehenswürdigkeiten in der Umgebung oder der schnellste Weg zur nächsten Zapf- oder Ladesäule. Außerdem ist via Smartphone über die BMW-Connected-App das Fahrzeug nahezu jederzeit und von fast überall auf der Welt zu orten, die Klimatisierung und das Laden lassen sich einstellen und planen. Das Auto lässt sich über die Internetverbindung auch ver- und entriegeln. Die Übertragung des jeweiligen Befehls vom Handy an den BMW-Server und wieder zum Auto dauert zwar bis zu ein oder zwei Minuten, aber es klappt. Außerdem ist man immer über den Ladezustand seines Elektroflitzers informiert und wann die Batterie fertig geladen sein wird. Das hat BMW schon ganz gut gelöst. So lange man in Funk-Reichweite des Fahrzeugs ist, kann man das alles übrigens auch über den etwas klobigen Display-Schlüssel in Erfahrung bringen. Doch das ferngesteuerte Parken, das BMW im oberen Segment bereits über den Display-Schlüssel anbietet oder auch die Gestiksteuerung, hat der i8 auch im Facelift noch nicht verbaut. Genau so fehlt das Eingabesystem "Touch Command". Auch hier hinkt BMW seiner eigenen Technologie im i8 hinterher.

Kosten + Nutzen

Der BMW i8 ist zu einem Basispreis von 138.000 Euro in der Grundausstattung zu haben. Unser Testfahrzeug samt Laserlicht und diversen anderen Ausstattungen wie dem Head-Up-Display oder Online-Entertainment kam auf fast 155.000 Euro.

Der Wagen ist nicht als Alltagsfahrzeug geeignet. Er ist sehr lang und breit und bietet Gepäckraum für kaum mehr als einen Single-Wocheneinkauf (außer man nutzt die beiden Notsitze). Aber dafür ist er eben auch nicht gebaut, sondern eher als Zweit- oder Drittfahrzeug für Wochenendausflüge für den, der das Geld mal eben übrig hat.

Kritik + Fazit

Für den Preis eines kleinen Einfamilienhauses auf dem Land bekommt man von BMW mit dem i8 einen futuristisch-schicken Sportwagen. Das Auto ist ein absoluter Hingucker, zieht die Blicke auf sich und sorgt für erstaunte und interessierte Blicke von Passanten – vor allem, wenn man mit dem Surren des Elektromotors an ihnen vorbeigleitet. Zwar ist der BMW hochwertig verarbeitet, doch an einigen Punkten spart BMW zu offensichtlich: Sei es die mutmaßlich im Centbereich angesiedelte Plastikkapsel der Gegendruckfeder der Heckklappe, die bei unserem Test einfach geborsten und durch die Luft geflogen ist (Versuchen Sie mal, ohne die Feder, die die sehr schwere Heckklappe beim Entriegeln aufspringen lässt, den Kofferraum zu öffnen – was ein Murks!). Oder die fehlenden Assistenzsysteme, die bei einem Auto dieser Preisklasse unserer Meinung nach dazu gehören müssten. Andererseits fährt man mit einer beeindruckend intelligent laufenden elektrifizierten Motorentechnik und mit einem für einen Sportwagen schon fast lächerlich niedrigen Kraftstoffverbrauch.

 


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