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07.05.2014 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Kontrolle von Umweltzonen nicht überall ausreichend

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

4 Min. Lesedauer

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Seit rund sechs Jahren gibt es die Umweltzonen in Deutschland. Doch Kommunen prüfen Umweltzonen immer noch unterschiedlich stark. Und manche Städte verweigern auch ganz die Kontrolle.

Die Kontrollen in den deutschen Umweltzonen sind im vergangenen Jahr schärfer geworden. Die Zahl der Kommunen, die die Einfahrtbestimmungen für Diesel-Pkw und Lkw in ihren Umweltzonen vorbildlich kontrollieren, hat sich gegenüber 2013 auf 17 erhöht. Allerdings verweigern immer noch Städte wie Halle und Magdeburg eine wirkungsvolle Kontrolle. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in einer aktuellen Untersuchung von 60 kommunalen Umweltzonen.

"Ein Herz für Dieselstinker"

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Seit der ersten Erhebung der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation im Jahr 2011 ist die Zahl der ausreichend überprüften Umweltzonen von 2 auf 17 deutlich gestiegen, erklärt die DUH. Hier werden sowohl parkende wie auch fahrende Pkw, Busse und Lkw auf ihre Zufahrtberechtigung in die Umweltzonen kontrolliert und Verstöße angemessen geahndet. Völlig unverständlich sei aus Sicht der DUH jedoch, dass sich zwanzig Kommunen nach wie vor weigerten, die Umweltzonenregelungen zur Luftreinhaltung konsequent durchzusetzen. Sie erhalten deshalb die "Rote Karte". Interessant sei auch die Verteilung auf die Bundesländer: Auf NRW beispielsweise entfallen elf "Rote Karten", auf Baden-Württemberg fünf.

"Es ist unverständlich, dass sechs Jahre nach Einführung der ersten Umweltzonen in Deutschland immer noch viele Bürgermeister ein Herz für Dieselstinker haben", sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. "Dass ein Drittel der befragten Kommunen ihre Umweltzonen gar nicht oder nur kaum kontrollieren, ist ein Skandal. Besonders alarmierend ist das Ergebnis in Nordrhein-Westfalen, wo 21 von 25 Kommunen nur unzureichende oder gar keine Kontrollen durchführen."

Kontrollen müssen dringend verbessert werden

Resch betonte, dass das bevölkerungsreichste Bundesland zwar einige vorbildlich umgesetzte Umweltzonen besitzt, darunter Krefeld und Dinslaken. Die Mehrheit der dortigen Städte überprüfe die Umweltplaketten jedoch nur selten oder gar nicht. Vor diesem Hintergrund sei zu befürchten, dass die bevorstehende Umstellung auf die grüne Plakettenpflicht ihre Wirkung nicht entfalten kann. Die DUH mahnt deshalb, die Kontrollen dringend zu verbessern.

Ab 1. Juli dürfen 900.000 Euro-3-Diesel-Fahrzeuge mit gelber Plakette nicht mehr in die Ballungsräume in Nordrhein-Westfalen einfahren. Aus Sicht der DUH ist die Förderung der Umrüstung mit Rußpartikelfiltern für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge, wie sie auch der Koalitionsvertrag der schwarz-roten Bundesregierung vorsieht, dringend erforderlich. Die DUH will mit eigenen Feinstaub-Kontrollteams die Scharfstellung der 22 Umweltzonen in Nordrhein-Westfalen begleiten.

80 Euro Geldbuße

Besonders negativ fallen nach Angaben der DUH in der diesjährigen Abfrage erneut die Städte Halle und Magdeburg auf, die parkende Fahrzeuge nach wie vor nicht kontrollieren. Plakettensünder werden hier nur geahndet, wenn die Polizei bei Verkehrskontrollen auch einen Blick auf die Windschutzscheibe wirft, erklärt die DUH. Bei einem Verstoß gegen die Plakettenpflicht in der Umweltzone müssen Autofahrer seit dem 1. Mai 2014 mit einem Bußgeld von 80 Euro rechnen. Der Strafpunkt in Flensburg entfällt seit der Neuregelung des Bußgeldkatalogs.

Die ersten Umweltzonen untersagen bereits seit 2008 die Einfahrt von Dieselfahrzeugen mit besonders hohen Emissionen in die Innenstädte. Bis heute weigern sich allerdings zahlreiche Kommunen, die Einfahrtsperren konsequent zu überprüfen und Verstöße mit einem Bußgeld zu belegen, sagt die DUH. Dass inzwischen ein knappes Drittel der Städte die Plakettenpflicht sowohl im stehenden als auch im ruhenden Verkehr überwacht, führt die DUH auch auf ihre jährliche Untersuchung über das Kontroll- und Ahndungsverhalten zurück.

Klimawirksamkeit von Umweltzonen ist umstritten

Neben der Wirksamkeit der Kontrolle von Umweltzonen wird auch oftmals die Wirksamkeit der Umweltzonen hinsichtlich ihres Minderungspotentials bei den Feinstaubemissionen selbst kritisiert. Dabei hängt die Wirksamkeit einer Umweltzone von vielen Faktoren ab, wie das Umweltbundesamt erläutert. In der ersten Stufe - wenn vergleichsweise wenige Fahrzeuge ohne Plakette ausgesperrt werden - könnten eine etwa zweiprozentige Verminderung, bezogen auf den Jahresmittelwert, und etwa 5 Überschreitungstage weniger erwartet werden. In der erweiterten Stufe - wenn nur Fahrzeuge mit der grünen Plakette Zufahrtserlaubnis haben - werde die Luft in den Innenstädten deutlich sauberer: 10 bis 12 Prozent weniger Feinstaub, das entspreche 20 Überschreitungstage weniger.

Hält zum Beispiel der ADAC die Umweltzonen für wirkungslos, so können diese für Professor Dr. Andreas Macke, Direktor des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung in Leipzig, funktionieren, wenn sie richtig organisiert werden. Eine vom Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) in Auftrag gegebene Studie, kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass kaum Feinstaubreduktionen in Umweltzonen durch Fahrverbote für Fahrzeuge ohne Umweltplakette zu verzeichnen sind.

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2012 | OriginalPaper | Buchkapitel

Abgasemission

Quelle:
Dieselmotor-Management

2011 | OriginalPaper | Buchkapitel

Aerosole

Quelle:
Physik unserer Umwelt: Die Atmosphäre

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