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2025 | Buch

Familienpolitik

Eine Einführung

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Über dieses Buch

Die Bedeutung von Familienpolitik hat sich auf allen Ebenen des politischen Systems in Deutschland in den letzten Jahrzehnten erheblich geändert – sie ist von einem eher randständigen zu einem zentralen Politikfeld geworden und hat dabei weitgehend die vormals charakterisierende ethisch-moralische Lagerbildung überwunden. Dabei wurde immer deutlicher, welch zentrale Rolle Familien für die Gegenwart und Zukunft unserer Gesellschaft haben, aber auch, wie sehr sie der Unterstützung durch eine gute und verlässliche Familienpolitik bedürfen. Das Buch, das für diese dritte Auflage grundlegend aktualisiert und erweitert wurde, versteht sich als umfassende und systematische Einführung in die Entwicklung, die Konzeption und die Handlungsfelder der Familienpolitik sowie als Grundlage zu einer normativen Neubewertung ihrer Funktionen.

Dabei bemüht es sich um eine interdisziplinäre Analyse aus politikwissenschaftlicher, soziologischer, rechtlicher und ökonomischer Perspektive. Daneben wird der familienpolitische Prozess von der Gründung des Familienministeriums bis zur 19. Legislaturperiode differenziert beschrieben. Dabei zeigt sich einerseits die immer ausgeprägtere Systematik des familienpolitischen Instrumentariums, andererseits gibt es aber auch immer wieder Einschränkungen der politischen Wirksamkeit durch Rückfälle in dominant parteipolitische Prägungen der Politik.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung – Entstehung und Entwicklung eines Policy-Bereiches
Zusammenfassung
Das Kapitel beschreibt zunächst die Entwicklung von Familienpolitik, ausgehend von sehr vereinzelten Maßnahmen in der Gesellschaft des klassischen Rom, sich normativ ausdifferenzierend im Zusammenhang der Christianisierung und schließlich sich einer neuen Kompetenzordnung zwischen staatlicher und kirchlicher Zuständigkeit fügend. Die Herausbildung des Policy-Bereiches Familienpolitik ist dabei nicht zu trennen von den Anfängen sozialstaatlicher Politik des 19. und frühen 20. Jh., da die Sozialisierung von Lebensrisiken über den Sozialstaat sich unmittelbar auf das Binnenverhältnis von Familien auswirkte, umgekehrt aber auch Leitbilder von Familie den Sozialstaat nachdrücklich geprägt haben. Insbesondere die Rechtsentwicklung – diejenige im BGB ebenso wie diejenige auf Verfassungsebene – verdeutlicht jedoch, dass familienbezogenes staatliches Handeln darüber hinaus auch immer von dem Ziel getragen war, über moralische Leitbildvorgaben Stabilität und Berechenbarkeit des generativen Verhaltens der Bevölkerung sicher zu stellen. Die optimale Funktionsfähigkeit über rechtliche und moralische Ge- und Verbote zu erreichen, die auch in die Binnenstrukturen von Familien eingreifen, über Anreize finanzieller Art oder über die Schaffung umfassend familienfreundlicher Umwelten, ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal unterschiedlicher familienpolitischer Konzeptionen.
Irene Gerlach
2. Familie: Begriff und Lebenswirklichkeit
Zusammenfassung
Das Kapitel ist auf die Beschreibung von Familienrealitäten gerichtet. Dabei geht es zunächst um die Darstellung von Familienfunktionen und ihrer Entwicklung und anschließend um die Beschreibung der demografischen und ökonomischen Kenngrößen mit Bezug auf Familien und deren Konsequenzen. Themen sind u. a. Entwicklung und Stand des Geburtenverhaltens in Deutschland und Europa, das Alter der Eltern bei der Geburt, Nichtehelichenquoten, Kinderlosigkeit, Heirats- und Scheidungsziffern, Haushaltsstrukturen, Haushaltsgrößen und Lebensformen mit und ohne Kinder.
Irene Gerlach
3. Familienverhalten: Erklärungsansätze und mögliche Ansatzpunkte für Politik
Zusammenfassung
Das Kapitel untersucht die Gründe für das demografisch wirksam gewordene familienbezogene Verhalten. Diese Suche orientiert sich an grundlegenden Thesen der Individualisierungstheorie. Die Thesen werden in den sich anschließenden Abschnitten, in denen es um die Realität unterschiedlicher familialer und auch nicht-familialer Lebensformen geht, auf ihre Erklärungskraft hin untersucht. In diesem Zusammenhang wird auch der Darstellung von Scheidungsursachen und Scheidungsfolgen Raum gegeben.
Irene Gerlach
4. Familienpolitik: Motive, Akteure und Kompetenzen
Zusammenfassung
Das Kapitel gilt der Beschreibung der möglichen Motive und Akteure von Familienpolitik sowie von deren Kompetenzen. Dazu zählen: Städte, Gemeinden und Kreise, Bundesländer, EU, das Bundesverfassungsgericht, die politischen Parteien, Verbände der freien Wohlfahrtspflege sowie Familienverbände und Arbeitgeber und Gewerkschaften. Darüber hinaus wird ein Blick auf den Wissenschaftlichen Beirat für Familienfragen beim BMFSFJ sowie die Familienberichte gelegt.
Irene Gerlach
5. Bundesdeutsche Familienpolitik in der Chronologie
Zusammenfassung
Das Kapitel liefert eine chronologisch aufgebaute Analyse der Handlungsprozesse und Handlungsergebnisse deutscher Familienpolitik. Sie beginnt noch vor der Gründung des Bundesfamilienministeriums im Jahr 1954 mit den ersten familienpolitischen Gesetzen der Alliierten und endet im Wesentlichen mit der 19. Legislaturperiode, geht aber an der einen oder anderen Stelle auf wichtige Diskussionspunkte nach 2021 exemplarisch ein.
Irene Gerlach
6. Familienpolitik und ihre Steuerungsfelder sowie -instrumente
Zusammenfassung
Das Kapitel nimmt die Beschreibung von Familienpolitik wieder auf, allerdings unter der Perspektive ihrer instrumentellen Handlungsmöglichkeiten und Handlungsrealitäten. Dazu wird zunächst eine Definition von Politik entwickelt, die dann auf den Policy-Bereich Familienpolitik übertragen wird. Diese Definition wird später in Kapitel 8 auch dazu dienen, die Perspektive auf eine zukünftige Familienpolitik zu lenken. In Kapitel 6 erfolgt zunächst die Darstellung der ökonomischen Intervention mithilfe der wichtigsten Instrumente, Transfers und Steuerfreibeträge. Im Anschluss daran findet eine systematische Begründung des FLA statt. Dies geschieht unter Einbezug des für Verteilungskämpfe problematischen Charakters des „Gutes Kind“ und mithilfe mittlerweile weithin anerkannter Techniken zur Quantifizierung von Familienleistungen. Neben den monetären familienbezogenen Leistungen geht das Kapitel auf die infrastrukturellen familienunterstützenden Angebote wie Kinderbetreuung, Pflegeinfrastruktur, familiennahe Dienstleistungen sowie die Unterstützung durch familienbewusste Personalpolitik ein.
Irene Gerlach
7. Rechtliche Steuerung von Familie
Zusammenfassung
Das Kapitel beschreibt Inhalte und Entwicklung des zweiten familienpolitischen Instrumentes, des Rechts. Es beginnt mit der Darstellung grundsätzlicher Überlegungen zur Funktion von Recht und wird dann mit der Schilderung der Rechtsentwicklung (Verfassungsrecht und einfaches Recht) fortgesetzt. Dabei wird deutlich, dass insbesondere die Rechtsreformen der unmittelbaren Vergangenheit für den Status des „besonderen Schutzes“ der Familie Probleme aufwerfen können. Ebensolche Neubewertungen der Funktionen von Recht im familienpolitischen Zusammenhang dürften aber auch von der zunehmenden Internationalisierung von Recht ausgehen, die zu einer endgültigen Überwindung „moralischen Rechts“ führen werden. Hier ist insbesondere die EU ein wichtiger Akteur.
Irene Gerlach
8. Zeitenwende in der Familienpolitik – zur Konzeption einer nachhaltigen Familienpolitik
Zusammenfassung
Das Kapitel kennzeichnet zunächst die Eckwerte des geänderten Charakters von Familienpolitik auf der Basis der zuvor formulierten Definition und skizziert anschließend Reformnotwendigkeiten und Reformmöglichkeiten. Diese formulierten Forderungen sind weitreichend und werden bei manchen familienpolitischen Akteuren auf Widerstand stoßen. Dennoch eignen sie sich für eine engagierte Diskussion über die Zukunft der deutschen Familienpolitik
Irene Gerlach
Backmatter
Metadaten
Titel
Familienpolitik
verfasst von
Irene Gerlach
Copyright-Jahr
2025
Electronic ISBN
978-3-658-47290-0
Print ISBN
978-3-658-47289-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-47290-0