2006 | OriginalPaper | Buchkapitel
Fazit
verfasst von : Klaus Türk, Thomas Lemke, Michael Bruch
Erschienen in: Organisation in der modernen Gesellschaft
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Die Absonderung, Auffächerung und Verfestigung von Interessen, Vereinszwecken und Organisationsformen war [..] in ganz entscheidendem Maße Konsequenz des
sozialen Schichtungsprozesses
, in dessen Folge sich die Gesellschaft zunehmend nach dem Kriterium der Klassenzugehörigkeit zu ordnen begann [...]. Die dieser Entwicklung zugrundeliegende
Entbindung kollektiver Interessen
vollzog sich und bestimmte die Vereinsgeschichte in zwei Stufen: Zunächst in einem globalen Sinn, als Entbindung gesellschaftlicher Interessen vom Staat überhaupt und insofern als Ausdruck neugewonnener individueller Selbstbewußtheit und des Willens zur Selbstbestimmung, zweitens aber, historisch nachgeordnet und eng mit der Industriellen Revolution verknüpft, als Sonderung sehr spezifischer berufs- und klassenbezogener und darin zunehmend konträrer Interessen voneinander. [...] Das Vereinswesen in bestimmter Gliederung war nicht nur Konsequenz sozialer Veränderungen durch den aufkommenden Industriekapitalismus, sondern auch und besonders dessen wesentlichste Organisationsform.[...] Nur in der Gesamtschau konnte deutlich werden, wie sehr sich die Vereinsidee zwischen Revolution und Reichsgründung zu einem
Strukturprinzip der bürgerlichen Gesellschaft
auffächerte. Das hieß unter anderem, daß Herrschaftsbeziehungen und andere Formen sozialer Interaktion, soweit sie die gewohnten familiären, nachbarlichen und kirchengemeindlichen Bindungen und Beziehungen überschritten, mehr und mehr in Vereinen, zwischen Vereinen und zwischen Staat und Vereinen organisiert wurden.[...] Wir übertreiben gewiß nicht, wenn wir im Verein das wesentlichste Instrument einer schrittweisen, oft gar - schleichenden Reorganisation der Gesellschaft sehen [...].