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02.07.2015 | Fertigungstechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Plasma lässt Wunden schneller heilen

verfasst von: Kathrin Uzunoff

2:30 Min. Lesedauer

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Hauterkrankungen machen vielen Menschen zu schaffen. Ein häufiges Problem sind offene Wunden – vor allem ältere Menschen sind betroffen. Eine neue, medizintechnische Lösung setzt Plasma ein, damit die Verletzungen schneller heilen.

Hauterkrankungen gehören in Deutschland zu den Volkskrankheiten. Neurodermitis, Schuppenflechte oder das sogenannte offene Bein, hervorgerufen durch Diabetes oder Krampfadern, verursachen bei Patientinnen und Patienten oft jahrelange Leiden. Dem Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST in Braunschweig ist es in Kooperation mit dem Unternehmen Cinogy und der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsmedizin Göttingen gelungen, die neuartige Lösung zur Therapie von Wunden und Hautkrankheiten zu entwickeln. Plasma, unmittelbar auf der Haut erzeugt, fördert dabei die Wundheilung. Ein Team aus Medizinern, Biologen, Physikern und Ingenieuren entwickelte ein Gerät (Typ PlasmaDerm), das erstmals nicht-thermisches, also kaltes Plasma bei atmosphärischem Druck direkt auf der Haut erzeugt. Bei dem Verfahren wird die Elektrode der Apparatur nahe an die Haut herangeführt. Die Haut wirkt elektrisch als Gegenelektrode. Werden Hochspannungspulse aktiviert, wandeln elektrische Felder die Luft zwischen Elektrode und Haut in nicht-thermisches Plasma.
„Es ruft so ein kaum spürbares leichtes Kribbeln auf der Haut hervor“, erklärt Prof. Wolfgang Viöl vom Fraunhofer IST. Der Apparat hat die Form und Größe einer Taschenlampe. An der Spitze des Apparats, der nur knapp über der Haut positioniert wird, sieht man einen unscheinbaren lila Nebel: Plasma - ein ionisiertes Gas.

Schmerzfreie und sichere Anwendung

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Da kaltes Plasma bisher nicht am Menschen angewandt wurde, kam dem IST die zentrale Aufgabe zu, die Verfahrenssicherheit zu bewerten. „Wir haben eine Risiko-Nutzen-Analyse durchgeführt. Die Auswertung aller chemischen und physikalischen Parameter lassen den Schluss zu, dass es keine Bedenken gibt, das Plasma am Menschen einzusetzen“, erläutert Dr. Andreas Helmke das Vorgehen am IST.
Antiseptische Wirkung und eine verbesserte Wundheilung konnten im Rahmen einer klinischen Studie von Prof. Steffen Emmert an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsmedizin Göttingen nachgewiesen werden. Plasma reduziert die Zahl von Keimen auf der Oberfläche der Haut und erhöht durch das elektrische Feld gleichzeitig die Mikrozirkulation der Haut, wodurch sie besser mit Sauerstoff versorgt wird. Dies sind entscheidende Faktoren zur besseren Heilung von Wunden.

Tragbare Ausführung für einen flexiblen Einsatz

Um die Anwendung flexibel einzusetzen, war es notwendig, ein tragbares Gerät zu entwickeln. Dies gelang in Kooperation mit Cinogy. „Wir mussten einen Apparat entwickeln, der klein ist, aber hohe Spannungen erzeugt. Das Ergebnis ist nun nur etwa so groß wie ein Laptop und kann über eine normale Steckdose mit 100 bis 230 Volt betrieben werden“, beschreibt Dr. Dirk Wandke, Geschäftsführer bei Cinogy, die größte Herausforderung. Mittlerweile wird PlasmaDerm europaweit vertrieben.

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