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26.11.2014 | Finance + Banking | Schwerpunkt | Online-Artikel

Warum sich der Arbeitsmarkt von der Konjunktur abkoppelt

verfasst von: Anja Schüür-Langkau

2:30 Min. Lesedauer

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Trotz des fast stagnierenden Wirtschaftswachstums kann sich Deutschland über stabile Beschäftigungszahlen freuen. Einer der Gründe ist die zunehmende Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft.

Schlechte Noten erhielt die Bundesregierung in diesen Tagen von ihren Wirtschaftsweisen. Im jährlichen Gutachten des Sachverständigenrats kritisieren die Wirtschaftsexperten nahezu jede geplante Maßnahme. Ob Mütterrente, Mindestlohn oder Rente mit 63 – für das wirtschaftliche Wachstum in Deutschland seien diese Maßnahmen kontraproduktiv.

Insgesamt prognostizieren die Wirtschaftsweisen dem Bruttoinlandsprodukt ein verhaltenes Wachstum von einem Prozent und liegen damit laut der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ unter der Schätzung der Bundesregierung. Auch die Berechnungen des Statistischen Bundesamts zur Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) sind nicht rosig. Im dritten Quartal 2014 verzeichnet Deutschland eine Steigerung zum Vorquartal von gerade mal 0,1 Prozent. Damit schrammt Deutschland, gerade so an einer Rezession vorbei, wie der Spiegel schreibt.

Geringes Rezessionsrisiko in Deutschland

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Bis Ende Januar 2015 gibt das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung Entwarnung. Insgesamt ist die Rezessionswahrscheinlichkeit für Deutschland immer noch „im grünen Bereich“.

Doch eine schwächelnde Konjunktur bedeutet nicht zwangsläufig höhere Arbeitslosigkeit. In ihrem Beitrag „Seit der Großen Rezession: schwächerer Zusammenhang von Konjunktur und Beschäftigung“ zeigen Sabine Klinger und Enzo Weber in der Springer-Zeitschrift "Wirtschaftsdienst" anhand einer Analyse auf, dass die konjunkturelle Entwicklung immer weniger Einfluss auf die Beschäftigung in Deutschland hat. Einer der Gründe ist den Autoren zufolge der wachsende Dienstleistungssektor. Dieser habe „eine geringere Produktivität und eine geringere Volatilität über den Konjunkturzyklus als die Industrie“ (Seite 757). Hinzu käme, dass Unternehmen heute häufiger Arbeitsplätze in kurzfristigen Rezessionsphasen erhalten, um später, wenn die Konjunktur wieder anzieht, lange und teure Rekrutierungsprozesse
zu vermeiden.

Entlassungen vermeiden durch Sabbaticals und Arbeitszeitreduzierung

Ein weiteres Aspekt ist der drohende Fachkräftemangel, auch wenn dieser sicherlich noch nicht in allen Branchen spürbar ist. Ein angespannter Arbeitsmarkt veranlasst „die Unternehmen, unabhängig von der Konjunktur einzustellen. Diese Arbeitskräfte mögen zunächst wenig produktiv sein – am nächsten Aufschwung jedoch hat das Unternehmen unmittelbar teil, da dann das Personal bereits eingestellt und eingearbeitet ist“ (Seite 758).

Heute stehen Unternehmen zudem einige Instrumente zur Verführung, um die Personalkapazität temporär zu entlasten, ohne gleich zu entlassen. Beispiele hierfür sind Abbau von Zeitguthaben, Verlagerung von Urlaub sowie Gewährung von unbezahltem Urlaub bis hin zu längeren unbezahlten Auszeiten (Sabbatical). Weitere Möglichkeiten sind vorübergehende Kurzarbeit oder eine befristete Reduktion der tariflichen Arbeitszeit, schreibt Springer-Autorin Larissa Becker in ihrem Beitrag "Human Resource Management im Wandel" (Seite 205).

Doch solche Maßnahmen bringen nur kurzfristige Effekte. Vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Personalführung, sollten Unternehmen zukünftig verstärkt in die Mitarbeiterbindung und -qualifizierung investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

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