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23.06.2016 | Finanzbranche | Interview | Online-Artikel

"Interne Steuerungsmechanismen erleichtern das Nachhaltigkeitsreporting"

verfasst von: Stefanie Hüthig

3 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Bernhard Colsman

ist Dozent für Nachhaltigkeitscontrolling an der Hochschule Fresenius in Idstein. 

Nachhaltigkeitsberichte sind für Unternehmen, aber auch für Finanzinstitute Pflicht. Springer-Autor Bernhard Colsman erklärt im Interview mit Springer Professional, worauf es dabei ankommt.

Springer Professional: Herr Colsman, seit 2016 müssen Unternehmen mit 500 Mitarbeitern oder mehr einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen. Das gilt auch für Banken und Sparkassen. Wo liegen aktuell die Schwierigkeiten bei der Berichterstattung über die Nachhaltigkeit für die Unternehmen?

Bernhard Colsman: Unternehmen, die teilweise bereits seit Jahren Nachhaltigkeitsberichte verfassen, werden kaum bis keine Probleme haben, die Anforderungen zu erfüllen. Berichtsformate sind definiert, Zahlen und Daten liegen bereits vor oder sind aufgrund der geübten Praxis unproblematisch zu erheben und die Strukturen und Prozesse sind bereits eingeübt. Die Unternehmen, die bisher noch kein Berichtswesen zur Nachhaltigkeit durchgeführt haben, müssen von Null anfangen. 
Auch wenn Anleihen am Finanzreporting genommen und externe Agenturen mit dem Erstellen eines Berichts beauftragt werden können, verbleibt bei diesen Unternehmen noch viel Arbeit: Dazu gehören die Definition der Berichtsinhalte, das Erheben von Daten über die Nachhaltigkeit und die Ableitung geeigneter Kennzahlen. Darüber hinaus bedarf es der Vorjahreswerte, um Entwicklungen darstellen zu können. Und idealerweise müssen Zielwerte vorliegen, um aufzeigen zu können, was erreicht werden soll.

Dies alles ist natürlich kein Problem und im Unternehmen vorhanden, wenn diese sich bereits intensiv mit der Nachhaltigkeit beschäftigt haben und interne Steuerungsmechanismen entwickelt wurden. Es kann jedoch bezweifelt werden, dass ein solches Unternehmen noch keinen Nachhaltigkeitsbericht erstellt hat.

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Was müssen Unternehmen tun, um die Daten über ihre Nachhaltigkeit effizient einsammeln und auswerten zu können?

Insgesamt ist das Sammeln und Auswerten von Daten die größte Schwierigkeit bei der Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten. Das gilt vor allem dann, wenn Daten gesammelt und berichtet werden sollen, die über die Grenze des eigenen Unternehmens hinausgehen. Durch den wachsenden Fokus auf nachhaltige Lieferketten kommt solchen Daten eine immer größere Bedeutung zu. Dabei sind grundsätzlich zwei Ebenen zu unterscheiden: Daten, die innerhalb des eigenen Unternehmens entstehen, und Informationen, die außerhalb des eigenen Betriebs gesammelt werden müssen.
Bei unternehmenseigenen Daten hilft ein effizientes Softwaresystem, das die Informationen sammelt und auch kennzahlenbezogen auswerten kann. Meistens liegen diese bereits im ERP-System oder in anderen Systemen vor. Hat man jedoch ein System zur Sammlung und Auswertung nachhaltigkeitsbezogener Daten, also ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Informationen, dann ist dies erfahrungsgemäß am effizientesten. Dabei spielt unter anderem die Unternehmensgröße eine Rolle. Große Softwareunternehmen wie SAP bieten hier geeignete Systeme an. Aber auch für mittelständische Unternehmen findet sich geeignete Software. Bei den unternehmensexternen Daten ist es am effizientesten, wenn man Lieferanten und Kunden einbezieht. So kann man dann auch gemeinsam über Erfolge oder noch offene Schritte informieren.  

Welche Vorteile hat es für Unternehmen, die Funktion eines Nachhaltigkeitsbeauftragten zu schaffen und zu besetzen?

Die Funktion des Nachhaltigkeitsbeauftragten widerspricht zunächst vordergründig der Forderung nach der Integration. Ziel muss es sein, dass jeder Mitarbeiter in dieser Rolle ist. Doch ergeben sich einige Vorteile daraus, diese Funktion zu schaffen und zu besetzen. Der wesentliche ist, dass es am besten eine möglichst hoch aufgehängte Stabsstelle gibt, die die Koordination für die Integration der Nachhaltigkeit in das Kerngeschäft übernimmt. So kann ein nachhaltiges Bewusstsein geschaffen werden. 

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