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04.10.2016 | Finanzbranche | Schwerpunkt | Online-Artikel

Die Börsen Hamburg und Hannover und ihr exotisches Profil

verfasst von: Barbara Bocks

3:30 Min. Lesedauer

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Das Angebot der Börsen Hamburg und Hannover reicht weit über den regulären Wertpapierhandel hinaus. Was sie von den anderen regionalen Handelsplätzen abhebt, lesen Sie in Teil vier der Serie über Deutschlands Börsen.

Es kommt Bewegung in die regionale Börsenlandschaft. Die Böag Börsen AG, Träger der Regionalbörsen Hamburg und Hannover, prüft laut Medienberichten einen Zusammenschluss mit der Börse Düsseldorf. Dabei soll der Handelsplatz Düsseldorf bei einer möglichen Fusion der Betreiber erhalten bleiben. Auch die Angebote der anderen Börsen seien von den Gesprächen der Börsenbetreiber nicht tangiert.

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"Die Kunden merken das gar nicht", betont Dirk Elberskirch, Vorstandsvorsitzender der Börse Düsseldorf, gegenüber mehreren Medien. Die Gespräche stünden nicht erst am Anfang, ähnlich wie bei der geplanten Fusion der Deutschen Börse mit der London Stock Exchange. Hier hatte die Europäische Kommission kürzlich laut Medienberichten "vorläufige wettbewerbsrechtliche" Bedenken angemeldet. Das endgültige Votum der EU-Kommission wird allerdings erst am 13. Februar 2017 erwartet.

Getreidebörse und Haspax

Die Hamburger Börse ist mit ihrer Gründung im Jahr 1558 nicht nur die älteste Börse in Deutschland, sondern auch ein Exot, was ihr Angebot angeht. Denn neben der klassischen Hanseatischen Wertpapierbörse, kurz Hamburger Börse, die seit 1815 existiert, betreibt die Böag unter anderem auch eine Versicherungsbörse und die Getreidebörse unter ihrem Dach. Die Getreidebörse dient als klassische Warenbörse laut Angaben des Betreibers der "Anbahnung und Vermittlung von Handelsgeschäften mit Getreide, Ölsaaten, Futtermitteln, Hülsenfrüchten, Saatgut und verwandten Artikeln sowie Dienstleistungsgeschäften zu den genannten Produkten".

Mit dem drittgrößten Hafen Europas sowie einem Exportgeschäft, das vom Statistikamt Nord im Jahr 2015 auf 56,5 Milliarden Euro beziffert wurde, zählt Hamburg zu den wirtschaftlich starken Bundesländern. Grund genug für die Hamburger Sparkasse (Haspa), 1996 den Börsenindex "Haspax" zu gründen. Teil des Index sind laut Angaben der Haspa die 24 erfolgreichsten börsennotierten Aktiengesellschaften aus der Region um Hamburg. Dazu gehören unter anderen der Medienkonzern Axel Springer oder auch der Brillenfilialist Fielmann. 

Spezial-Indizes der Börse Hannover 

Anfang 1999 haben sich die Träger der Hamburger Börse mit der niedersächsischen Börse zur gemeinsamen Trägergesellschaft Böag Börsen AG zusammengeschlossen. Das liegt auch nahe, sind sich die Börsen doch in vielerlei Hinsicht ähnlich. Die Börse Hannover wurde 1785 gegründet. Wie bei der Hamburger Börse wurden auch hier ursprünglich Warengeschäfte abgewickelt und seit Anfang des 19. Jahrhunderts auch der Handel mit Wertpapieren, heißt es seitens der Betreibergesellschaft. Auch die Hannoversche Börse bietet spezielle Indizes an, wie unter anderem den "Global Challenges Index" (GCX) mit einer Auswahl nachhaltiger Aktien. Das niedersächsisches Pendant zum Haspax ist der niedersächsische Aktienindex NISAX20. Er wurde 2002 von der Norddeutschen Landesbank Girozentrale (Nord LB) ins Leben gerufen, um nach eigenen Angaben "die Aktienkultur und damit den Finanzplatz Hannover zu fördern". Neben internationalen Konzernen, etwa Volkswagen oder Continental, sind in dem Index auch einige kleinere Gesellschaften wie das Einbecker Brauhaus gelistet. Um zu vermeiden, dass der Index von einzelnen Unternehmen dominiert wird, reduziert die Nord LB nach eigenen Angaben viermal im Jahr die Gewichtung von einzelnen Unternehmen auf maximal 15 Prozent. 

Zweitmarkt für ursprünglich illiquide Anlagen

Aktuell sind an den Börsen Hamburg und Hannover laut Angaben des Betreibers knapp 14.000 Wertpapiere gelistet. Dazu gehören unter anderen

  • Aktien,
  • offene Fonds,
  • Anleihen,
  • Genussscheine sowie
  • Zertifikate.

Anleger können außerdem über die 1998 gegründete Handelsplattform "Fondsbörse" beider Unternehmen Anteile von knapp 5.500 geschlossenen Fonds vor Ablauf der Laufzeit handeln. Darunter sind Immobilien-, Schiffs-, Lebensversicherungs-, Private Equity- und andere Spezialfonds.

Investoren sollten sich beim Verkauf geschlossener Fondsanteile "über die steuerlichen Auswirkungen fachmännischen Rat einholen", rät Springer-Autor Edmund Pelikan, Experte und Marktbeobachter für geschlossene Beteiligungen, Anlegern in dem Buchkapitel "Der Zweitmarkt für geschlossene Fonds" (Seite 114). 

2015 hat die Böag außerdem die Sparbriefbörse Deutschland eingerichtet. Sie arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie die bereits 2013 gegründete Erste Sparbriefbörse UG. Über eine Online-Handelsplattform können Privatanleger hier ähnlich wie die Investoren geschlossener Fonds anonym ihre auf Euro lautenden Sparbriefe vor Ende der Laufzeit kaufen und verkaufen. Auch eine Mittelstandsbörse haben die beiden Börsenplätze gemeinsam im Programm. 

Lesen Sie auch weitere Teile zu Deutschlands Finanz- und Börsenplätzen:

Teil 1: Wie Frankfurt vom Brexit profitieren kann
Teil 2: Börse Stuttgart-Regionale Adresse für Privatanleger
Teil 3: Börse München adressiert Unternehmer und Privatanleger

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