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16.05.2017 | Finanzbranche | Schwerpunkt | Online-Artikel

Geldhäuser hoffen auf digitale Chancen

verfasst von: Eva-Susanne Krah

3:30 Min. Lesedauer

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Niedrigzinsen, Ertragseinbrüche und verändertes Kundenverhalten machen Banken zu schaffen. Eine Studie zeigt jetzt, dass viele Institute von der guten wirtschaftlichen Konjunkturlage nicht profitieren können. Vom Potenzial digitaler Services versprechen sie sich dennoch Chancen für ihr Geschäft.

Die Ergebnisse aus dem "Bankbarometer 2017" des Beratungshauses Emotion Banking verdeutlichen, dass Retailbanken vor starken Umwälzungen im Markt stehen. Sie müssen nicht nur mit den veränderten Kundenanforderungen und sinkenden Erträgen aufgrund der Niedrigzinsphase klarkommen. Darüber hinaus erfordert der wachsende Wettbewerb durch disruptive Marktteilnehmer, wie etablierte Digital-Konzerne oder Fintechs, Anpassungen in den Geschäftsmodellen, um die Kundenhoheit in den Vertriebskanälen zu behalten. 

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Umdenken im Vertrieb – Die Digitalisierung des Privatkundengeschäftes

Über die derzeit richtige Strategie des Privatkundengeschäftes im Finanzwesen kann heftig diskutiert werden. Besonders Sparkassen und Filialbanken haben aufgrund des dichten Filialnetzes einen enormen Kostendruck, dem sie trotz der spürbar sinkenden Erträge durch die Niedrigzinspolitik in der Eurozone standhalten müssen.

Auch in den internen Prozessen spiegelt sich die Situation der Geldhäuser wider: 92 Prozent der Kreditinstitute stecken zum Beispiel aktuell in Change-Prozessen. Und 6,6 Prozent planen künftig, in ihrem Institut Maßnahmen für ein Veränderungsmanagement einzuleiten. Aber nur knapp mehr als die Hälfte der befragten Banken und Sparkassen schaffen es, Schlüsselpositionen in ihrem Haus zu besetzen.

Ertragslage bleibt angespannt

Dabei machen sich die Institute über die Ertragslage keine Illusionen. Zwar lief das vergangene Geschäftsjahr unter dem Strich besser als erwartet. Doch laut der Studie gibt es eine deutliche Schere: 68,8 Prozent der 150 befragten Bankentscheider aus Deutschland, Österreich und Südtirol, darunter 45 deutsche Institute, rechnen zwar mit einer verbesserten allgemeinen wirtschaftlichen Situation im laufenden Jahr. Doch nur 12,8 Prozent gehen davon aus, dass sich ihre eigene Ertragssituation in den kommenden zwölf Monaten verbessern wird. Mit Blick auf Bilanzen sowie Gewinn- und Verlustrechnung im eigenen Haus sind die Geldhäuser optimistischer gestimmt:

  • 57 Prozent erwarten eine Steigerung des Geschäftsvolumens,
  • 49,3 Prozent eine Steigerung der Bilanzsumme und
  • 33,8 Prozent ein besseres Provisionsergebnis. 

Die Sparmaßnahmen der Geldinstitute scheinen zu greifen, denn ein Viertel aller befragten Institute geht 2017 davon aus, dass sie die Personalkosten deutlich senken können. Beim Zinsertrag sind allerdings viele Banken und Sparkassen wenig zuversichtlich: 34,7 Prozent der Geldhäuser gehen von einer Abnahme um mindestens drei Prozent aus.

Optimistischer beurteilen sie die Entwicklung im Kundengeschäft: So rechnen 61 Prozent der Häuser beispielsweise mit einer wachsenden Kreditnachfrage, 60 Prozent mit einem Anstieg des Kreditvolumens sowie teilweise bei der Neukundengewinnung. Das Filialgeschäft wird aus Sicht der Mehrzahl der befragten Bankentscheider weiter einbrechen: 65,7 Prozent der Geldhäuser im deutschsprachigen Raum rechnen damit, dass künftig weniger Kunden in ihre Geschäftsstellen kommen. Bei der zunehmenden Digitalisierung der Finanzdienstleistungen stehen für Professor Dr. Frederik Ornau im Kerngeschäftsbereich Vertrieb und Beratung deshalb vor allem Innovationen bei der Kundeninteraktion im Vordergrund, betont er im Kapitel "Die digitale Transformation in der Finanzindustrie" (Seite 49 bis 65) des Springer-Buchs "Digitalisierung in Wirtschaft und Wissenschaft". 

Motor Digitalisierung muss noch stärker anlaufen

Auch die befragten Entscheider der Institute glauben, dass die Digitalisierung noch mehr Bedeutung haben wird. Der Studie zufolge erwarten die Häuser für Internetbanking und Apps 2017 ein massives Wachstum. Ein Viertel der Befragten sieht, dass Finanztechnik mit hybriden Beratungsformen, wie Chatbots oder Videoberatung, den Leistungsumfang der Banken zunehmend ergänzen wird. Ein weiterer Bereich ist Robo Advice, das automatisierte Portfolio- und Anlagenmanagement, bei dem kundenspezifische Risiko- und Anforderungsprofile berücksichtigt werden, bestätigt Ornau. Doch bei den digitalen Angeboten müssen die Kreditinstitute aufholen, wie ein Beispiel aus der Umfrage verdeutlicht. Eine weltweite Konsumentenbefragung von Accenture hat dazu gezeigt, dass beispielsweise robotergestützte Beratung für viele Kunden keine Zukunftsmusik mehr ist. Verbraucher würden sie zum Beispiel bei der Kapitalanlage nutzen, beim Abschluss einer Versicherung oder um ein Bankkonto zu eröffnen. Laut dem Report vor Emotion Banking hat bereits vor zwei Jahren rund die Hälfte der Banken und Sparkassen beispielsweise den Kundenwunsch nach Chatbots auch erkannt. Doch zwei Jahre später wird die Technologie nur von einem Prozent der Häuser mit entsprechenden Angeboten in den Markt getragen. Gut drei Viertel der Finanzhäuser sehen laut der Emotion-Banking-Umfrage bei der technischen Umsetzung von hybriden Beratungsformen insbesondere für Regionalbanken noch hohe technische Hürden.

Kreditinstitute wollen mit mehr Technik künftig vor allem deutliche Effizienzgewinne heben, wie Stefan Terliesner im Bankmagazin-Titelbeitrag "Neue Technik inspiriert Banken" (Ausgabe 5/2107, Seite 13) schreibt. So könnte etwa die Blockchain-Technologie die Finanzwelt verändern und "die Geschäftsmodelle von Banken und anderen Finanzintermediären auf eine innovative, digitale Basis stellen". 

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Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

Die digitale Transformation in der Finanzindustrie

Wie die Digitalisierung das Banking von morgen verändert
Quelle:
Digitalisierung in Wirtschaft und Wissenschaft

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