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24.08.2016 | Finanzbranche | Schwerpunkt | Online-Artikel

Regionale Adresse für Privatanleger

verfasst von: Barbara Bocks

4 Min. Lesedauer

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Die Börse Stuttgart ist die größte Regionalbörse der Bundesrepublik. Was sie von anderen Handelszentren unterscheidet, in Teil 2 der Serie über deutsche Finanzplätze.

Beim Thema Börsen denken viele zurzeit vor allem an den aktuellen Stand der Fusionsbemühungen der Deutschen Börse und der London Stock Exchange (LSE). Dabei gibt es hierzulande noch mehr Handelsplätze, beispielsweise in Baden-Württemberg. Die dortige Börse Stuttgart konzentriert sich vor allem auf Privatanleger. Sie können beispielsweise

  • Aktien,
  • Anleihen,
  • Derivate
  • ETFs,
  • Investmentfonds und
  • Genussscheine handeln.

Ein im Mai 2010 eröffnetes Marktsegment im Anleihenhandel bereitet den Stuttgartern jedoch Sorgen. Die Plattform "Bondm" richtet sich an den industriellen und industrienahen Mittelstand in Deutschland. Aufgrund zahlreicher Pleiten und Unregelmäßigkeiten bei den Emittenten sowie einer starken Konkurrenz aus Frankfurt am Main trocknet das Segment immer weiter aus. Seit Ende 2014 nimmt die Börse Stuttgart daher keine neuen Anleihen mehr an.

Stuttgarter sind Marktführer 

Über die baden-württembergische Börse wird seit Jahresbeginn 2016 mit knapp 1,3 Millionen notierten Wertpapieren täglich ein Handelsvolumen von rund 298 Millionen Euro umgesetzt. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Tagesumsatz der Börse Xetra, über die knapp 90 Prozent der deutschen Aktien abgewickelt werden, lag im Juli 2016 bei 4,4 Milliarden Euro. Mit einem Handelsvolumen von knapp 94 Milliarden Euro in allen Anlageklassen im Jahr 2015 steht die Börse Stuttgart nach eigenen Angaben auf Platz zehn unter den größten Handelsplätzen in Europa. Im börslichen Handel mit Unternehmensanleihen und Investmentfonds ist Stuttgart laut eigenen Angaben der Marktführer in Deutschland. Bei den verbrieften Derivaten gilt sie nach eigener Aussage sogar als europäischer Marktführer.

Umsätze der Börse StuttgartJahresumsatz 2015 in Mio. EuroAnteil am GesamtvolumenVeränderung in % zum Vorjahr

Umsatz nach Produkten, Stand Juli 2016, Angaben in Mrd. Euro

Börse StuttgartDeutsche Börse*
Aktien9.467,220,1-11,4Aktien1,385,2
verbriefte Derivate gesamt20.215,642,9-30,1Verbriefte Derivate gesamt2,51
davon Hebelprodukte10.645,022,6-34,2davon Hebelprodukte1,3k. A.
davon Anlageprodukte9.570,620,3-24,9davon Anlageprodukte1,2k. A.
Anleihen9.680,720,5-18,3Anleihen1,2 0,6
Genussscheine126,30,3-2,9


Investmentfonds587,61,2-36,2Investmentfonds0,0860,1
ETFs7.038,314,9-6,9ETFs1,113,7
Gesamt47.115,71-21,6Gesamt6,3100,8

*enthält Xetra, Börse Frankfurt und Tradegate Exchange, Quelle: Börse Stuttgart/Deutsche Börse

Erfolgsmodell Euwax

Verbriefte Derivate, also Anlage- und Hebelprodukte, werden über das 1999 gegründete Segment European Warrant Exchange (Euwax) gehandelt. Zum Jahresumsatz der Stuttgarter Börse von insgesamt 47 Milliarden Euro hat dieser Bereich 2015 knapp 20 Milliarden Euro beigetragen, was 43 Prozent entspricht. Obwohl das Unternehmen im Juli 2016 mit sechs Milliarden Euro Umsatz nur knapp sechs Prozent des Umsatzes der Deutschen Börse erwirtschaftet hat, Xetra und Tradegate eingerechnet, ist das gehandelte Volumen an verbrieften Derivaten mit 2,5 Milliarden Euro im gleichen Monat mehr als doppelt so hoch wie bei den Frankfurtern mit einer Milliarde Euro. Die restlichen 27 Milliarden Euro des Jahresumsatzes 2015 erwirtschafteten die Stuttgarter vor allem über Anleihen mit 9,6 Milliarden Euro, und Aktien mit 9,5 Milliarden Euro sowie mit Exchange Traded Funds (ETFs) in Höhe von sieben Milliarden Euro.

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Christoph Lammersdorf, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Börse Stuttgart, sowie die Börsenmitarbeiter Matthias Burghardt und Martin Wagener beschreiben die Entwicklung ihres Hauses im Springer-Buch „Zertifikate Reloaded": „1995 war sie mit einem Marktanteil an allen Parketthandelsbörsen von gerade einmal 2,7 Prozent eine der kleinsten Börsen und galt für viele Marktexperten als nicht überlebensfähig." 2008 sei die Börse Stuttgart mit 47,1 Prozent Marktanteil nach Orderbuchumsatz die größte aller Parketthandelsbörsen in Deutschland gewesen. Die Börsenbetreiber hätten „frühzeitig das Potenzial verbriefter Derivate, wie beispielsweise Optionsscheine und Zertifikate, erkannt“, erläutern die Zertifikate-Experten. 

Lobbyarbeit für den Wirtschaftsstandort

Betrieben wird die Stuttgarter Börse von der Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse e. V., bestehend aus 35 Mitgliedern, darunter Kreditinstitute, Finanzdienstleister und Anwaltskanzleien. Damit Stuttgart in der Öffentlichkeit nicht nur über die Automobilhersteller vor Ort wie Porsche oder Daimler, sondern auch über seinen Finanzplatz wahrgenommen wird, wird seit 2007 Standortmarketing unter dem Namen Stuttgart Financial betrieben. Gemeinsam mit dem Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg und der Stiftung Kreditwirtschaft der Universität Hohenheim werden unter anderem Netzwerk- und Weiterbildungsveranstaltungen organisiert und Venture-Capital-Unternehmer sowie Gründer unterstützt. Eine ähnliche Initiative startete nach dem Brexit in Frankfurt am Main, um junge und etablierte Finanzfirmen aus Großbritannien anzulocken und den Finanz-Hub Frankfurt zu stärken.

Lesen Sie auch Teil 1 der Serie zum Finanzplatz Frankfurt am Main!

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