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09.12.2019 | Finanzcontrolling | Interview | Online-Artikel

Plattformen sind Basis für die digitale Finanzplanung

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Michael Kappes

ist Partner bei der Managementberatung Horváth & Partners und verantwortet dort den Geschäftsbereich Planung & Forecasting. 

Neue digitale Tools, Data Analytics oder Künstliche Intelligenz verändern die Prozesse in den Finanzabteilungen. Planungsexperte Michael Kappes erklärt im Interview, wer die Vorreiter sind, wo Probleme lauern und wie sich die Berufsbilder ändern. 

Auch bei den Themen Planung und Forecasting verlassen sich immer mehr Unternehmen auf digitale Tools und Anwendungen. Was sind aktuell die wichtigsten Technologietrends in den Finanz- und Controlling-Abteilungen der Unternehmen?

Der zentrale Trend ist der Aufbau von Plattformen. Hierzu zählen zum einen ERP-Plattformen auf Basis der neuen SAP S/4HANA-Technologie und zum anderen große Daten- und Steuerungsplattformen für Planung und Reporting auf Cloud-Basis. Diese Steuerungsplattformen sind geprägt von großer Integration und kombinieren funktionale beziehungsweise operative Daten mit Finanzgrößen und weiteren Informationen. Der Aufbau dieser Plattformen bildet die Grundlage für eine zukünftige Digitalisierung unter Nutzung von Business Analytics bis hin zu Optimierungsmodellen mit künstlicher Intelligenz.

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Voraussetzungen für die digitale Transformation schaffen

Die Digitalisierung von Produkten, Prozessen und Geschäftsmodellen erfordert flexible IT-Landschaften, innovationsfördernde Organisationsstrukturen, eine digitale Unternehmenskultur sowie umfassende Kompetenzen im digitalen Bereich. Keinesfalls sind diese Voraussetzungen immer vollständig gegeben, vielmehr müssen sie – in mehr oder weniger großem Maße – erst geschaffen werden.

Welche Branchen haben die Nase vorne, wenn es um die Implementierung und Nutzung neuer Technologien im Finanzbereich geht?

Eine pauschale Aussage ist hier schwierig. In Branchen mit Vorreitern gibt es immer auch eine Vielzahl an Unternehmen, die noch sehr klassisch und keineswegs zukunftsweisend unterwegs sind. Vorreiter finden sich unter anderem bei Versicherungen, zum Beispiel die Swiss Re oder AXA, im Pharmabereich mit Bayer oder Grünenthal oder auch bei sogenannten Tech-Konzernen, etwa Google oder Zalando.

Oft tun sich Unternehmen mit der Umsetzung zukunftsorientierter Lösungen schwer. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Hürden?

Die nachhaltige Umsetzung zukunftsorientierter Lösungen wie einer großen Steuerungsplattform ist ein größeres Investment und erfordert regelmäßig einen Umsetzungshorizont von deutlich mehr als einem Jahr. Ein solches Vorhaben macht vielen Beteiligten Angst, so dass die entsprechenden Umsetzungsprojekte immer wieder zurückgestellt und verschoben werden. Häufig ist ein spezifischer Anstoß nötig, damit Unternehmen aktiv werden. Dies kann beispielsweise eine größere Reorganisation sein, die ohnehin eine Überarbeitung der Steuerung erfordert, oder ein neues Führungsteam, das den Modernisierungsbedarf der bestehenden Lösungen klar anspricht.

Können Sie uns ein praktisches Beispiel geben, wie neue technologische Prozesse die Unternehmensplanung von morgen gestalten?

Einfache Beispiele sind sicherlich Personalplanung und -forecast. Wenn in einem Unternehmen mit integriertem Planungssystem beispielsweise ein neuer Mitarbeiter anfängt, so werden nicht nur der Mitarbeiterbestand und der Personalforecast aktualisiert, sondern automatisch auch der Finanzforecast. Dieser aktuelle, treiberbasierte Finanzforecast dient dann als Basis für die Zielsetzung und Strategieintegration durch das Management. Es entsteht eine treiberbasierte Finanzplanung inklusive Veränderungsmaßnahmen. Diese Ergebnisse werden wiederum systemseitig unterstützt und hochautomatisiert in die Personalplanung als konkreter Rahmen für die Steuerung des Personalbereichs reintegriert.

Wie verändern Machine Learning, Künstliche Intelligenz und Data Analytics die Berufsbilder in den Finanzabteilungen?

Die genannten Technologien bieten grundsätzlich Potenzial für höhere Automatisierung. Auf diese Weise ermöglichen sie signifikante Effizienzsteigerungen sowie deutlich schnellere Entscheidungsprozesse. Die Auswirkungen sind jedoch je nach Aufgabe sehr unterschiedlich. Transaktional geprägte Rollen und Berufsbilder können teilweise durch 'Maschinen' ersetzt werden. In eher beratenden Rollen steht dagegen eine Ausweitung des Betrachtungshorizonts auf funktionale Steuerungsprozesse und eine Beschleunigung von Entscheidungsprozessen im Vordergrund.

Gerade im IT-Bereich sind Experten rar, vor allem, wenn sie spezielle Finanzkenntnisse für eine Aufgabe mitbringen müssen. Welche Strategien sollten Unternehmen entwickeln, um aus"reichend personelle Ressourcen zu haben?

Die technologische Ausstattung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Wer qualifizierte Fachkräfte gewinnen will, darf ihnen nicht nur MS Office als Werkzeug anbieten. Mitarbeiter erwarten zunehmend professionelle datenbankgestützte und integrierte Tools, die den Anteil an manueller Datenverarbeitung drastisch reduzieren. Die Tool-Unterstützung und der damit einhergehende Automatisierungsgrad werden die Arbeitgeberwahl künftig stärker beeinflussen. Es ist allerdings umstritten, in welchem Ausmaß die viel beschworenen Data Scientists zukünftig tatsächlich in Finanzabteilungen benötigt werden. Moderne Cloud-Tools enthalten zunehmend auch benutzerfreundliche Statistik- und Analytics-Funktionalitäten. In jedem Fall werden aber die Anforderungen an Datenmodellierungs- und allgemeine Tool-Kompetenz steigen – und natürlich wird mehr und mehr eine höhere Veränderungs- und Weiterentwicklungsbereitschaft erwartet.

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