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20.11.2019 | Finanzcontrolling | Infografik | Online-Artikel

Angst der CFO vor dem Abschwung steigt massiv

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

4:30 Min. Lesedauer

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Die wirtschaftlichen Aussichten der Unternehmen weltweit haben sich seit dem Frühjahr deutlich eingetrübt. Wie eine CFO-Befragung von Deloitte zeigt, sinkt vor allem die Bereitschaft, zu investieren und Mitarbeiter einzustellen.

Obwohl die Chief Financial Officer (CFO) die aktuelle Lage in den wichtigsten Weltregionen noch als positiv bewerten, zeigen sich die Finanzmanager in Deutschland hinsichtlich der Konjunkturaussichten eher pessimistisch. Für das kommende Jahr erwarten 59 Prozent der deutschen CFOs eine schlechtere Lage. Das hat der halbjährlich von Deloitte erhobene CFO Survey (PDF) ergeben. Die Studie basiert auf einer weltweiten Befragung von 1.300 Finanzvorständen aus dem September. Darunter sind auch 145 CFOs deutscher Großunternehmen. 

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Im Vergleich zur Frühjahrs-Umfrage ist bei den deutschen CFOs die Angst vor potenziellen Risiken gestiegen. Fast zwei Drittel der Unternehmen fürchten in den nächsten zwölf Monaten als größtes Geschäftsrisiko eine sinkende Inlandsnachfrage. Die Angst vor einem Erlahmen der Binnenkonjunktur schiebt sich somit vor die lange Zeit dominierenden Faktoren wie geopolitische Risiken und den Fachkräftemangel.

Weniger Investitionen und neue Mitarbeiter

Besonders ausgeprägt ist der Analyse zufolge der Pessimismus in produzierenden Branchen wie der Automobilindustrie, chemische Industrie und dem Maschinenbau. Die Sektoren Konsumgüter, Immobilien und Dienstleistung liegen hingegen noch im neutralen oder nur leicht negativen Bereich. Die Werte für die Investitions- und Einstellungsbereitschaft sind erstmals seit Herbst 2012 negativ, betonen die Studienexperten. 

Die Bereitschaft, in den kommenden zwölf Monaten in das eigene Unternehmen zu investieren, ist um 33 Prozentpunkte eingebrochen. Ähnlich negativ sieht der Trend bei den Neueinstellungen aus. Allerdings habe sich dieser bereits im Frühjahr abgezeichnet, heißt es. Vor allem die Banken (Indexwert minus 64 Prozent), aber auch die Automobilindustrie (Indexwert minus 54 Prozent) zeigen sich besonders zurückhaltend, wenn es um den Aufbau oder die Neubesetzung von Stellen geht. 

Kaum Talentmanagement in den Finanzabteilungen

"Zusammenfassend lässt sich anhand der genannten Aspekte erkennen, welches Ausmaß das Dilemma des Talentmanagements besonders in der Finanzfunktion hat", erläutert Markus Seeger, als Director bei Deloitte verantwortlich für die Durchführung des CFO Survey. Durch Digitalisierung und Automatisierung könnten viele bislang manuell ausgeführte Tätigkeiten und die damit verbundenen Stellen entfallen. Die befragten CFOs schätzen, dass zwischen fünf und 14 Prozent der Jobs innerhalb der Finanzabteilungen entfallen.

"Neue digitale Rollen können nicht ohne Weiteres durch frei werdende Mitarbeiter besetzt werden, deren Aufgaben automatisiert worden sind. Aber auch über den Arbeitsmarkt sind die erforderlichen qualifizierten Kräfte nicht in einem ausreichenden Umfang zu gewinnen – trotz einer angemessenen Arbeitsplatzattraktivität." Es blieben vor allem die alternativen Beschäftigungsmodelle, die jedoch immer die Gefahr von Abhängigkeiten bergen. "Hier wird deutlich, wie wichtig die weitere digitale Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter ist, damit die Digitalisierung nicht an den Menschen scheitert", so Seeger. 

Digitale Transformation im Fokus

Obwohl sie die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter nicht im Blick haben, geben CFOs vor allem dann grünes Licht für Investitionen, wenn es um Projekte der digitalen Transformation geht: Diese ist für 44 Prozent der Befragten sogar der wichtigste Investitionstreiber. 40 Prozent nennen außerdem eine anhaltend hohe Nachfrage als Pluspunkt. Dagegen würden nur vier Prozent aufgrund einer weiteren Lockerung der Geldpolitik mehr investieren.

Doch nicht nur in Deutschland herrscht Unsicherheit unter den Finanzmanagern. In ganz Europa hat sich die wirtschaftliche Lage stark abgekühlt: Mit dem Rekordwert von 36 Prozent zeigen sich heute deutlich mehr CFOs pessimistisch als noch im Frühjahr (26 Prozent). Die Geschäftsaussichten in der Eurozone befinden sich mit einem Rückgang von 21 Prozentpunkten im Vergleich zur Vorbefragung auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der Umfragereihe im Jahr 2015. Auf ein Rekordtief gesunken ist auch die Risikobereitschaft (18 Prozent) sowie die Umsatz- und Margenerwartungen, die auf den niedrigsten Stand seit Beginn des europäischen Surveys 2015 sanken. Vor allem in Deutschland, Italien und Spanien sind die Einschätzungen besonders düster. 

Mehr Ideen statt Pessimismus

Den drohenden Problemen müsse Europa mit neuen Ideen begegnen, fordert daher Springer-Autor Martin Brudermüller im Buchkapitel "Starkes Europa mit Leidenschaft für Innovation" auf Seite 218. Er schreibt: "Zu langsam stellt sich Europa den neuen Realitäten in der Welt, während der internationale Standortwettbewerb immer härter wird. Viele Länder außerhalb Europas betreiben eine sehr aktive Industriepolitik mit der Förderung kostengünstiger Rohstoffe und mit staatlichen Investitionshilfen." Als Beispiel dient Brudermüller das Programm "Made in China 2025", mit dem das Land unter anderem den lokalen Fertigungsanteil in Kernbranchen bis zum Jahr 2025 auf 70 Prozent steigern will. Damit werde Europa im Kern angegriffen, denn im Standortwettbewerb könne der Kontinent weder mit günstigen Rohstoffen noch mit Arbeitskosten punkten. Der Autor rät daher: 

Was Europa aber kann, sind Ideen! Ideen sind es, die Europa stark gemacht haben – Ideen und deren Umsetzung in erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen. In dem Maße wie sich nun aber die anderen Regionen dieser Welt mit großen Anstrengungen um ihre eigene Innovationskraft und ihre Märkte kümmern, muss daher auch Europa neue Ansätze für eine integrierte Innovations- und Industriepolitik entwickeln."

"Europäische Unternehmen – kleine, mittlere und große – sind in Europa und der Welt erfolgreich, weil sie ihre Märkte über Innovationen erschließen", so Brudermüller weiter. Mit ihrer Wirtschaftskraft und Innovationsstärke können diese Unternehmen nachhaltige Lösungen für zentrale gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimaschutz, Energieversorgung, Ernährung und Mobilität liefern und so Produktivitätszuwachs und Beschäftigung in Europa sichern. 

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