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14.03.2018 | Corporate Finance | Schwerpunkt | Online-Artikel

Unternehmen müssen immer länger auf ihr Geld warten

verfasst von: Sylvia Meier

2:30 Min. Lesedauer

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Obwohl Unternehmen derzeit einen Auftragsboom erleben, warten sie immer länger auf ausstehende Forderungen. Das liegt auch daran, dass Firmen aufgrund der angenehmen Lage weniger konsequent in ihrem Forderungsmanagement sind.

Vor allem Unternehmen, die Lieferantenkredite gewähren, warten immer länger auf ihr Geld. Das hat die Unternehmensgruppe Creditreform festgestellt. So betrug die Verzugsdauer im zweiten Halbjahr 2017 durchschnittlich 10,58 Tage. Im ersten Halbjahr 2017 waren Abrechnungen zwischen Unternehmen durchschnittlich 10,11 Tage überfällig, im zweiten Halbjahr 2016 lag der Verzug bei 10,01 Tagen. Ein Trend, der sich fortzusetzen scheint. 

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Sicherung gegen Forderungsausfälle

Lieferantenkredite stellen in jedem einzelnen Fall, aber auch in Summe, für die Lieferanten ein Risiko dar, es besteht das Risiko, die kreditierten Beträge nicht zurückzuerhalten. Ausfallrisiken, die der Lieferant – aus welchen Gründen auch immer – nicht selbst tragen kann oder tragen will, bedürfen der Absicherung, damit die Existenz des Unternehmens gewährleistet bleibt. 

Wie lange hätten ihrerseits die Kunden Zeit gehabt, die Forderung zu begleichen? Im Schnitt lag die Forderungslaufzeit deutschlandweit im 2. Halbjahr 2017 bei 43,15 Tagen. Im ersten Halbjahr 2017 waren es nur 42,62 Tage. Das heißt also, dass sowohl die Forderungslaufzeit als auch die Verzugszeit gestiegen sind. Sind Firmen von sich aus bereit, den Kunden mehr Zeit zu gewähren? Oder ist das Forderungsmanagement nachlässig geworden? Wahrscheinlich sind beide Gründe der Anlass für den Trend. Doch wird eine Lieferung ausgeführt, die Rechnung jedoch lange nicht beglichen, muss ein Unternehmen den Verzug erst einmal auffangen. Das ist Kapital, das für mögliche Investitionen dann (noch) nicht zur Verfügung steht. Umso wichtiger ist es, dass das Forderungsmanagement wieder in den Fokus gerückt wird.

Kreditrichtlinie als Basis für ein erfolgreiches Forderungsmanagement

Voraussetzung für ein erfolgreiches Forderungsmanagement ist laut Springer-Autor Rudolf Müller eine Kreditrichtlinie. So erklärt er in seinem Buchkapitel "Forderungsmanagement als strategische Fragestellung" (Seite 19): "Eine Kreditrichtlinie muss den Stellenwert, den das Kreditmanagement im Unternehmen besitzt, beschreiben. Es muss darin deutlich werden, dass das Forderungsmanagement eine elementare Funktion zur Sicherung der Unternehmensexistenz und damit auch bestehender und künftiger Kundenbeziehungen ist." 

Der Autor weist darauf hin, dass darüber hinaus zu klären ist, welche Rolle das Forderungsmanagement sowie alle Akteure im Forderungsmanagement, in der Generierung und der Pflege von Kundenbeziehungen haben. Wie eine Kreditrichtlinie strukturiert werden könnte, zeigt der Autor anhand eines Beispiels (Seite 21):


Forderungsausfälle vermeiden

Creditreform hat in der Analyse zehn Wirtschaftsbereiche untersucht. Bei acht dieser Bereiche hat sich das Zahlungsverhalten im zweiten Halbjahr 2017 verschlechtert. Es scheint also nicht nur so zu sein, dass Unternehmen selbst länger auf ihr Geld warten – sie lassen auch warten. Besonders Einzelhändler und Unternehmen aus der Verkehrs- und Logistikbranche ließen sich beim Begleichen von Rechnungen Zeit. Das zeigt: Die vermeintlich gute wirtschaftliche Lage führt zu Nachlässigkeiten, die sich bei allen Unternehmen auf die Liquidität auswirken. Welche Möglichkeiten sie haben, durch gezielte Maßnahmen ihre eigene Finanzsituation positiv zu beeinflussen, zeigt Rudolf Müller in seinem Buchkapitel "Forderungsmanagement ist Liquiditätsmanagement". So beschreibt er beispielsweise, wie eine Absicherung gegen Forderungsausfälle durch Factoring erfolgt, also den Forderungsverkauf an einen Rechnungsdienstleister. Eine Möglichkeit, die vor allem immer mehr mittelständische Firmen nutzen, die allerdings auch mit Kosten verbunden ist.

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