Eine globale Befragung von Siemens Financial Services (SFS) unter Finanzmanagern von Unternehmen legt jetzt offen, dass viele Betriebe derzeit noch eher nutzungsorientierte Finanzierungsmodelle (Pay-to-use) einsetzen. Zwar werden auch dank dem technologischen Wandel immer mehr Finanzierungsformen angeboten. Damit diese jedoch auch zum Einsatz gebracht werden können, bedarf es technischer Modernisierung und intelligente Finanzierungsmethoden, etwa integrierte Finanzierungen, kommen ins Spiel, wie die Studie anführt.
Weniger Kapitalbindung
Bei künftigen Finanzierungsmodellen, so genannten "Pay-for-Outcome"-Modellen, steht unter anderem die Kosteneffizienz im Mittelpunkt. Die Zukunft liegt laut Siemens in der ergebnisorientierten, integrierten Finanzierung. Eine Echtzeitüberwachung soll also die Finanzierung in das Technologieangebot integrieren, um eine ergebnisorientierte Bezahlung zu ermöglichen. Nutzer zahlen zum Beispiel auf Basis dessen, was die neuesten Geräte oder Technologien voraussichtlich erbringen werden. Unternehmen bezahlen auf der Grundlage erwarteter Geschäftsergebnisse.
Dazu gehören neben
- Produktivitätssteigerungen
- die Geschwindigkeit auf dem Markt,
- Volumen oder
- Cash-Flow-Verbesserungen.
Unternehmen ermöglichen solche Modelle den Zugang zu neuen Technologien, ohne dass Kapital langfristig gebunden wird und ohne Vorausinvestition. So betont auch Springer-Autor Stefan Hesse in seinem Beitrag "Wie der CFO die digitale Transformation vorantreibt" in der Zeitschrift Controlling & Management Review (Ausgabe 6/2015, Seite 31): "Die digitale Transformation ist unvermeidlich und hat in konsumentennahen Branchen wie dem Handel schon zu deutlichen Veränderungen geführt." Kai-Otto Landwehr, Geschäftsführer der Commercial-Finance-Einheit von Siemens Financial Services in Deutschland, glaubt: "Die Möglichkeit, die Finanzierung einer Technologie mit den daraus erwarteten Geschäftsergebnissen zu kombinieren, ist ein Trend in immer mehr Branchen". Unternehmen in den USA und in Westeuropa setzen der Studie zufolge stärker auf eine Diversifikation der Finanzierungslösungen als in Osteuropa und Asien.
Kreditvergabe ist restriktiver
Geht es um Unternehmensfinanzierungen, sind Banken trotz der veränderten Finanzierungslandschaft immer noch der wichtigste Kapitalgeber der deutschen Wirtschaft, schreiben die Bankmagazin-Chefredakteurin Stefanie Hüthig und Bankmagazin-Redakteur Christian Kemper im Beitrag "Wo Banken ihre Chancen überschätzen" (Ausgabe 4/2015, Seite 14) feststellen. Laut einer Analyse von Klaus Hölzer, Partner der Unternehmensberatung Oliver Wyman und Corporate-Banking-Experte, kommt der Hauptanteil im Geschäft mit Firmenkunden in der Größenklasse von 250 Millionen Jahresumsatz aus dem Kreditgeschäft und dem Transaction Banking. Geldinstitute sind auch häufiger Finanzierungspartner von mittelständischen Unternehmen und verstünden die Ausleihungen an Unternehmen häufig als Ankerprodukte. In der Zusammenarbeit mit Kreditinstituten gelten verschärfte Anforderungen bei Finanzierungen nicht zuletzt aufgrund der Regulierungsvorgaben für Banken. Bei Finanzierungsgesprächen spielen neben den üblichen Rating-Systemen, dem Blick auf die Liquidität und individuelle Kennzahlen des Unternehmens immer stärker auch die langfristige perspektivische Geschäftsentwicklung und das -potenzial eine Rolle. Bei Firmenkundendarlehen können die Kreditperioden je nach Situation oft kurzfristig sein, führen Peter Tsao-Adolphs und Gabriele Borgmann mit Blick auf Wege der Unternehmensfinanzierung an. Produktspezialisten nehmen zudem das Portfolio des Unternehmens und seine Marktfähigkeit unter die Lupe. Analysten ergründen den Wert der Unternehmenskennzahlen und untersuchen die Bilanzen auf Kreditwürdigkeit.