Die Möglichkeiten der Anlageberatung wandeln sich mit der wachsenden Zahl von Robo-Advice-Anbietern.
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Derzeit drängen aus dem Bereich der Fintechs, aber zunehmend auch von Kreditinstituten immer mehr Robo-Advice-Anbieter auf den deutschen Markt. Diese teilen sich ein noch sehr überschaubares verwaltetes Anlagevolumen. Wir haben untersucht, welche Funktionalitäten Robo Berater in Deutschland aufweisen und welche Unterschiede zwischen den einzelnen Angeboten bestehen. Dazu wurden 15 Robo Advisor von Fintechs und Banken im März und April 2016 einem Benchmarking mit 20 Kriterien unterzogen. Die Vorgehensweise lässt sich in drei Phasen untergliedern: der Befragung des Anlegers, der Anlageempfehlung und der Umsetzung der Empfehlung.
Die größten Unterschiede zwischen den untersuchten Anwendungen ergeben sich bei der Umsetzung der Anlageempfehlung. Grundsätzlich lassen sie sich in die drei verschiedenen Kategorien
- Dachfonds
- Vermögensverwaltung und
- konkrete Einzelproduktvorschläge einteilen.
Alle überprüften Robo-Berater fragen nach der Risikoneigung des Anlegers. Aber nur acht der 15 Anbieter versuchen mit geeigneten Fragen ein umfangreicheres Risikoprofil zu ermitteln. Lediglich vier Anbieter thematisieren das Sparziel eines Anlegers.
Die Anlageempfehlung ist aus Sicht des Nutzers die Kernleistung des Robo Advisors und somit von zentraler Bedeutung. In dieser Kategorie wurden neben der Aufteilung auf Vermögensklassen, der Beachtung minimaler Kosten und der Umsetzung einer Renditeprognose auch das Rebalancing sowie weitere Punkte untersucht.
Untersuchte Robo Advisor in Deutschland* | ||
1822direkt | Ginmon | Scalabale Capital |
Comdirect | JustETF | SutorBank |
Consorsbank | Maxblue | Targobank |
Easyfolio | Moneyfilter | Vaamo |
Fintego | Quirion | Visualvest |
*Quelle: Technische Hochschule Nürnberg 2016 |
Breite Risikostreuung wird beachtet
Erfreulich ist, dass alle Robo-Advisor-Lösungen mit ihren Empfehlungen auf eine relativ breite Risikostreuung achten. Die weitergehende Anforderung, bei vorgeschlagenen Fondslösungen auch auf ein großes Fondsvolumen zu achten, erfüllen hingegen nur vier der 15 Anbieter hinreichend. Sieben Robo Berater können als unabhängig von eigenen Produkten angesehen werden. Dazu zählen insbesondere Anbieter, die konkrete Einzelproduktvorschläge zur Umsetzung der Anlagestrategie machen.
In der Untersuchungskategorie "Benutzerfreundlichkeit" wurden zum Beispiel die Kostentransparenz des Robo Advisors, die Abschlussorientierung sowie einzelne Serviceaspekte untersucht. Als kostentransparent konnten in dieser Kategorie nur sechs Anbieter bewertet werden. Bei den anderen ist die Ermittlung der Kosten für die Nutzer zu aufwendig gestaltet. Lediglich für zwei Angebote wird vom Anleger Vorwissen in Finanzfragen vorausgesetzt. Alle anderen Angebote richten sich ausdrücklich an wenig finanzerfahrende Anleger.
Kooperationsszenarien für Banken
Robo Advice stellt einen frontalen Angriff der Fintech-Szene auf einen Kernbereich des Bankgeschäfts dar. Folgende Aktionsszenarien für Finanzinstitute sind vor dem Hintergrund der Studienergebnisse denkbar: Banken können einen eigenen Robo Advisor entwickeln und sich als eigenständige Anbieter positionieren, die das Vermögensberatungs-Know-how des Hauses mit technischer Kompetenz verbindet. Dazu sind entsprechende innovative Entwicklungskapazitäten erforderlich, genauso wie eine flexible und dynamische Projektkultur. Geldhäuser können Robo Advice „as a Service“ einsetzen. Das bedeutet, dass sie beispielsweise entsprechende Module von spezialisierten Software-Anbietern auf ihrer Website einbinden (White Labelling).
Kreditinstitute können mit einem Robo Advisor kooperieren. Der Robo Advisor bietet eine innovative, risikoadjustierte und kostengünstige Anlageempfehlung für den Investor, die grundsätzlich bankenunabhängig ist. Die Empfehlung wird anschließend von der Bank im so genannten Fulfillment und Rebalancing umgesetzt.
Die vollständige Benchmarkauswertung finden Sie hier.