Skip to main content

03.02.2017 | Fintechs | Kommentar | Online-Artikel

Regulierung der Fintech-Branche – notwendig oder unsinnig?

verfasst von: Marcus Laube

3:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Marcus Laube ist Gründer und Geschäftsführer der Crossinx GmbH in Frankfurt am Main.


Immer mehr Fintechs werden reguliert. Doch bringt dies wirklich Vorteile? Marcus Laube argumentiert kontra Regulierung der Finanztechnologie-Start-ups. 

Kontra:

Mit ihrer rasanten Entwicklung drohen die Finanztechnologieanbieter den traditionellen Banken den Rang abzulaufen. Das kann Bange machen. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sprach sich vor diesem Hintergrund jüngst für eine Regulierung der noch jungen Fintech-Branche aus. Mit dieser Forderung verfolgt er ein klares Ziel: Die Bundesbank will ein umfassendes Bild der Geschäfte von Fintechs gewinnen, um festzustellen, ob und in welcher Weise sie eine Bedrohung für die Finanzstabilität sein könnten. Doch was macht laut Bundesbank ein Fintech aus? Und ist eine solche Regulierung überhaupt sinnvoll? Ist sie nicht. Im Gegenteil.


Empfehlung der Redaktion

2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

FinTech – Digitale Geschäftsmodelltransformation im Bankensektor

Die Digitalisierung hat in vielen Branchen die Entwicklung neuer, oft disruptiver Geschäftsmodelle ermöglicht. Bekannte Beispiele hierfür sind der Handel, die Telekommunikationsbranche sowie die Musik- und Filmindustrie.

Differenzierung ist wichtig

Fintech ist nicht gleich Fintech. Beispielsweise müssen solche Gründerunternehmen, die Finanzprodukte lediglich vermitteln, anders behandelt werden als Fintechs, die eigene Finanzprodukte entwickeln und anbieten. Auch muss man zwischen Angeboten an Privatkunden und Geschäftskunden unterscheiden. Der Markt für Unternehmenskunden ist deutlich komplexer und entwickelt sich deswegen langsamer. Hinzu kommt, dass die Anbieterdichte hier noch lange nicht so hoch ist wie im Retail-Segment. Nicht jedes Fintech stellt deswegen eine Bedrohung der Finanzstabilität dar. Und schon gar nicht kann man den Einfluss von Fintechs pauschalieren. Es ist völlig unsinnig, hier mit dem regulatorischen Hammer zum Rundumschlag auszuholen.

Für die etablierten Finanzinstitute ist es essenziell, den florierenden Markt der Fintechs besser zu verstehen und daraus die richtigen Schlüsse für ihre eigene Zukunft zu ziehen. Statt Konkurrenzgebaren ist der offene Austausch am runden Tisch geboten. Kooperation statt Wettbewerb lautet die Devise. Die Bereitschaft der Start-ups dazu ist sicher vorhanden. Auch lehnen sie nicht grundsätzlich eine Regulierung ab. Sie muss nur den verschiedenen Aspekten und Geschäftsmodellen Rechnung tragen. Die neue Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Regulierung auf der einen Seite Rahmenbedingungen setzt, auf der anderen Seite die Geschäftsmodelle von Fintechs unterstützt und nicht zerstört.


Kooperation fördert die Marktentwicklung

Dass die Kooperation mit den Finanztechnologie-Start-ups für sie der richtige Weg ist, haben einige Kreditinstitute bereits erkannt. Anstatt die Entwicklungsfreude und den Siegeszug der Fintechs lediglich von außen zu beobachten, holen sie sich zum Beispiel mit einem Innovation-Lab dieses Entwicklungspotenzial direkt ins Haus und gestalten die Marktentwicklung aktiv mit. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Maininkubator der Commerzbank.


Geschäftsmodelle bis zum Reifegrad testen

Fintechs muss die Chance gelassen werden, ihre Geschäftsmodelle bis zu einem gewissen Reifegrad unter Realbedingungen testen zu können. Nur so kann gewährleistet werden, dass vielversprechende und dem Kunden zum Vorteil verhelfende Modelle den Weg auf den Markt finden. Es muss ermöglicht werden, dass der Markt und damit die Kunden entscheiden können, ob sie ein Geschäftsmodell annehmen wollen oder nicht. Und wenn wir schon von Regulierung sprechen, so sollten wir auch die Notwendigkeit einer europaweit einheitlichen Sandbox berücksichtigen, damit neue Geschäftsmodelle in einem innovationsfördernden Umfeld ausprobiert werden können und nicht unterschiedliche regulatorische Rahmenbedingungen in verschiedenen europäischen Ländern die Weiterentwicklung hemmen. Eine solche Sandbox gibt es bisher nur in Australien und Großbritannien. In Deutschland stellt sich bisher die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) quer. Damit die Innovationskraft nicht geschwächt wird und Deutschland konkurrenzfähig in der Entwicklung von neuen Finanztechnologien bleibt, müssen zumindest europaweit gleiche Bedingungen geschaffen werden.


Regulierung bremst Innovationen aus

Durch eine undifferenzierte, einheitliche Regulierung für alle Fintechs würde sich das angespannte Verhältnis zu den Banken weiter verschärfen. Zudem würde sie viele Innovationen ausbremsen. Wenn es eine Regulierung geben soll, dann eine, die sicherstellt, dass alle Marktteilnehmer die gleichen Chancen haben. Dass Fintechs bereit sind, sich der Regulierung zu stellen, zeigt die Gründung der Interessensvertretung "European Fintech Alliance" (EFA) im Oktober 2016. Die EFA ist eine direkte Kommunikationsschnittstelle zu den Regulierungsbehörden und verbessert den Austausch zwischen beiden Parteien."

Lesen Sie auch den "Pro"-Kommentar zur Regulierung von Fintechs von Ralf Ohlhausen, Business Development Director bei der PPRO Group. 

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

30.06.2016 | Fintechs | Schwerpunkt | Online-Artikel

Was Fintech-Modelle erfolgreich macht

02.11.2016 | Fintechs | Schwerpunkt | Online-Artikel

Konsolidierung ist bei Fintechs noch nicht in Sicht

Premium Partner