Neue digitale Produkte stehen derzeit ganz oben auf der Agenda deutscher Kreditinstitute. Fintechs unterstützen sie dabei.
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Dass sich Kooperationen zwischen etablierten Kreditinstituten und Fintech-Unternehmen auszahlen, davon sind die Springer-Autoren Professor Nick Dimler von der FOM Hochschule für Ökonomie und Management in Berlin und Boris Karcher überzeugt. "Banken und Fintechs sind nicht unbedingt nur Konkurrenten, sondern können auch voneinander profitieren", erklären die Unternehmensberater im Kapitel "Fintech-Lösungen für den Mittelstand" des Fachbuchs "Unternehmensfinanzierung im Mittelstand" (Seite 237). Einerseits gelangen laut beiden Start-up-Experten Fintechs durch eine Kooperation mit Banken einfacher an Lizenzen und neue Kunden. Kreditinstitute könnten andererseits durch Kooperationen ihren Kunden innovative Services anbieten und selbst von den neuen Geschäftsmodellen der Fintechs lernen. Auch am Markt scheint sich diese Einsicht laut den Experten durchgesetzt zu haben.
Und diese Erkenntnis sorgt mittlerweile für neue digitale Innovationen bei deutschen Kreditinstituten. So zum Beispiel die Commerzbank, die bei der Zusammenarbeit mit Fintechs zu den Schwergewichten im deutschen Bankenmarkt zählt. Das Ergebnis ihrer Fintech-Kooperationen ist eine App für den digitalen Kontowechsel. Die Commerzbank bietet diese laut eigenen Angaben seit dem Jahr 2017 an. Entwickler und Betreiber des Service ist das Start-up-Unternehmen Fino Digital.
Mit einer App das Konto umziehen
"Mit der kostenlosen Kontowechsel-App können Kunden, die zur Commerzbank wechseln wollen, ihr Konto automatisch innerhalb von wenigen Minuten per Smartphone oder Tablet umziehen", sagt ein Sprecher gegenüber Springer Professional. Die App identifiziere alle Zahlungspartner des Kunden und suchen nach Daueraufträgen, Lastschriften sowie anderen regelmäßigen Zahlungen. Nach Prüfung und Freigabe der Daten durch den Kunden veranlasst die App die Information aller Zahlungspartner über die neue Kontoverbindung bei der Commerzbank.
Auch die Sparkassen arbeiten mit dem Fintech-Unternehmen Fino Digital und nutzen deren Kontowechselservice. Diesen hat zum Beispiel die Sparkasse Hanau für die öffentlich-rechtlichen Banken getestet. "Und wir haben innerhalb der Sparkassen-Finanz-Gruppe viele erfolgreiche digitale Eigenentwicklungen wie das Bezahlverfahren Kwitt oder die Video-Legitimation der S-Marketing GmbH & Co. KG, die wir in der Breite nutzen", sagt Oliver Klink, Vorstandsvorsitzender der Taunus Sparkasse, gegenüber Springer Professional. Ansonsten geht sein Institut Klink zufolge auch gerne mal in Vorlage wie bei "unserer 'Digithek', einer digitalen Broschüren-Welt, die wir mit E-Liberate aus Lüneburg entwickelt haben".
Digitale Bankkarte bei den Genossen
Bei der Volksbank Mittelhessen steht die Digitalisierung auch hoch im Kurs. "Im Auftrag der Genossenschaftlichen Finanzgruppe war die Volksbank Mittelhessen Pilotbank und hat, nach dem erfolgreichen Abschluss der Testphase, vor Kurzem den neuen Service für alle Kunden freigeschaltet", sagt Lars Witteck, Chief Digital Officer und Vorstand der Volksbank Mittelhessen, gegenüber Springer Professional. Damit ist das Institut Witteck zufolge gemeinsam mit der VR Bank Hessenland bundesweiter Vorreiter bei der Einführung der digitalen Bankkarte.
Das erste Projekt der Deutschen Bank mit einem Fintech war der "Finanzplaner" mit dem Unternehmen Strands vor vier Jahren. Mittlerweile hat das Institut den Planer mit Figo zum "Finanzplaner Multibanking" ausgebaut. "Aus dieser Kooperation ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal entstanden: Wir sind die erste Bank, bei der Kunden in ihrem Online-Banking auch von ihren Fremdbankkonten überweisen können", sagt Michael Koch, einer der Leiter der Digitalfabrik gegenüber Springer Professional. Andere Beispiele für innovative Kooperationen der Deutschen Bank sind Koch zufolge der Rechnungsscan mit Gini, die Videolegitimation mit Web ID, der "eSafe" mit D Swiss, "Finanzguru" mit Dwins, der Zinsmarkt mit Deposit Solutions oder auch der Kontowechselservice mit Finreach.