Banker und Gründer waren sich bei der von Bankmagazin und dem Center for Financial Studies (CFS) der Goethe-Universität Frankfurt am Main ausgerichteten Veranstaltung darüber einig, dass beide Seiten zusammen viel erreichen können. Andreas Hackethal, Professor für Finanzen am CFS, sagte in seinem Vortrag, dass bestimmte Bereiche der Bankenwelt geradezu danach schreien, standardisiert zu werden. Ein Beispiel ist für ihn die Geldanlage. Dort hätten sich viele Fintechs angesiedelt mit dem Ziel, den Nutzen für die Kunden mit ihren Innovationen zu erhöhen. Zugleich suchen sie die Zusammenarbeit mit etablierten Playern. Denn die Start-ups selbst seien bei Verbrauchern kaum bekannt, das Vertrauen in sie sei überschaubar und über viel Erfahrung verfügten sie auch nicht, fasste Hackethal zusammen. Er rief Geldhäuser und Fintechs dazu auf, gemeinsam an der Zukunft zu arbeiten. Unterstützen möchte dabei das neue Fintech Zentrum Frankfurt, in dessen Steuerungsrat Hackethal als Vertreter der Goethe-Universität sitzt. Das Zentrum versteht sich als zentraler Hub für das regionale Fintech-Ökosystem und will die Vernetzung der Beteiligten vorantreiben.
Convenience und Effizienz steigern
Tomas Peeters, Chief Strategy Officer der ING-Diba, berichtete, worauf es aus Bankensicht bei der Kooperation mit den innovativen Technologie-Unternehmen ankommt. "Die Zusammenarbeit mit Fintechs soll die Convenience für den Kunden steigern und die Effizienz für die Bank erhöhen." Natürlich solle sich das Geschäft auch für das Start-up lohnen. Er lobte die Geschwindigkeit und Agilität, mit der Gründer arbeiten: "Fintechs liefern jede Woche etwas Neues. Banken bringen nur drei- oder viermal im Jahr ein Release heraus."
Eine wichtige Rolle bei der Frage, wie stark Kreditinstitute mit Fintechs kooperieren können, spielt die Vergabe von Banklizenzen an die jungen Unternehmen und damit die Regulierung. Denn laut Peeters ergeben sich je nach Lizenz unterschiedliche Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Volker Baas, Partner der Wirtschaftskanzlei Taylor Wessling, plädierte unter dem Motto "same Business, same Risks, same Rules" dafür, dass alle Anbieter von der Aufsicht gleich behandelt werden. Er sieht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) auf einem guten Weg. Maßgeschneidert und engagiert versuche sie, die Fintechs in die regulatorische Welt zu begleiten.
Vorteile für beide Seiten
Für Mitarbeiter mit mehr Technikverständnis warb Patrik Pohl, Managing Director und Leiter Produkte Mittelstand bei der Deutschen Bank, denn: "Banken haben völlig verlernt, innovativ zu denken. Das ist nicht mehr in unserer DNA." Er sieht die dringende Notwendigkeit, dass Kreditinstitute handeln, da sich die Wertschöpfungskette in der Finanzwirtschaft ändere. Fintechs greifen sich einzelne Bereiche heraus, für die sie Lösungen anbieten. Für Pohl stellt sich die Frage, was von der Wertschöpfungskette übrig bleibt, wenn die Geldhäuser nichts machen. Die Antwort darauf gab er selbst: "Nicht viel. Deshalb müssen wir aktiv werden." Als einen Bereich für Kooperationen mit Fintechs nannte Pohl das Finanzierungsgeschäft. Und er sieht in der Zusammenarbeit Vorteile für beide Seiten: "die Ideen haben die Start-ups, nicht wir. Aber den Zugang zu den Kunden muss man auch erst einmal haben."
Die 3. Konferenz für Finanztechnologie findet am 13. September 2017 statt.