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08.05.2018 | Fintechs | Kolumne | Online-Artikel

Ich sehe was, was du nicht siehst

verfasst von: Alexander Graubner-Müller

3 Min. Lesedauer

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Fintechs nutzen rund um die Welt Nischen, die klassische Finanzdienstleister und Banken nicht bedienen. Dazu gehört unter anderem das Segment der Kleinkredite für Unternehmensgründer. Großen Geldhäusern ist hier das Risiko oft zu hoch. Eine Kolumne von Alexander Graubner-Müller.  

Weltweit haben rund zwei Milliarden Erwachsene keinen oder nur massiv eingeschränkten Zugang zu Finanzdienstleistungen. Und das auch hier bei uns: In Europa werden rund 140 Millionen Menschen nicht von traditionellen Banken und Finanzdienstleistern bedient. Die so genannten Underbanked können infolgedessen oft weder ein Bankkonto eröffnen, geschweige denn einen Kredit aufnehmen. Was hierzulande schwer vorstellbar ist, hindert in Schwellenländern  Menschen daran, ein geregeltes Leben zu führen.

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Betroffen sind vor allem auch Menschen, die Kapital für die Gründung ihres eigenen Unternehmens benötigen. Wer keinen Kredit erhält, kann nicht gründen – dabei haben gerade Kleinunternehmer das Potenzial dazu, die Wirtschaft in Schwellenländern anzukurbeln. Das gilt gleichermaßen auf der Verbraucherebene. Smartphone, Bildung, Mobilität – Güter, die für uns selbstverständlich sind, werden für Menschen in diesen Regionen durch Kredite überhaupt erst greifbar. Die finanzielle Inklusion wirkt nachhaltig. Außerdem bedeutet die Selbstständigkeit für viele Menschen den Weg aus der Arbeitslosigkeit, hin zu Wohlstand und Bildung in der Familie, wie die Global Index Database 2017 der Weltbank ermittelte.  

Auch in Deutschland lehnen Banken jeden zweiten Kreditantrag ab

 

Dass ausreichend Banken und Finanzdienstleister in einem Land angesiedelt sind, ist dennoch nicht gleichbedeutend mit einer funktionierenden Versorgungslage. Die Analyse verschiedener Märkte beweist: Selbst in Deutschland werden fast die Hälfte der Kreditanträge abgelehnt. In Spanien liegt die Rate sogar bei 62 Prozent. Eine Kreditwürdigkeit ist in diesen Fällen auf Basis der herkömmlichen Bewertungskriterien einfach nicht gegeben, das Risiko für Kreditgeber schlichtweg zu hoch. Menschen, die unter typischen Gesichtspunkten wie Sicherheiten, Varianzen im Cash-Flow und fehlender oder zu kurzer Kredithistorie als kreditunwürdig eingestuft werden, haben quasi keine Chance auf eine Finanzierung.

Hier treten Fintechs auf den Plan. Im Bereich Lending beurteilen sie die Kreditwürdigkeit auf Basis alternativer Kriterien. Die Daten, die Banken bisher vornehmlich über Wirtschaftsauskunfteien anfordern, beziehen sich auf Einkommen, vorige Kredite, möglichen Betrug, aktuelle Schulden und andere finanzielle Verpflichtungen. Die Bewertung auf dieser Basis dauert üblicherweise drei bis fünf Werktage. Kreditechs alternatives Scoring-Modell etwa nutzt mehr als 20.000 Datenpunkte, die in weniger als einer Minute die Kreditwürdigkeit etwa auf Basis des Online-Verhaltens des Antragstellers einschätzen. Die abgefragten Daten werden direkt vom Kunden zur Verfügung gestellt und ausschließlich mit dessen Zustimmung ausgewertet. Basierend auf Künstlicher Intelligenz und Machine Learning ermöglicht diese Technologie eine präzise Einschätzung des Kreditrisikos auch der sonst ausgeschlossenen Zielgruppen. Anders als die meisten anderen Lending-Fintechs, konzentriert sich Kreditech mit dieser Technologie auf die genannten Underbanked.

Technische Optionen für Handel und Banken

Das alternative Scoring-Modell und die Geschwindigkeit der Einschätzung der Kreditwürdigkeit machen die Technologie außerdem als Zahlungslösung interessant. Über eine Schnittstelle können Händler die Technologie in ihrer Point-of-Sale-Finanzierung einsetzen und individualisierte Kreditprodukte für Verbraucher ohne oder mit geringer Bonität anbieten – das so genannte Lending-as-a-Service. Das gibt ihnen die Möglichkeit, sich völlig neue Kundenkreise zu erschließen. So können mittelfristig Kaufkraft und Wirtschaft angekurbelt werden. Kam es vorher nicht zum Abschluss eines Einkaufs per Mausklick, weil nicht die passende Zahlungsmöglichkeit zur Verfügung stand, sind Abschlüsse nun häufiger. Das ist auch ein wichtiger Ansatzpunkt für Banken: Kunden, die sie nicht bedienen können, erhalten hier den notwendigen finanziellen Ausweg.

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