Die Grenzplankostenrechnung ist ein Begriff der Praxis, der eine bestimmte Ausprägung der Flexiblen Plankostenrechnung treffend beschreibt. Unter einer Grenzplankostenrechnung versteht man eine flexible Plankostenrechnung auf der Basis einer Spaltung der Kosten in bezogen auf die Leistungsmenge der betrachteten Objekte proportionale und fixe Kosten1. Im Speziellen bezeichnet dabei die Grenzplankostenrechnung eine umfassende und ausgefeilte Methodik einer bezugsgrößenbasierken Kostenplanung und Kostenkontrolle. Die Auswahl der Bezugsgröß en und die Durchführung der planmäßiganalytischen Kostenspaltung stellt dabei sicher, dass die Kostenschwankungen, die auf Beschäftigungsänderungen im marginalanalytischen Sinne zurückge führt werden, als Sollkostenänderungen sicher vorhergesagt und der weiteren Abweichungsanalyse zugrunde gelegt werden Können. Diese Form der internen Unternehmensrechnung, auf die das vorliegende Werk fokussiert, hat sich in den letzten knapp sechzig Jahren in der Unternehmenspraxis weitgehend durch gesetzt.
Unter Istkosten versteht man die während einer Abrechnungsperiode effektiv angefallenen Kosten. Bezeichnet man die effektiv angefallenen Faktorverbrauchsmengen einer Abrechnungsperiode mit rl, die effektiv gezahlten Faktorpreise, wozu auch die Lohnsätze und Gehälter zählen, mit q(1) und werden v=1, …, z Faktorarten eingesetzt, so gilt für die gesamten Istkosten einer Abrechnungsperiode folgen de Bestimmungsgleichung169
Für Kostenarten, die ein eindeutig bestimmbares Mengen-oder Zeitgerüst aufweisen, wie das z. B. bei allen Material- und Lohnkosten der Fall ist, lässt sich die Gleichung (1-1) ohne Schwierigkeiten anwenden, indem man die effektiv verbrauchten Istmengen oder Istzeiten mit den zugehörigen Istpreisen bzw. Istlohnsätzen bewertet. Bei Kostenarten, die von vornherein kein eindeutig bestimmbares Mengengerüst aufweisen, wie z.B. Beiträge, Gebühren. Versicherungsprämien und Reparaturkosten, lassen sich Bemessungsgrundlagen finden, die in einem weitergefassten Sinne als Faktorverbrauchsmengen interpretiert werden können. Kostenbeträgen, die nur einmal anfallen, wie das z. B. bei Reparaturen der Fall sein kann, lässt sich die Verbrauchsmenge 1 zuordnen.
Viele Misserständnisse in Bezug auf die flexible Plankostenrechnung, insbesondere bei ihrer Ausgestaltung als Grenzplankostenrechnung, resultieren daraus, dass keine Klarheit über die produktions- und kostentheoretischen Grundlagen der Plankostenrechnung bestehtl. Diese Grundlagen wollen wir daher kurz erörtern, ohne dass es sich dabei aber um einen vollstôndigen Überblick über die betriebswirtschaftliche Produktions- und Kostentheorie handeln kann.
Die Einzelmaterialkosten lassen sich den Kostenträgern in der Kalkulation unmittelbar zurechnen und bedürfen keiner Verrechnung auf Kostenstellen1. Da sich die flexible Plankostenrechnung in ihren ersten Entwicklungsstadien überwiegend auf die nach Kostenstellen differenzierte Kostenkontrolle konzentrierte, wurden die Planung und Kontrolle der Einzelmaterialkosten über die vorhandenen Ansätze hinaus nicht weiter entwickelt. Einschränkend ist hierzu allerdings zu bemerken, dass es bereits vor Entstehung der Plankostenrechnung gute Ansätze zur Planung der Einzelmaterialkosten gegeben hat und dass viele Unternehmungen, die über keine vollständige Plankostenrechnung verfügen, geplante Einzelmaterialkosten verwenden2.
Die Aufgabe der Kostenplanung besteht darin, für einen bestimmten Planungszeitraum die über Kostenstellen verrechneten Kostenarten in Form von Plankosten vorzugeben. Hierzu gehören auch die Einzellöhne, deren Planung und Kontrolle wir bereits in Kapitel 3.2 beschrieben haben.
Die Aufgabe der Kostenträgerstückrechnung, die synonym als Kalkulation bezeichnet wird, besteht darin, die Herstell- und Selbstkosten pro Erzeugniseinheit oder Auftrag zu bestimmen1. Hierbei werden als Kalkulationsarten die Vorkalkulation, die Nachkalkulation und die Plankalkulation unterschieden.
Als kurzfristige oder operative Planung wird der Aufbau von Plänen bezeichnet, bei denen ausschließlich über Aktionsparameter entschieden wird, die das Betriebsgeschehen nicht für längere Zeiträume festlegen und sich daher ohne Kapitalverluste an veränderte Situationen anpassen lassen1. Bei der kurzfristigen Planung werden folgende Größen als konstant (=vorgegebene Daten) angesehen:
● Betriebsmittelkapazitäten
● langfristige Personalkapazitäten
● Grundstruktur des Produktions- und Absatzprogramms
● Verpflichtungen aufgrund langfristiger Lieferverträge.
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Flexible Plankosten rechnung und Deckungs beitragsrechnung