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11.01.2016 | Fossile Energien | Interview | Online-Artikel

"Erdgas bietet eine Option zur Entlastung des Klimas"

verfasst von: Günter Knackfuß

3:30 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Dr. Timm Kehler

Die Energiewende bietet große Chancen für den Einsatz von Erdgas als klimaschonenden und bezahlbaren Energieträger. Dr. Timm Kehler zeigt neue Ideen und machbaren Lösungen auf.

Springer Professional: Wie wichtig ist Erdgas im Energieträgermix?

Timm Kehler: Erdgas ist ein elementar wichtiger Energieträger, obwohl seine Rolle für die Erreichung der Klimaschutzziele noch immer unterschätzt wird. In allen Sektoren bietet Erdgas eine effiziente und preiswerte Option zur deutlichen Entlastung des Klimas: Als Ersatz für Kohle, für Heizöl, aber auch für Diesel und Benzin.

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Inwieweit kann Erdgas eine Brücke zur Dekarbonisierung sein?

Bis zum Ende des Jahrhunderts wollen die führenden Industrienationen eine kohlenstoffarme Weltwirtschaft schaffen. Verschiedene innovative mit Erdgas betriebene Technologien haben das Potenzial, CO2-Emissionen sukzessive zu verringern. Als CO2-armer Energieträger kann Erdgas somit einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten. Wer beispielsweise mit Erdgas statt mit Benzin fährt, spart 35 Prozent CO2 bei einer Beimischung von 20 Prozent Biomethan ein. Wer einen alten Ölkessel gegen eine moderne Erdgas-Brennwertheizung tauscht, reduziert die Emissionen schon um die Hälfte. Als Partner der Erneuerbaren kommt Erdgas darüber hinaus eine besondere Schlüsselrolle zu.

Sie sehen Erdgas auch als Katalysator für die Erneuerbaren. Welche Projekte unterstützen sie gegenwärtig?

Bereits heute wird in das Gasnetz auch Bio-Erdgas eingespeist. Auch die Erdgas Brennwerttechnik kann ideal mit Bio-Erdgas betrieben werden. Die Kombination von Brennwert plus Solar ist darüber hinaus die günstigste Heizoption im Neubau, ist also nicht nur kosten-, sondern auch klimaeffizient. Und auch mit Solarthermie oder Umweltwärme kann die Brennwerttechnik leicht kombiniert werden. Eine weitere innovative Technologie, die Power-to-Gas-Technologie, wandelt überschüssige Windenergie in Wasserstoff um. Dieser wird anschließend methanisiert und als Erdgas in das Netz eingespeist. So fungiert Erdgas hier als Speichermedium für erneuerbare Energien und transportiert sie über weite Strecken, um sie schlussendlich zum Verbraucher zu bringen. Das verdeutlicht: Erdgas eignet sich hervorragend als Partner der Erneuerbaren.

Erdgasmobilität könnte noch mehr zur Alternative werden. Wo liegen die Hemmnisse?

Bei dem Thema Erdgasmobilität brauchen wir mehr Transparenz. Wer heute ein Auto kauft, sollte wissen, welche Modelle er mit Erdgas fahren kann und welche Vorteile das bietet. Denn Erdgas ist deutlich günstiger als Benzin oder Diesel. Leider ist die Preisauszeichnung an den Tankstellen noch nicht optimal gestaltet. Dort werden derzeit Erdgaspreise in Kilogramm statt im Literäquivalent wie die restlichen Kraftstoffe ausgewiesen. Erst ein direkter Vergleich zeigt aber den Kostenvorteil von Erdgas auf. Aber auch die politischen Rahmenbedingungen müssen den Kunden langfristig mehr Sicherheit bieten. So muss die Verlängerung des Steuervorteils für erdgasbetriebene Fahrzeuge über das Jahr 2018 hinaus von der Politik sichergestellt werden. 

Beim Klimaschutz treten wir ziemlich auf der Stelle. Wo sehen sie die Ursachen dafür?

Eine Ursache ist sicherlich die fehlende Zielgerichtetheit. Wir verzetteln uns in einem komplexen System aus teilweise widersprüchlichen Einzelzielen statt uns auf ein einfaches Ziel festzulegen: möglichst viel Klimaschutz pro Euro. Erdgasanwendungen können hierfür in allen Maßstäben eine Lösung sein – z.B. hocheffiziente Gaskraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung im großen Maßstab oder innovative erdgasbetriebene Brennstoffzellenheizungen im kleineren Maßstab im Heizungskeller.

Wie kann der Klimaschutz wirksamer gestaltet werden?

Ein klares Ziel muss die CO2-Reduktion sein. Daran sollten sich alle Maßnahmen in unterschiedlichen Bereichen stringent ausrichten. Insbesondere Energieeffizienz ist wichtig für das Erreichen von Klimaschutz. Über ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen fallen im Gebäudebestand an, mehr als in Verkehr oder Industrie. Bisher hat der Kunde aber noch zu wenige Anreize, um zum Erreichen von Klimaschutzzielen im Gebäudebestand beizutragen. Zukunft Erdgas zeigt bereits mit Studien, wie den Sanierungsfahrplänen, dem Neubaukompass oder dem Modernisierungskompass auf, welchen Nutzen und welche Kosten verschiedene Heizsysteme haben. Damit bietet die Initiative eine Orientierungshilfe für klimaschonendes und kostengünstiges Heizen an. Für eine echte Energiewende muss neben dem Wärme- und Stromsektor aber auch der Verkehrssektor in den Fokus genommen werden.  

Vielen Dank für das Interview.

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2014 | OriginalPaper | Buchkapitel

Fossile Energie

Quelle:
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