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2000 | Buch

Franchising

Effizienzvergleich mit alternativen Vertriebskonzepten

verfasst von: Christian Kubitschek

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

Buchreihe : Gabler Edition Wissenschaft

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
I. Einführung
Zusammenfassung
Die Menschen in den Industrie- und einer Vielzahl weiterer Länder sind es gewohnt, von ihrer Ökonomie als Marktwirtschaft zu sprechen. Daß die Marktwirtschaft (die auf der Koordination dezentraler Entscheidungen durch flexible Preise auf freien Märkten basiert) der staatlich gelenkten Planwirtschaft (die im Gegensatz dazu versucht, Entscheidungen auf staatlicher Ebene zu zentralisieren und zur Umsetzung von Entscheidungen auf staatlich festgesetzte Verrechnungspreise und Anordnungen zurückgreift) aus Sicht der gesamtwirtschaftlichen Effizienz überlegen ist, haben die letzten beiden Jahrzehnte auf eindrucksvolle Art und Weise bestätigt. Doch der Eindruck, eine Marktwirtschaft bestehe nur aus der Koordination dezentraler Entscheidungen über den Preismechanismus, ist irreführend. Denn eine Vielzahl von Transaktionen (verstanden als Transfer von Gütern, Dienstleistungen oder Zahlungsmitteln zwischen natürlichen oder juristischen Personen) sind auch in einer Marktwirtschaft aus dem Koordinationsprozeß der Märkte ausgegliedert und statt dessen zentraler Steuerung unterworfen. Dabei können zwei Arten zentraler Steuerung von Transaktionen unterschieden werden:
1)
Auf der einen Seite sind Staatseingriffe anzutreffen, die dazu führen, daß staatliche Institutionen Transaktionen regulieren oder selbst ausführen. Folge dieser Staatseingriffe ist es, daß das freie Spiel der Marktkräfte eingeschränkt oder im Extremfall sogar unterbunden wird. Die Bandbreite der Staatseingriffe erstreckt sich von der Festlegung von Höchst- oder Mindestpreisen (z.B. auf Wohnungsmärkten oder Märkten für Agrarprodukte) oder der Erhebung von Schutzzöllen über die Ausübung staatlicher Kontrolle von Unternehmungen, die sich zum Teil in Staatseigenturn befinden (Bsp.: Telekom, Deutsche Post AG), bis hin zur politischen Kontrolle von Institutionen, die nicht auf Märkten agieren dürfen (Bsp.: Teile des Gesundheits- und Bildungswesens). Die Gründe für diese Staatseingriffe sind vielfältiger Natur. So können z.B. ökologische oder verteilungspolitische Ziele verfolgt werden, Natürliche Monopole reguliert oder Öffentliche Güter, bei deren Bereitstellung Märkte als Koordinationsinstrument versagen, zur Verfügung gestellt werden. Auch Lobbyismus oder Macht- und Prestigestreben von Politikern können die Ursache für Staatseingriffe sein.
 
2)
Neben den Staatseingriffen, die in der vorliegenden Arbeit nicht näher betrachtet werden, existieren auf privater Ebene Institutionen, die ebenfalls Transaktionen aus dem Koordinationsprozeß freier Märkte ausgliedern und statt dessen zentrale Steuerungsinstrumente einsetzen. Die bekannteste Institutionsform stellt die Unternehmung dar’. Auf den ersten Blick mag diese Feststellung überraschend sein, da die meisten Unternehmungen auf Märkten agieren. Doch innerhalb einer Unternehmung wird in der Regel nicht über (auf freien Märkten gebildete) Preise koordiniert, sondern es werden Pläne entworfen, Budgets und Verrechnungspreise festgelegt, Anordnungen erteilt usw. — kurz: Es werden Instrumente zentraler Steuerung eingesetzt, mit denen die Transaktionen innerhalb der Unternehmung geregelt werden2.
 
Christian Kubitschek
II. Das Konzept des Franchisings
Zusammenfassung
Wer sich mit Franchising beschäftigt, stößt schnell auf die Tatsache, daß in der Literatur keine allgemein anerkannte Definition des Franchising-Begriffs existiert12. Vielfach vermeiden Autoren sogar eine Präzisierung dessen, was sie als Franchising bezeichnen. Dies ist in erster Linie auf die Komplexität und Vielfalt der realen Franchise-Systeme zurückzuführen. Dadurch entstand eine „beispiellose Begriffsverwirrung“13, die zu einer „Konturenlosigkeit“14 des Franchisings führte. Dieses Kapitel widmet sich deshalb der Aufgabe, den Begriff des Franchisings zu definieren. Dies geschieht, indem auf einer deskriptiven Ebene das Konzept des Franchisings — so wie es in dieser Arbeit aufgefaßt wird — vorgestellt wird. Die erste Aufgabenstellung besteht darin, dem Leser zu vermitteln, welche Franchising-Arten zu unterscheiden sind, und welche dieser Franchising-Arten in der vorliegenden Arbeit untersucht wird. Damit das Konzept des Franchisings präzise erfaßt wird, werden anschließend die Konturen des Untersuchungsgegenstands — des sogenannten Business-Format-Franchisings — herausgearbeitet, wobei zwei Ebenen zu unterscheiden sind:
1)
Isolierte Betrachtung des Franchisings: Bei der isolierten Betrachtung werden die wesentlichen Strukturmerkmale des Franchisings vorgestellt. Auf der Basis dieser Strukturmerkmale wird eine präzise Definition des Untersuchungsgegenstands erarbeitet. Damit diese Definition für den Leser mit inhaltlichem Leben gefüllt wird, werden die Strukturmerkmalsausprägungen von drei realen Franchise-Systemen (Budget Car Systems, Computerland und McDonald’s) dargestellt.
 
2)
Abgrenzung des Franchisings zu verwandten Konzepten: Basierend auf den Strukturmerkmalen, die bei der isolierten Betrachtung des Franchisings herausgearbeitet werden, wird Franchising gegenüber verwandten Konzepten abgegrenzt. Diese Abgrenzung dient dazu, die (erkennbaren) Strukturunterschiede zwischen Franchising und den Lizenzen, Konzessionen, Handelsvertretern, Vertragshändlern und Filialsystemen herauszuarbeiten. Dies wird die Basis für die Kapitel III bis VI bilden, die sich den Fragen widmen, worin die (nicht unmittelbar erkennbaren) Effizienzunterschiede zwischen diesen Konzepten bestehen, und worauf diese Effizienzunterschiede zurückzuführen sind.
 
Christian Kubitschek
III. Franchising und Filialsysteme: Bisherige Effizienzvergleiche
Zusammenfassung
Die Ausführungen im Kapitel II verdeutlichen, daß es zur Erklärung des Wesens von Franchising notwendig ist, eine effizienzvergleichende Analyseebene zu wählen. Kapitel II stellt nun die in der bisherigen Literatur vorgenommenen Effizienzvergleiche zwischen Franchising und Filialsystemen dar. Dabei soll herausgearbeitet werden, ob das Bild, das die Literatur von diesem Vergleich zeichnet, alle drei in der These 2 zusammengefaßten Strukturmerkmalsunterschiede zwischen den beiden Systemen erklären kann.
Christian Kubitschek
IV. Analyse ex- und impliziter Geiseln in Franchise-Systemen
Zusammenfassung
Kapitel III verdeutlicht, daß die bisherige Literatur nicht in der Lage ist, die unterschiedlichen Eigentumsstrukturen von Franchise- und Filialsystemen zu erklären. Im Gegenteil: Eine Modifizierung der Filiallösung (durch eine Kapitalbeteiligung des Filialleiters) könnte — zumindest wenn die Sichtweise der bisherigen Literatur unterstellt wird, die Franchising als extreme Form der Gewinn- und Verlustbeteiligung des Agenten betrachtet — die Screening- und Motivationswirkungen eines Franchisevertrags imitieren, ohne daß der Agent Eigentumsrechte erwirbt.
Christian Kubitschek
V. Die Anreizwirkungen der Eigentumsstruktur des Franchisings
Zusammenfassung
In den Kapiteln III und IV wurden aus dem Geisel-Ansatz Erkenntnisse über häufig auftretende Elemente realer Franchise-Verträge gewonnen (Rückkaufklauseln, Wettbewerbsverbote, Eintrittsgebühren, Vertragsstrafen). Die unterschiedlichen Eigentumsregelungen von Franchise- und Filialsystemen konnten aber nicht erklärt werden. Kapitel IV wird deshalb einen aus der Property-Rights-Literatur stammenden Ansatz auf den Vergleich des Franchisings mit den Filialsystemen übertragen. Dieser Ansatz, der sich bislang auf einer abstrakten Ebene bewegt und von Grossman, Hart und Moore (GHM) entwickelt worden ist, befaßt sich explizit mit den Anreizwirkungen von Eigentumsrechten. Er abstrahiert von Vertragsinhalten und konzentriert sich statt dessen nur auf residuale Situationen, in denen die Eigentumsrechte ihre Wirkung entfalten. Zur Übertragung dieses Ansatzes auf den konkreten Vergleich des Franchisings mit den Filialsystemen wird folgendermaßen vorgegangen: Zu Beginn wird — losgelöst vom Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit — die grundlegende Argumentation des GHM-Ansatzes skizziert. Dies soll dem Leser den Einstieg in die formale Analyse erleichtern. Der dabei vorgenommene Vergleich mit dem Transaktionskostenansatz gestattet zusätzlich eine Einordnung des GHM-Ansatzes in die Theorie der Firma. An diese allgemeinen Ausführungen schließt sich die Herleitung des Modells an, das die Grundlage für die Analyse in diesem Kapitel und im Kapitel VI bilden wird. Auf der Basis der formalen Analyse werden die unterschiedlichen Eigentumsstrukturen von Franchise- und Filialsystemen und eine Vielzahl weiterer Beobachtungen über diese beiden Systeme erklärt. Im einzelnen werden folgende Fragen beantwortet:
  • Weshalb weisen die Kapitalgüter eines Franchise-Nehmers in der Regel eine „mittlere“ Spezifität auf?
  • Kann ein Franchise-Nehmer als Scheinselbständiger bezeichnet werden?
  • Wie können die unterschiedlichen Branchenanteile von Franchise- und Filialsystemen erklärt werden?
  • Welcher Zusammenhang existiert zwischen Eigentums- und Machtstrukturen?
  • Besteht in Franchise-Systemen ein Machtdefizit des Prinzipals?
  • Welche Erkenntnisse können aus dem konkreten Vergleich der Eigentumsstrukturen von Franchise- und Filialsystemen zu allgemeineren Fragen des In- und Outsourcings gewonnen werden?
  • Welche realen Aneigungs- und Hold-Up-Probleme können nicht durch vertragliche Instrumente, sondern nur durch die Zuteilung residualer Kontrollrechte gelöst werden?
  • Weshalb sind die Rückkaufklauseln in realen Franchise-Verträgen meistens optional ausgestaltet?
  • Stellt die Eigentumsstruktur des Franchisings ein Instrument zur Implementierung einer extremen Gewinn- und Verlustbeteiligung des Agenten dar?
  • Wie kann der beobachtbare stochastische Zusammenhang zwischen der Zuteilung von Eigentumsrechten und dem Anspruch einer Person auf das residuale Einkommen erklärt werden, obwohl Vertragsformen wie z.B. Pacht und Leasing existieren, bei denen auch ein Nicht-Eigentümer zum Empfänger des residualen Einkommens wird?
Christian Kubitschek
VI. Franchising als hybride Form des Know-How-Transfers
Zusammenfassung
In den Kapiteln III bis V wurde Franchising auf der Basis eines Effizienzvergleichs mit den Filialsystemen analysiert. Durch diesen Vergleich konnten Erkenntnisse über die Effizienzvor- und -nachteile das Franchising gegenüber den Filialsystemen gewonnen werden. Zusätzlich konnten häufig auftretende Vertragsinhalte realer Franchise-Verträge erklärt werden. Abschnitt 5.1.1.5 im Kapitel V verdeutlicht aber, daß es noch eines Effizienzvergleichs mit den anderen hybriden Konzepten bedarf, uni das Wesen des Franchisings umfassend erklären zu können. In der bisherigen Franchising-Literatur fehlen Arbeiten, die sich diesem Vergleich widmen. In diesem Kapitel wird daher ein Ansatz entwickelt, der die Effizienzunterschiede zwischen Franchising und den anderen hybriden Konzepten erklärt. Hierzu wird folgendermaßen vorgegangen.
Christian Kubitschek
VII. Zusammenfassung und offene Fragen
Zusammenfassung
Zu Beginn der vorliegenden Arbeit wurden die drei Erkenntnisziele vorgestellt, die sich ihrerseits in verschiedenen Fragestellungen niederschlagen. Bei der Zusammenfassung der Erkenntnisse wird deshalb so vorgegangen, daß die Erkenntnisse anhand dieser Erkenntnisziele geordnet dargestellt werden.
Christian Kubitschek
Backmatter
Metadaten
Titel
Franchising
verfasst von
Christian Kubitschek
Copyright-Jahr
2000
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-663-08181-4
Print ISBN
978-3-8244-7085-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-08181-4