1990 | OriginalPaper | Buchkapitel
Frauen und Technik: Entwicklungstendenzen geschlechtsspezifischer Vergesellschaftung in der Erwerbs- und Reproduktionsarbeit
verfasst von : Gerd Hurrle, Helmuth Schütte
Erschienen in: Neue Techniken — Veraltete Gewerkschaften?
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Die Feststellung, daß weibliche Erwerbsarbeit anderen Bestimmungen unterliegt als männliche, ist heute weitgehend unbestritten. Während in den Biografien von Männern Arbeits- und Karriereplanung sowie eine mehr oder weniger aktive Teilhabe am öffentlich-politischen Leben bis in unsere Zeit hinein scheinbar naturwüchsig im Zentrum stehen, sind weibliche Lebensentwürfe durch jene Anforderungen bestimmt, die mit der Zuweisung (und Übernahme) reproduktiver Leistungen, d.h. von Haus- und Familienarbeit, verbunden sind. Der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in der Gesellschaft in einen öffentlichen Bereich, in dem Fragen der Gemeinschaft und der gesellschaftlichen Entwicklung ausgehandelt und entschieden werden und der weitestgehend von Männern besetzt ist, und einen privaten Bereich (Reproduktion), in dem überwiegend dienende und pflegende Tätigkeiten anfallen und für dessen Aufrechterhaltung Frauen (unbezahlt) zuständig sind, folgt die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung im Erwerbsleben. Die Positionierung der Menschen in den jeweiligen gesellschaftlichen Bereichen bezeichnet zugleich das Maß an gesellschaftlicher Partizipation, an Möglichkeiten, an der Regulierung des Gemeinwesens mitzuarbeiten — mit anderen Worten: sich zu vergesellschaften. Es ist diese „Getrenntheit von Öffentlichkeit und Privatheit, (die) die Frauen in der untergeordneten Stellung hält, indem sie zu einer Ordnungs-struktur wurde, die geschlechtsspezifische Arbeitsteilungen begründet, die Geschlechter an entgegengesetzten Orten posi-tioniert und somit die Geschlechterdifferenz zu einer Art Kitt organisiert, der allgemein zerrissene Sozialstrukturen zusammenhält.“ (HAUSER 1987, S.23).