Zusammenfassung
Die Autoren erläutern basierend sowohl auf wissenschaftlicher Erkenntnis als auch auf langjähriger Erfahrung in der Versicherungsbranche, welche Ursachen zum Unterschreiten der Frauenquotenziele führen, die nicht in der Personalpolitik begründet sind. Es wird unter anderem die Frage aufgeworfen, warum der Staat Unternehmen unter Druck setzt, Frauen zu fördern, aber nicht für die nötigen Rahmenbedingungen sorgt, und warum nicht einmal die Frauen selbst ihre Geschlechtsgenossinnen analog dem „old boys network“ fördern. Gerade die Rahmenbedingungen führen bei Müttern dazu, dass die klassische sogenannte 1,5‐Personen‐Karriere mit Kleinkind kaum machbar ist.
Nießen und Schwenzer hinterfragen, ob die vermehrte Anzahl von Frauen in Führungspositionen wirklich den Faktor Vielfalt im Unternehmen erhöht, oder ob diese Frauen nicht vielmehr den sie befördernden Männern so sehr nacheifern, sodass der ursprüngliche Sinn von Diversity, nämlich das konstruktive Nutzen von Vielfalt, in dieser kennzahlentauglichen Form ad absurdum geführt wird.
Denn dass Unternehmen von geistiger und kultureller Vielfalt ungemein profitieren, dürfte außer Frage stehen – gerade in der Versicherungsbranche, in der das Kollektiv eine fundamentale Rolle spielt. Diese ist aber nicht an Geschlechtszugehörigkeit gebunden. Die Autoren fordern daher anstelle gesetzlicher Quoten ein differenziertes Leistungs‑ und Talentmanagement, flexiblere Arbeitsbedingungen in einer Ergebnis‑ anstelle Anwesenheitskultur sowie eine Kultur des Vertrauens und der Meinungspluralität.