2004 | OriginalPaper | Buchkapitel
Friedensforschung, Historische Anthropologie und neue Kulturgeschichte
verfasst von : Andreas Gestrick
Erschienen in: Friedens- und Konfliktforschung in Deutschland
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Wer das Phänomen Krieg und Gewalt mit dem Begriff Anthropologie in Verbindung bringt, setzt sich dem Verdacht aus, nach überzeitlichen Dispositionen menschlichen Verhaltens zu fragen oder zu versuchen, Ergebnisse biologischer Verhaltensforschung sozialwissenschaftlich zu bestätigen. Historische Anthropologie hat gerade dies nicht im Sinn. Der Begriff „Historische Anthropologie“ erfuhr in den letzten Jahrzehnten erhebliche Veränderungen und dient heute als Oberbegriff für verschiedene Ansätze in der Geschichtswissenschaft, die sich mit der historischen und kulturellen Wandelbarkeit von Phänomenen befassen, die in Gesellschaften oder Kulturen allgemein zur überzeitlichen „Grundausstattung“ des Menschen gerechnet werden, da es sich um scheinbar natürliche Verhaltensdispositionen handelt. Zwar gibt es Forschungsinstitute für Historische Anthropologie wie in Göttingen oder Zürich, die im Bereich der Medizingeschichte angesiedelt sind und sich in einer aus dem 19. Jahrhundert kommenden Tradition unter diesem Begriff mit den physischen Veränderungen des Menschen beschäftigen. Andere Institute, Zentren oder Arbeitsstellen für Historische Anthropologie (Berlin, Erfurt, Freiburg, Göttingen) kommen dagegen von den Humanwissenschaften und speziell von der Geschichte her und sehen ihre Aufgabe gerade darin, „sich ideologiekritisch gegen stereotype Vorstellungen von vorgegebenen und konstanten Merkmalen menschlicher Antriebe, Einstellungen und Verhaltensweisen abzugrenzen“ (Süssmuth, 1984, 8).