Fuchs trifft Marx – oder: Die große Frage nach der Totalität

Dass Fuchs den „Forum“-Beitrag „vor allem für Werbung in eigener Sache“ nutze, ist mithin auch nicht die Schlussfolgerung des Verfassers, sondern die von Michael Meyen (2017), einem renommierten Mitstreiter von Fuchs im Netzwerk „Kritische Kommunikationswissenschaft“, auf das unten noch näher eingegangen wird.

Nur einer wendet dort trotzig ein: „But it’s a sandal.“ – Nur in diesem Sinne würde auch der Verfasser zur obigen prophetischen Deutung der Marx-Vision einwenden wollen, dass diese für ihn in bedeutsamer Weise gerade nicht nach heutigem Internet klingen möchte – ist dieses Internet doch gerade aus kritischer Perspektive nicht durch eine symmetrische, sondern durch eine höchst asymmetrische Transparenzverteilung gekennzeichnet nach Art eines „surveillance capitalism“, der etwa nach Shoshana Zuboff (2015) die ökonomische Institutionalisierung des Internets grundwesentlich prägt.

Zu nennen ist hier natürlich auch das eingangs bereits angesprochene Werk Social media: a critical introduction von Christian Fuchs (2017b) selbst. Im Rahmen einer soziologischen Theorieentwicklung zu den von ihnen überzeugend dargestellten Phänomenen einer deep mediatization und einer folgenreichen umfassenden datafication der sozialen Realität gelangen auch Nick Couldry und Andreas Hepp (2017) zu einer kritischen Sicht, die ebenfalls insbesondere auf die ökonomischen Machtpositionen der großen Internetplattformen abhebt, die als „new types of institutional power“ beschrieben werden (Couldry und Hepp 2017, S. 218; vgl. zu den kritischen Schlussfolgerungen insb. S. 213–224). Zusammen mit Ulises Mejias plant Nick Couldry nun sogar ein Werk „on resistance to the corporate appropriation of social life through the construction of online platforms“ (Couldry 2017, H. d. V.). Mit größter Spannung darf man in diesem Kontext auch Shoshana Zuboffs für November 2017 angekündigtes Buch Master or Slave? The Fight for the Soul of Our Information Civilization erwarten (Zuboff 2017). Hinsichtlich der internationalen empirischen Forschung ist sicherlich der aufschlussreiche Überblick von Aelst et al. (2017) zu empfehlen. Für den deutschsprachigen Raum ist beispielsweise die aktuelle Monographie von Wolfgang Schweiger (2017) hervorzuheben sowie Christoph Neubergers aktuelle Analyse von „Vielfalt, Meinungsbildung und Meinungsmacht im Internet“ (vgl. Lobigs und Neuberger 2017, Teil I). Auch der Verfasser hat sich im Rahmen einer Expertise im Auftrag der Schweizer Eidgenössischen Medienkommission an einer institutionenökonomischen Analyse der aktuellen kritischen Entwicklungen im Internet am Beispiel der Schweiz versucht (Lobigs 2017).